Bilder Historische Bilder: Wesel in den Siebzigern und Achtzigern
Viele werden sich noch an die Warteschlangen vor deralten TÜV-Prüfstelle an der Schermbecker Landstraße erinnern. Zum TÜV gab es damals keine Alternative, man musste immer viel Geduld mitbringen. Der Neubau dreier Prüfhallen auf einem 8000 Quadratmeter großen Gelände im Gewerbegebiet Rudolf-Diesel-Straße sollte einen kundenfreundlichen Ablauf gewährleisten. In einer der Hallen konnten sogar 18 Meter lange LKW untersucht werden. Geplant war, den Kunden noch für den selben Tag den genauen Prüftermin zu nennen. Lange Wartezeiten gibt es heute tatsächlich nicht mehr.
Seit 1970 hatte die SPD ein Hallenbad für die Feldmark gefordert. Im Kommunalwahlkampf 1979 kochte das Thema besonders hoch. Zwei Jahre zuvor hatte der Rat mit den Stimmen von SPD und FDP beschlossen, in Wesels Norden ein Hallenbad direkt neben der privat finanzierten Eishalle (Foto) zu bauen. Ursprünglich sollte das Bad 6,5 Millionen Mark kosten, nun lag die Schätzung schon bei 8,75 Millionen, daraufhin sollte der Architekt das Projekt abspecken. Wegen der landesweit zurückgehenden Besucherzahlen wollte der Regierungspräsident den Bau nicht fördern. Im Dezember 1981 wurde der Vertrag mit dem Planungsbüro gekündigt, einige hunderttausend Mark an Planungskosten waren verloren, das Projekt war gestorben.
Ein über 25 Meter hoher Weihnachtsbaum stand 1979 am Berliner Tor. Die Weseler Werbegemeinschaft hatte die Fichte mit 520 Lampen geschmückt . Schon vom Bahnhof aus war das 92 Jahre alte Prachtstück zu sehen. Die Wilhelmstraße war damals noch gepflastert, man konnte mit dem Auto um das Berliner Tor herumfahren, und der Lieferwagen mit der Aufschrift „Hansa“ konnte sein Ziel in der Poppelbaumstraße schon sehen.
Mit einem Schweigemarsch demonstrierten zahlreiche Jugendverbände aus dem ganzen Kreisgebiet für Frieden und Abrüstung. Am 'Antikriegstag' wollten die Jugendlichen auf Ursachen und Folgen von Kriegen aufmerksam machen. Viele Bürger informierten sich an den Ständen in der Fußgängerzone. Am Bühnenhaus fand ein musikalisches Programm mit 'Liedern gegen den Krieg' statt
700 Betriebe des Gemüse-, Obst- und Gartenbaus hatten sich zur Erzeugergenossenschaft Niederrhein (EGN) zusammengeschlossen. 1979 feierte die EGN ihr 50jähriges Jubiläum, sie diente als Mittler zwischen Erzeugern und Händlern. Am Schepersweg in Wesel waren 120 Mitarbeiter beschäftigt, hier standen Verwaltungsgebäude und Hallen mit 18 000 Quadratmetern Fläche. Die EGN handelte mit Grünpflanzen, Obst, Gemüse und Floristenbedarf, Herzstück war aber die große ‘Uhr‘, wo Schnittblumen aus aller Welt versteigert wurden. Später konzentrierte man sich auf die Versteigerung von Schnittblumen, aber im Jahr 2003 ging die EGN in Konkurs und wurde von der Firma Birkhoff übernommen.
'Ja wo sind sie denn', scheinen CDU-Fraktionsvorsitzender Schulte-Mattler (l.) und Schulexperte Müller zu fragen. Gemeint sind die rund 1000 Quadratmeter Schulhoffläche der Hauptschule Nord. Eigentlich standen der Schule 3400 Quadratmeter zu, nachdem aber der Bauzaun für die Eissporthalle auf den Schulhof vorgerückt war, blieben nur 2345 Quadratmeter. Die Politik beklagte sich, dass die Verwaltung nicht rechtzeitig auf das Problem aufmerksam gemacht hatte. Später wurde der verkleinerte Schulhof für 230 000 Mark neu gestaltet
Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt startete in der 'Baeckerey NO2' in der Zitadelle das neue Jugendzentrum der Stadt. Leiter Neithard Kuhrke (r) und Erzieher Wolf-Dietrich Reitz (l) berichteten, dass für die Jugendlichen eine AG Jugendcafé, eine AG Filmothek und eine AG Discothek geplant waren. Man habe auch einen Billardtisch und einen Kickerautomaten angeschafft. Die Renovierung hatte 130 000 Mark und das Inventar 120 000 Mark gekostet. Bärbel Ellendt von der Verwaltung und Praktikant Jürgen van de Locht gehörten mit zum Team.
Die Aktionswoche hieß 'Kinder - Bürger unserer Stadt'. Herbert Scheitler vom Stadtjugenring sagte: 'Für mich ist es nicht so wichtig, wie viele Kinder kommen, sondern dass überhaupt etwas für Kinder gemacht wird.' Beim Stationslauf in der Innenstadt wetteiferten fast hundert Kinder um die ersten Plätze. Erbsenweitspucken, Puzzle legen, Pfeilwerfen und Mohrenkopfessen (Bild) machten jedenfalls viel Spaß.
Als mir dieses Bild in die Hände fiel, staunte ich nicht schlecht: vor 40! Jahren wurde in Wesel der erste von sieben Elektrobussen in Betrieb genommen. Wesel war neben Stuttgart die bundesweit zweite Stadt, die an einem fünfjährigen Probelauf teilnahm. Staatssekretär Mahne gab das Startzeichen für den Hybridbus. In der Stadt fuhr er rein elektrisch, über Land versorgte ein kleiner Diesel den Stromgenerator. Beim Bremsen gab der Generator Energie an die Batterie zurück. Wenn man den Text von damals liest, meint man, das Ganze wäre letzte Woche geschehen.
Bei der Firma Gabler in Obrighoven wurde der größte fahrbare Müllbehälter der Bundesrepublik fertiggestellt. Das Ungetüm war 15 Meter lang und konnte 45 Kubikmeter Müll aufnehmen. Es ging für 270 000 Mark zu einem Transportunternehmen nach Hannover. Gabler & Co. wurde 1960 gegründet, ein Jahr später wird an der Rudolf-Diesel-Straße ein neuer Betrieb gebaut. Innovative Müll- und Spezialfahrzeuge verlassen das Werk, aber zum Jahresende 1982 geht die Firma in Konkurs und stellt den Betrieb ein. Im Jahr darauf wird Gabler durch die Fa. KROLL GmbH aus Hamburg/Reinbek übernommen
Der von der Landesregierung verornete 'Tag des Kindes' wurde in Wesel auf unterschiedliche Art begangen. In der Fußgängerzone verkauften Schüler Spielzeug für einen guten Zweck, im Schulzentrum Nord wurden Linolschnitte gebastelt, auf dem Abenteuerspielplatz am Südring errichteten kleine Indianer ein Zeltlager. Der RP-Redaktion hatten Kinder ihre Sorgen geschrieben. So meinte der fünfjährige Sascha über seinen Spielplatz am Mölderplatz: 'Dass hier die Hunde überall hinkacken, stört mich. Man kann sich nirgends hinsetzen. Was würden die Hundebesitzer sagen, wenn wir bei denen in den Garten machen würden'
Ein Beispiel unternehmerischen Weitblicks" nannte der ehemalige Weseler CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Kraske den Brüner Fensterhersteller Knipping. Mit dreifach verglasten Fenstern war die Firma sehr erfolgreich. Von 1966 bis 1979 stieg der Umsatz von 260 000 Mark auf 50 Millionen. Knipping Brünen war zeitweilig drittgrößter Fensterproduzent Europas. Man exportierte in viele Länder, so wurde der Flughafen in Dubai mit Knipping-Fenstern ausgestattet. Mit Betrügereien wurde die Firma schließlich in die Insolvenz gewirtschaftet, so waren Sozialbeiträge nicht gezahlt worden. 2003 war die Firma Knipping in Brünen Geschichte.
Die Ortsgruppen von Loikum, Dingden und Bislich kämpften an der Issel in Loikum um den Wanderpokal der Katholischen Landjugend. Zum Beispiel musste beim "Spiel ohne Grenzen" Isselwasser per löchrigem Eimer und Schubkarre transportiert werden. Schlammballen, genannt "Modderpapp", wurden von Hand zu Hand ins Ziel weitergereicht. Ein Auto musste über die holprige Wiese gezogen werden, dummerweise war der erste Gang eingelegt. Vorjahressieger Dingden gab sich schließlich dem KLJB-Team aus Loikum geschlagen.
Dem Eindruck, dass der Stadt das Geld zu locker sitzt, trat Bürgermeister Detert beim ersten Spatenstich für die Eishalle am Schulzentrum Nord entgegen. Der Steuerzahler würde nicht belastet, weil die erforderlichen neun Millionen Mark vom Investor, Inhaber und Betreiber Ewald Gutberlet aus Dortmund bezahlt würden. Mit der Abwärme der Gasmotoren sollte nicht nur die Eishalle sondern auch das in direkter Nachbarschaft geplante Schwimmbad beheizt werden. Diese Verbindung von Eishalle und Schwimmbad nannte Architekt Kohlrautz im Sinne der Energieeinsparung einen "weisen Entschluss" des Rates. Mit der Weisheit ist das so eine Sache. Das Bad wurde nie gebaut.
Weder Beigeordneter Werner Schepers noch Kämmerer Walter Hüls wussten etwas von einer geplanten Anhebung der Parkgebühren. Das Bundeskabinett hatte Anfang 1979 eine Novelle verabschiedet, die eine Erhöhung der Gebühren ermöglichte. Außerdem war für 1980 eine Funktionalreform angekündigt, die die Überwachung des ruhenden Verkehrs in städtischer Regie vorsah. Schepers prophezeite hingegen ein Ende der 'Parkuhr-Ära' und vavorisierte blaue Zonen mit Parkscheibe nach Schweizer Modell. In Wesel standen damals 359 Parkuhren, nach Abzug der Unterhaltskosten blieben 51453 Mark für die Stadtkasse.
Das Stöhnen über zu hohe Spritpreise gehörte wohl schon immer zum Autofahren. "Benzinpreise in astronomischer Höhe" überschrieb Kollege Drunkenmölle seinen Artikel über die Situation der freien Tankstellen in Wesel. Für Superbenzin waren zwischen 99.9 und 1,03 Mark zu entrichten. Helmut Paulsen, Tankwart an der Schermbecker Landstraße, beklagte die Abhängigkeit vom Markt in Rotterdam und befürchtete, dass die großen Konzerne die freien Tankstellen verdrängen wollten. Heute, 40 Jahre später, zahlt man knapp das Dreifache.
Auch Torwart Hermann Stricker(Foto), der Schermbecker FDP-Fraktionschef, konnte nicht verhindern, dass seine Mannschaft den letzten Platz beim Prominententurnier der Freiwilligen Feuerwehr Schermbeck belegte. Die Gemeinderatself schoss kein einziges Tor gegen die Mannschaften von Feuerwehr, Polizei und Verwaltung. Dem Wehrleiter Egon Borgs, Torwart der Feuerwehr, soll sogar der Angstschweiß auf der Stirn gestanden haben. Im Spiel gegen die Polizei, dem späteren Turniersieger, musste er sechs Treffer hinnehmen.
Acht Millionen Mark hatte der Internationale Bund (IB) für sein Heim auf der Schillwiese investiert. Im Spätsommer 1979 würde das Haus, in dem verhaltensgestörte und lernbehinderte männliche Jugendliche wohnen und lernen sollten, in Betrieb gehen. Zu den 48 Wohnplätzen kamen therapeutische Werkstätten, mit bis zu 80 Ausbildungsplätzen in den Bereichen Metall, Holz, Gartenbau, Büro- und Lagertechnik sowie Farbe. Die Abteilung Berufliche Bildung wurde 2014 aufgegeben. Die Gärtnerei soll nun abgerissen werden, für 2020 ist der Baubeginn für ein Jugendhotel mit 130 Plätzen geplant.
Endspurt für die Fliesenleger im Rheinbad. Am ersten Mai sollte das Freibad eröffnet werden. Für 650 000 Mark waren eine neue Umwälzanlage und ein Sprungbecken mit Betonsprungturm gebaut worden. Die Fläche zwischen den beiden Becken musste nun noch gefliest werden. Abgeplatzte Kacheln wurden nach jedem Winter ersetzt. 1999 musste das marode Bad geschlossen weren. Zwei Jahre später wurde das modernisierte Rheinbad mit zwei Edelstahlbecken und Erlebnisbereich wieder eröffnet.
Die Eisdiele Venezia in der Hohen Straße habe ich wohl in jedem Jahr mindestens einmal fotografiert. Ich gebe zu, dass war für mich sehr bequem, denn das Café lag direkt neben der RP-Redaktion. An den ersten warmen Sonnentagen, oder wenn sich im Sommer ganze Schulklassen nach der Zeugnisausgabe mit einem Eis in die Ferien verabschiedeten, ließ sich immer ein Motiv finden. Die Familie Martinelli hat mir oft einen schönen Eisbecher für Fotozwecke zubereitet. Den durfte das Fotomodell dann als Honorar essen.
Für die Männer mit ihren müden, rußgeschwärzten Gesichtern war es ein ganz trauriger Tag: am 23. März endete mit dem letzten Guß eine fast 80jährige Firmengeschichte. Die Eisengießerei Wesmag an der Brüner Landstraße, 1960 von Flender in Bocholt übernommen, genügte nicht mehr den verschärften Umweltschutzbestimmungen und den Anforderungen an humane Arbeitsplätze. Tagein tagaus hatten die Arbeiter in stickigem Koks-Qualm und bei unglaublicher Hitze ihre schwere Arbeit verrichtet. Trotzdem konnte man spüren, dass den 50 Mitarbeitern der Wechsel zur vollautomatischen Gießerei nach Bocholt schwer fiel.
Die 'lustigen Dorfschwalben' belegten am Ende mit 211 Holz den zweiten Platz im Kampf um den Wanderpokal der Verbandssparkasse Schermbeck-Gahlen. Bernhardine Wischerhoff, Elisabeth Unterberg und Toni Arndt (v.l.) mussten sich nur der 'frohen Runde' geschlagen geben. Bei den Männern siegten die 'Schrägen Fürsten' mit 239 Holz. Vorjahressieger 'Möp Gries' musste sich mit 237 Holz geschlagen geben.
Bei den gemischten Clubs siegte 'Ohne Qualm' vor den 'Molligen Schweinchen'.
Anwohner der Waldstraße in Flüren beklagten eine "unerfreuliche Entwicklung". Seit auf einer Straßenseite fünf Wohnblocks gebaut worden waren, sei das soziale Gefälle immer stärker geworden, immer mehr Leute zögen in die Blocks, die nicht auf Ordnung und Sauberkeit achteten. Schließlich türmte sich Sperrmüll auf dem Bürgersteig, und zwei Autowracks rosteten am Straßenrand vor sich hin. Die Hausverwaltung vermutete einen Irrtum im Datum der Sperrmüllabfuhr. Eingeschaltet wurde auch die Standortverwaltung, die einige Wohnungen an US-Soldaten weitergegeben hatte. Der Kommandeur sagte zu, dass die Soldaten alles aufräumen.
Im Schulausschuss war man fassungslos: das brandneue Gymnasium Nord, erst elf Monate in Betrieb, sollte nach Darstellung der Schulleitung schon wieder zu klein sein. SPD-Ratsmitglied Heribert Niermann sagte, dass keine Schule in Wesel länger geplant worden sei. Ein ganzer Stab von Expertens sei beschäftigt worden, und nun werde erheblicher Raummangel beklagt. Schließlich wurden die benötigten Pavillons aufgestellt, im Jahre 2017 wurden sie für 55.000 Euro wieder abgerissen.
Dromedar, Wasserbüffel, Zebra und Esel auf dem Weg zur Niederrheinhalle. Der Zirkus Williams-Althoff hatte sich im Winter 1978/79 entschieden, zum ersten Mal eine Hallentournee zu absolvieren. In der Halle konnte das Publikum auch den "königlichen Fakir und Feuerschlucker" Chico del Mauro, mit bürgerlichem Namen Reinhard Seils, bewundern. Der gelernte Koch und Hotelkaufmann berichtete, dass er beim Feuerschlucken nur bleifreies Benzin benutzen würde.
An den Tankstellen wurde bleifrei erst 1984 eingeführt.
Innenminister Hirsch ließ eine Sektflasche am Bug der "WSP 14", dem neuen Boot der Wasserschutzpolizei zersplittern. Insgesamt hatte die Wasserschutzpolizei des Landes nun 30 Polizeiboote auf Rhein, Ruhr, Weser und den Kanälen im Einsatz. Gebaut wurde das Schiff auf der Schless-Werft, dort lief auch das Feuerlöschboot der Weseler Feuerwehr vom Stapel. Die traditionsreiche Werft stellte am 31.7.1995 ihren Betrieb ein.