Unsere Woche Hauptschulschließung ein großer Fehler

Wesel · Spätestens jetzt dürfte jedem klar werden, dass das vor Jahren von einem linken Bildungsbündnis im Weseler Rat mehrheitlich beschlossene Aus für die Martini-Hauptschule, die nach wie vor anerkannt gute Arbeit leistet, ein Fehler war. Denn die Hoffnung, dass durch die Erweiterung der Gesamtschule Am Lauerhaas um drei auf acht Züge künftig alle Eltern die Wunschschule für ihre Kinder bekommen, hat sich nicht erfüllt. Mehr als 20 Viertklässlern - die Zahl schwankt von Tag zu Tag - musste die Gesamtschule eine Absage erteilen. Ein für Laien schwer nachvollziehbares, aber rechtlich einwandfreies Auswahlverfahren hat dafür gesorgt, dass vor allem Kindern mit Haupt- und eingeschränkter Realschulempfehlung der Zugang zur Weseler Gesamtschule verwehrt wird. Die maßlos enttäuschten Eltern haben jetzt nur noch die Wahl zwischen der Konrad-Duden-Realschule, an der künftig auch ein Hauptschulabschluss möglich sein wird, oder der Gesamtschule in Dingden. Sicher keine leichte Entscheidung. Denn wer schickt schon gerne ein zehnjähriges Kind in aller Herrgottsfrühe mit Bus oder Bahn von Wesel nach Dingden? Und wer hat auf der anderen Seite schon ein gutes Gefühl dabei, seine Kinder einer Realschule anzuvertrauen, in der Bewerber mit Hauptschulempfehlung nicht wirklich willkommen sind.

Unsere Woche: Hauptschulschließung ein großer Fehler
Foto: Malz Ekkehart

Bei der Bezirksregierung in Düsseldorf ist das Dilemma, das es in zahlreichen Kommunen mit auslaufenden Hauptschulen gibt, sehr wohl bekannt. Und es gibt gleich mehrere Dezernate, die mit dem Problem befasst sind, aber gegensätzliche Positionen vertreten. Auch im NRW-Schulministerium zerbricht man sich den Kopf darüber, wie man das Problem lösen könnte. Wobei es letztlich alleine in der Hand der Kommunen liegt, welche Schulformen sie vorhalten. Es ist an der Zeit, dass die politisch Verantwortlichen in Wesel erneut darüber diskutieren, wie man den Elternwillen umsetzen könnte. Vielleicht hat der eine oder andere den Mut, zu erkennen, dass die Entscheidung, die Hauptschule zu schließen, letztendlich doch ein Fehler war und daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Doch darauf wirklich zu hoffen, wäre reichlich naiv. Das würde nämlich von den Politikern Einsicht verlangen und die Größe, zuzugeben, dass man sich geirrt hat. Aber so schwer ist es doch eigentlich nicht. Konrad Adenauer hat's vorgemacht: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden." Klaus Nikolei

(RP)
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