Wesel Herrscher über die Lämmer

Wesel · 38 Border Collies gingen in Lippedorf hochkonzentriert ihrer Arbeit nach. Das Konzept, die Qualifikation für die Europa-Meisterschaft und die Lammtage zusammenzulegen, ging auf. Interesse an Schafhaltung ist groß.

In geduckter Haltung schleicht sich der Border Collie an die Schafherde heran. Der Blick des Hundes ist gebannt nach vorne gerichtet. Nicht eine Sekunde darf er die Schafe aus den Augen verlieren, wenn er ein Ausbrechen der Tiere schon im Ansatz verhindern will. Blitzschnell reagiert der Collie auf die Kommandos seines Hundeführers und hält die Herde mit flinken Bewegungen zusammen. Echte Champions im Schafehüten waren am Wochenende bei der Rheinischen Meisterschaft der Border Collies in Lippedorf zu bewundern.

38 Hunde gingen an den Start und kämpften um die Qualifikation für die Europameisterschaft. Zu den Aufgaben, die jedes Paar zu bewältigen hatte, gehörten zum Beispiel das Holen der Schafe (Fetch), das Trennen der Herde in zwei Gruppen (Shed), das Einpferchen (Pen) und das Abtrennen eines einzelnen Schafs von der Herde (Single). Es war spannend, die hochkonzentrierten Hütehunde zu beobachten, denen ihre Arbeit offensichtlich Spaß bereitete.

Wertvolles "Samentaxi"

Parallel fanden auf dem Hof von Schäfer Maik Dünow die 1. Niederrheinischen Lammtage statt. Ziel der Veranstaltung, die an den erfolgreichen Hirtenzug 2010 anknüpfte, war es, über den Schäferberuf, aber auch über die Hobbyzucht und die Haltung zu informieren. "Es gibt heute leider nicht mehr viele Berufsschäfer", sagte Dünow.

Dabei sei die Bedeutung der Schafe für die Natur- und Landschaftspflege nicht zu unterschätzen. Nicht nur sorgen Schafherden in vielen Naturschutzgebieten wie der Dingdener Heide oder dem Schwarzen Wasser in Diersfordt für nachhaltige Beweidung, die der Tier- und Pflanzenwelt zugutekommt. Schafe fungieren dabei gleichzeitig als "Samentaxi".

Der Naturschutzbund analysierte in Anlehnung an eine ähnliche Aktion beim Hirtenzug die im Fell eines Schafes gefundenen Pflanzensamen. "Durch die Verbreitung von Pflanzen leistet die Wanderschäferei einen wichtigen Beitrag zur artenreichen Kulturlandschaft", erklärte Ulf Unterberg von der NABU-Kreisgruppe Wesel.

Durch intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen ist der Schäferberuf stark gefährdet. Ein Grund mehr für die Veranstalter, auf die Vorteile der Schäferei aufmerksam zu machen. Das Konzept, die Lammtage mit der Border Collie-Meisterschaft zusammenzulegen, ist aufgegangen. "Ich bin überrascht, wie viele Leute sich speziell über Schafhaltung informieren", so der Kreisvorsitzende des Schafzüchterverbandes Hans Holtkamp.

Es gebe kaum einen Ort in Deutschland, an dem die Zusammenarbeit von Berufsschäfern und Hobbyschafhaltern so gut funktioniere wie im Kreis Wesel. Auch wer einfach nur so vorbeischauen wollte, konnte einiges von der Veranstaltung mitnehmen. Viele Produkte rund ums Schaf wurden angeboten, vom Bio-Schafskäse bis zum Wollpullover. Bei Vorführungen im Schafscheren wurde gezeigt, wie die Wolle gewonnen wird.

(krsa)
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