Rheinpegel in Wesel steigt weiter Alle Camper sollen die Grav-Insel vorsichtshalber verlassen

Flüren · Das Rhein-Hochwasser könnte womöglich die Zufahrt zu Deutschlands größtem Campingplatz überschwemmen, heißt es. Schlimme Folgen wären dann möglich. Wann der Betrieb wieder losgehen könnte – und wie die Mitarbeiter den Fluten trotzen.

 Wo am Donnerstag auf der Grav-Insel noch Saisoncamper standen, ist am Freitag alles überflutet.

Wo am Donnerstag auf der Grav-Insel noch Saisoncamper standen, ist am Freitag alles überflutet.

Foto: Klaus Nikolei

Die rund 120 Saisoncamper auf der Flürener Grav-Insel dürften Campingplatz-Chef Frank Seibt dankbar sein. Denn in weiser Voraussicht hatte er bereits am Mittwoch alle per Mail oder Telefon aufgefordert, die Insel wegen des drohenden Hochwassers zu verlassen. Die letzten Gäste verließen dann am Donnerstag das vom Regen völlig durchgeweichte, gut 30.000 Quadratmeter große Areal zwischen der Strandallee und der Deichpromenade. Am Freitagmorgen nun stand der gesamte Bereich unter Wasser. Am Mittag war der Pegel in Wesel auf 8,64 Meter gestiegen. Tendenz: weiter steigend. Am Samstag könnte der Scheitelpunkt bei 9.15 Uhr erreicht sein, sagt der Hochwassermeldedienst voraus.

Zwar ist die Zufahrt von der Bislicher Straße auf die Grav-Insel nach wie vor frei, aber Frank Seibt ist nach wie vor vorsichtig. Aus diesem Grund hat er nun auch allen anderen Campern nahegelegt, die Insel für einige Tage zu verlassen. Denn: „Wenn das Wasser des knatschbraunen Rheins am Wochenende noch steigt, könnte die Straße überschwemmt werden, so dass am Ende womöglich nicht mal mehr der Notarzt zu uns kommen kann. Darüber müssen sich alle im Klaren sein. Wir haben auch Dialyse-Patienten hier, die dann nicht mehr wegkämen.“

Deshalb empfiehlt Seibt, den Campingplatz zu verlassen und, wenn möglich, erst am Donnerstag zurückzukehren. „Denn in der nächsten Woche kommt der Sommer zurück und das Wasser wird zurückgehen. Das hier ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.“ Das Problem aktuell ist für ihn, dass der Pegel in Köln zwar fällt, in Wesel aber zusätzlich das Wasser aus der Ruhr ankommt. „Wenn womöglich die Stauseeschleusen geöffnet werden, dann steigt der Pegel der Ruhr massiv an – und am Ende fließt alles in Richtung Niederlande und kommt dann auch zu uns.“

 Ob die Zufahrtsstraße von der Bislicher Straße auf die Grav-Insel wirklich am Wochenende überflutet wird, ist noch offen.

Ob die Zufahrtsstraße von der Bislicher Straße auf die Grav-Insel wirklich am Wochenende überflutet wird, ist noch offen.

Foto: Klaus Nikolei

Frank Seibt ist mehr als froh, dass Wesel im Vergleich zum Bergischen Land und der Eifel von der Überschwemmungskatastrophe komplett verschont geblieben ist. „Mir tun die Menschen dort unendlich leid. Das sind unglaubliche Bilder in den Medien“, sagt er.

Seibts Mitarbeiter sind übrigens pausenlos damit beschäftigt, den Deich des Campingplatzes zu sichern. „Alle zwei Stunden kontrollieren wir ihn – Tag und Nacht. Außerdem schippen wir das ganze angeschwemmte Holz weg. Wie gesagt, das sind alles nur reine Vorsichtsmaßnahmen“, sagt der Campingplatz-Chef. Sobald sich das Wasser zurückgezogen hat, wird wohl eine bis zu zehn Zentimeter dicke Schlammschicht die Wiesen der Insel bedecken. Davon jedenfalls geht Seibt aus. Und dann? „Die Schicht wird in der Sonne trocknen. Dann fahren wir mit dem Schlepper drüber und alles zerbröselt.“

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