Hamminkeln Hauptschule lässt bunten Namen zurück

Hamminkeln · Die Heinrich-Meyers-Hauptschule ist Geschichte. Sie macht der Gesamtschule Platz. Drei Lehrer, die die Schule geprägt haben, gehen nun in den Ruhestand. Es bleibt die Frage: Was wird aus dem Namens-Kunstwerk ?

 Die ehemalige Rektorin Anne Frädrich (rechts) ließ es sich nicht nehmen, zur Verabschiedung ihrer alten Kollegen Theo van Kempen, Hannelore Karus und Gerd Olfen (von links) noch mal in die Schule zu kommen.

Die ehemalige Rektorin Anne Frädrich (rechts) ließ es sich nicht nehmen, zur Verabschiedung ihrer alten Kollegen Theo van Kempen, Hannelore Karus und Gerd Olfen (von links) noch mal in die Schule zu kommen.

Foto: Malz

Aus die Maus. Die Heinrich-Meyers-Hauptschule hat aufgehört zu existieren. Auch wenn der Namenszug an der Fassade zum Schulhof mit viele Farbe hartnäckig das Gegenteil behauptet. Um das Kunstwerk wird noch gerungen. Der Kampf um die Schule, die hier 38 Jahre lang anerkannt gute Arbeit geleistet hat, ist längst verloren. "Es ist bedauerlich, dass ein gut funktionierendes System aufgegeben worden ist", sagt Gerd Olfen (62) ohne erkennbare Rührung. Der Vize hat die Schule, die nun das Feld räumt für die Gesamtschule, in den letzten Jahren als Chef gemanagt. Nun hat der Xantener seinen aufreibenden Job erledigt. Fast jedenfalls. Mit ihm haben auch die Pädagogen Hannelore Karus (62) und Theo van Kempen (65) "Schule aus". Das Trio wechselt in den Ruhestand. "Aber erst mal kommen die Sommerferien", sagt der Emmericher van Kempen, der nach dem Achtelfinale im Maracana nun nach Südfrankreich aufbricht, um Sonne zu tanken.

"Im Kopf ist zwar angekommen, dass jetzt Schluss ist", so der 65-Jährige, "aber das Gefühl kommt noch nicht hinterher." Das bestätigt auch Gerd Olfen. Der Ex-Vize kommt nächste Woche noch über den Rhein ins Büro, "um Papierkram zu regeln" und aufzuräumen. "Aber wenn ich dann den Schlüssel abgebe, weiß ich, das etwas endgültig zu Ende ist." Weil auch die Schule aufhört, gibt's für die drei Pensionäre "keine Anlaufstelle mehr".

Dann schaut Hannelore Karus aus ihrem Wohnzimmer an der Roßmühle nur noch auf die Hülle, in der sie fast vier Jahrzehnte lang fast alle Fächer unterrichtet hat. Sie hat als Lehrerin den ersten Schultag im Gebäude miterlebt, und gestern den letzten. Ihr Mann, den die Weselerin im Studium kennengelernt hatte, kam als Referendar ausgerechnet an ihre Hauptschule und hat hier bis zu seinem Tod als Lehrer gearbeitet.

Alle drei Pädagogen gehen als überzeugte Hauptschul-Vertreter. Sie haben gern hier gearbeitet. "Die Schüler waren bei uns gut aufgehoben", sagt Olfen. "Es bleiben doch die Gleichen. Sie bekommen nun in einer viel größeren Schule nur einen anderen Namen", ergänzt Hannelore Karus. "In unserem überschaubaren System konnte man jeden persönlich ansprechen." Sie hat Zweifel, dass das künftig noch so möglich sein wird. Auch die schulischen Leistungen hätten gepasst. "Von den Ausbildungsbetrieben kamen immer positive Rückmeldungen", so Olfen, "wir können nicht so viel falsch gemacht haben." Für Theo van Kempen, der früher am Berufsförderungszentrum (BFZ) in Wesel kaufmännische Fächer unterrichtet hat, war die Hauptschule sogar "die ideale Schule".

Leider sei es nicht möglich gewesen, das Konzept umzusetzen, das eigentlich vorsah, dass die 130 Schüler der Jahrgänge 7, 8 und 9 ihre Schulzeit in Hamminkeln zu Ende bringen. Sie wechseln an die Kreuzschule Dingden, wo das Modell Hauptschule in vier Jahren ganz beerdigt wird. "Allein der ganze Bustransfer ist eine riesige logistische Herausforderung", sagt Olfen. Und das teils für Schüler, die nur einen Steinwurf von der alten Schule weg wohnen. Vielleicht sei wenigstens die Ausstattung mit Lehrern wieder besser, so der Vize, der dezent andeutet, dass er gegen vorherige Zusagen der Schulaufsicht tatsächlich einen Mangel managen musste.

Nun bleibt nur das bunte Mosaik das Künstler Fritz Pietz mit Schülern geschaffen hat. Aus vielen bunten Kieselsteinen hat er den Namenszug "Heinrich-Meyers-Hauptschule" gestaltet, "Aus vielen kleinen Steinen sollte etwas ganz Großes werden", so Anne Frädrich, die gestern zum Abschied ihrer ehemaligen Kollegen kam. Die Farben leuchten noch, aber die Schule ist aus. Die Steine einfach wegkloppen, die Lehrer sind sich einig, das geht gar nicht. "Mann muss sich im Rathaus was einfallen lassen und mit dem Künstler sprechen", rät Kunstpädagogin Frädrich. "Das schreit nach einem neuen Auftrag."

(RP)
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