Wesel Hauptpost gehört Investor

Wesel · Bei einem Milliarden-Deal hat die Post 1300 Immobilien verkauft – darunter die Hauptpost am Berliner-Tor-Platz. Sie wurde zurückgemietet. Doppelte Wirkung: Kundennähe bleibt erhalten, Stadtentwicklung hat eine Option weniger.

Bei einem Milliarden-Deal hat die Post 1300 Immobilien verkauft — darunter die Hauptpost am Berliner-Tor-Platz. Sie wurde zurückgemietet. Doppelte Wirkung: Kundennähe bleibt erhalten, Stadtentwicklung hat eine Option weniger.

Als der Deal im April eingestielt wurde, ging das Thema geräuschlos an der Stadt vorbei. Mit dem Verkauf von bundesweit 1300 Immobilien an die US-Investmentgesellschaft Lonestar gelangte auch Wesels Hauptpost mitten in der City in amerikanische Hände. Eine Milliarde Euro floss in die Kasse des größten deutschen Logistikers mit angeschlossener Bank. Im Gegenzug mietete das Unternehmen Teile des Gebäudes zurück. Der jetzt bekannt gewordene Kauf hat zwei Folgen für Wesel: Die Postdienstleistungen bleiben kundenfreundlich im früheren Hauptpostamt bestehen — und dies langfristig, wie der Düsseldorfer Post-Sprecher Achim Gahr gestern zusicherte. Effekt Nummer zwei: die Stadtentwicklung hat am Berliner-Tor-Platz eine Option weniger.

Der Deal war in Politik und Verwaltung bisher kein Thema. Im Gegenteil: Verkaufsgerüchte wurden vor über einem Jahr von der Post zurückgewiesen. Wohl aber gehen derartige Kaufverträge wie mit der Post AG automatisch ins Rathaus. Die hat den Deal zwischen ihr und Lonestar, zu dem der direkte Erwerber mit Sitz in Luxemburg gehören soll, in Wesel kundgetan. Zum veräußerten Ensemble gehören Hauptpost und Seitengebäude an der Friedrichstraße, nicht aber die Telekom-Liegenschaften zum Heubergpark hin (siehe Info).

Grundsätzlich hätte die Stadt gesetzliches Vorkaufsrecht geltend machen können, wie der Post-Sprecher sagte. Das ist bei öffentlichem Interesse möglich. "Aber da gab es keine Reaktion. Möglichkeiten der Weseler Stadtentwicklung interessieren uns als Post weniger. Wichtig ist für uns, dass wir nur die Bereiche zurückmieten können, die wir brauchen", betonte er. Und die seien Briefverteilung, Postbank und Filialgeschäft. Gahr: "Gebäudeteile, die nicht von uns genutzt werden, müssen wir nun nicht mehr bewirtschaften. Das ist günstiger."

Für Kunden nicht bemerkbar

Für den Post- und Postbankkunden ist der Verkaufsdeal weder optisch noch servicemäßig bemerkbar. Post bleibt für ihn Post. "Wir gehen davon aus, dass wir langfristig und auf unbestimmte Zeit am Standort bleiben", so der Sprecher.

Die postinterne Konstruktion selbst ist schwer durchschaubar. Die Hauptpost ist als Filiale in einem Postbank-Finanzcenter untergebracht. Das heißt, die Postbank betreibt den Standort Berliner-Tor-Platz. Seinerzeit hatte das Bankinstitut 850 Filialen von der Post gekauft — auch die in Wesel.

(RP)
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