Wesel Heute wird Bombe entschärft

Wesel · Der zweite Versuch, eine Fünf-Zentner-Bombe im Bereich Lippewiesen zu entschärfen, findet heute zwischen 11.15 und 12.15 Uhr statt. Nachdem die Aktion am Montag abgesagt werden musste, weil das explosive Teil aus dem Zweiten Weltkrieg nur 50 Meter neben einer sehr wichtigen Gasleitung liegt, konnte nun eine Lösung gefunden werden.

"Ein Ingenieurbüro aus Hannover hat für uns ein spezielles Gutachten erstellt, mit dessen Hilfe wir jetzt die Bombe unschädlich machen können", erklärt Gerhard Hülsemann vom zuständigen RWE Transportnetz Gas. Diese Expertise sagt aus, dass die Gasleitung von Material, Alter und Stabilität her einen bestimmten Druck unter der Erde aushalten kann, ohne beschädigt zu werden. Folge: Die Gasleitung wird auf einen Druck runtergefahren, der es erlaubt, die Druckwelle einer Explosion auszuhalten, ohne Schäden davon zu tragen.

Gutachter sagt: Leitung hält

Zudem reicht der heruntergefahrene Druck in der Gasleitung noch aus, um die Haushalte in Wesel mit genügend Gas zu versorgen. Die Befürchtung, dass die Versorgung nicht zu gewährleisten ist, war Grund für die Verschiebung. "So muss keiner bei den kalten Temperaturen ohne Heizung auskommen", versichert Hülsemann. Es gibt alternativ nur eine weitere Leitung im Norden der Kreisstadt, die aber für eine Notversorgung nicht ausreichen würde. Das Problem: Der Gasverbrauch ist im Moment so hoch, dass man auch ersatzweise nicht von Bocholt aus Gas beziehen könnte.

Damit im Falle einer Explosion keinem etwas zustößt, wird das Gebiet rund um die Bombe weiträumig gesperrt. Die Bundesstraße 8 und die Frankfurter Straße sind dicht. Der Verkehr wird umgeleitet. Auch die Bahnlinie Wesel-Dinslaken ist betroffen.

In Lippedorf müssen gut 70 Personen ihre Häuser verlassen. Das trifft auch Lippeschlösschen-Wirt Ullrich Langhoff. "Die Sache mit der Gasleitung hätte man doch im Vorfeld abklären müssen", schimpft Langhoff. "Wenn ich so arbeiten würde, wäre ich bald pleite." Gestern, an seinem freien Tag, hatte er große Probleme, seine Mitarbeiter über die Evakuierung zu informieren. Außerdem hätten sich für 12 Uhr die ersten Gäste angesagt.

"Ich muss alles vorbereiten und kann mein Haus nicht um 11.15 Uhr schließen. Es wird mich wohl niemand daran hindern können, im Restaurant zu bleiben." Die Wut Langhoffs kann Teamleiter Georg Füting vom Weseler Ordnungsamt durchaus verstehen. "Allerdings", so sagt er, "können wir leider nicht alle Interessen berücksichtigen und bitten um Verständnis. Die Entschärfung der Bombe hat nun mal Vorrang."

(RP)
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