Spenden aus Hamminkeln helfen Hilfe für Arme und Alte in Bosnien

HAMMINKELN/WESEL · Heribert Hölz (77) aus Neukirchen-Vluyn hat jetzt die 90. Hilfstour unternommen. Die Not verschwindet nicht, und er ist einer der wenigen verbliebenen Unterstützer. Deshalb darf der Spendenfluss nicht versiegen.

 Mit den Spenden vom Niederrhein werden in Bosnien Schafe gekauft und an Kleinbauern verteilt.

Mit den Spenden vom Niederrhein werden in Bosnien Schafe gekauft und an Kleinbauern verteilt.

Foto: Heribert Hölz

„Wir hören nichts in den Medien von Bosnien, die Leute vergessen das Land. Das ist ein Problem.“ Heribert Hölz muss es wissen. Der 77-Jährige war jetzt zum 90. Mal in dem Land auf dem Balkan, in dem mitten in Europa die Armut regiert.

Seit 27 Jahren ist Hölz der Motor der Bosnienhilfe und regelmäßig unterwegs dorthin, organisiert unermüdlich Hilfsaktionen und erfährt jedes Mal, dass seine Unterstützung gefragt, oft genug bitter nötig ist. „Bosnien lässt mich nicht los. Ich weiß, die Menschen brauchen weiter Hilfe“, sagt er. Und deshalb wirbt der Mann aus Neukirchen-Vluyn erneut um Spenden und hofft, dass die Niederrheiner seiner andauernden Appelle nicht müde werden. So wie die Kinder der Grundschule Hamminkeln, die alljährlich Aktionen gestalten.

1995 war der Bosnienkrieg zu Ende, eine von mehreren Auseinandersetzungen nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens. 1992 fuhr Heribert Hölz erstmals mit einem Transporter voller Lebensmittel nach Bosnien. Die Kriegswirren beherrschten das Land. Auch heute nach langen Jahren der Ruhe kommt das (auf-)geteilte Land nicht wirklich auf die Beine, die Politik sei korrupt und zerstritten, weiß der Landeskenner. „Politisch ändere ich nichts, aber ich kann Hilfe leisten“, sagt Heribert Hölz. Er sei bekannt im Land, sogar schon vom Vizepräsidenten eingeladen worden. Aber spürbare Unterstützung sei ausgeblieben.

Deswegen setzt Heribert Hölz auf Hilfe zur Selbsthilfe – und dafür braucht er finanzielle Unterstützung. Die versucht er durch unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit zusammenzubekommen. Mittlerweile seien sechs Bände mit Presseartikeln in seinem Archiv. Unterstützer gehen auch manchmal mit auf die beschwerliche Reise nach Bosnien, ihre Erzählungen sollen zu Hause das Interesse an der Spendenhilfe wachhalten. 80.000 Euro hatte Heribert Hölz diesmal zu verteilen, eine stolze Summe, deren Zustandekommen viel Engagement bedarf.

1800 Kilometer ist er in dem relativ kleinen Land gefahren, mit Dolmetscher und Fahrer war er auf Tour. Es gab zuvor Hilfsanfragen, aus denen ein Verteil- und Finanzplan entsteht. „Der letzte Posten in der Liste heißt ‚Sonstiges‘, denn ich weiß: Da kommt immer was“, sagt Hölz.

Beispiel Budzak, ein Ortsteil von Banja Luka, der zweitgrößten Stadt des Landes: Der Stadtteil liegt am Boden, immer noch würden Baracken das Leben als Spätfolge eines schweren Erdbebens vor 50 Jahren bestimmen. Die Suppenküche der Schweizer Caritas wurde jetzt aufgegeben. „Ratlosigkeit herrschte, am Ende hieß es: Da müssen wir den Hölz fragen.“ 30.000 Euro jährlich wären nötig, der Niederrheiner hat nachgerechnet, weil eigentlich der Spendentopf leer war, und doch 15.000 Euro bereitgestellt. 120.000 bis 160.000 Euro im Jahr sammelt er, um auch solchen Notlagen begegnen zu können. Seit 2007 ist der Sozialarbeiter der Caritas Duisburg voll für die Bosnienhilfe im Einsatz.

Es sind die kleinen Dinge, die am meisten helfen – der Kauf von Schafen für Kleinbauernfamilien. 61 Tiere hat er auf der letzten Fahrt verteilt, Milch, Käse, Wolle versorgen die Menschen. Fünf Schafe zum Preis von je 130 Euro und ein Bock (150 Euro) sind für Kleinbauern eine große Überlebenshilfe. Heribert Hölz erfährt ihre Dankbarkeit. Deshalb sammelt er. Immer weiter. Wesel und Hamminkeln seien ein ganz wichtiger Bereich geworden, damit der Spendenfluss nicht versiegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort