Obstkelterei aus Hamminkeln Die Apfelernte als Klimabarometer

HAMMINKELN · Die Hamminkelner Privatkelterei van Nahmen setzt auf Regionalität. Sie verarbeitet Obst von Privatpersonen. Bei der eigenen Ernte macht sich der Klimawandel bemerkbar. Waren die Vorjahre zu trocken, war es diesmal zu kalt und nass.

 Die diesjährige Apfelernte steht vor der Tür. Die Erntezeit dauert in der Regel bis Mitte September an.

Die diesjährige Apfelernte steht vor der Tür. Die Erntezeit dauert in der Regel bis Mitte September an.

Foto: van Nahmen

Leckere und aromatische Äpfel aus der Region sowie andere heimische Obstsorten sind der Rohstoff, um daraus sortenreine Säfte von Qualität herzustellen. Die Hamminkelner Privatkelterei van Nahmen hat bundesweit einen ausgezeichneten Namen und kann immer wieder mit preisgekrönten Säften überzeugen. Die haben sich zum gefragten „Essensbegleiter“ mit Premiumnote entwickelt. Deshalb schauen Firmenchef Peter van Namen und seine Fachleute aufmerksam auf die jetzt startende Apfelernte. Denn die Privatkelterei nimmt ab nächsten Freitag, 3. September, an ihren Sammelstellen wieder Obst von heimischen Obstwiesen an.
Insgesamt rechnet die Obstkelterei in diesem Jahr mit einer mittleren bis guten Erntemenge. Auf jeden Fall aber wird sie aktuell besser sein als in den letzten drei Jahren, in denen die Hitze und vor allem die Trockenheit gerade älteren Bäumen sehr zu schaffen gemacht hat. Auch Nachpflanzungen von Apfelbäumen machen sich positiv bemerkbar. Bei der Pflanzaktion 2020 meldete der selbsternannte „Saftladen“ einen neuen Rekord.

Die Apfelblüte in diesem Jahr war zwar zahlreich, jedoch ist es zu kalt und nass gewesen, als dass alle Blüten von Bienen auch bestäubt worden wären. Im Übrigen hat die Trockenheit der letzten drei Jahre viele Obstbäume geschwächt, so dass sie auch jetzt noch anfälliger für Krankheiten und Pilzbefall sind.

Der Obstanbau ist auch so etwas wie ein Klimabarometer. „Glücklicherweise sind in den letzten Jahren viele Bäume nachgepflanzt worden, und gerade diese Bäume kommen besser mit den klimatischen Veränderungen zurecht“, meldet van Nahmen. Diese klimatischen Veränderungen hätten über die letzten 100 Jahre auch dazu geführt, dass die Ernte tendenziell früher anfängt. Ein Blick in die Historie belegt das. So steht beispielsweise in einem alten Obstkundebuch von 1905, dass der „Ur“-Niederrheinapfel Rote Sternrenette bis Mitte Oktober geerntet wurde und die Obstmärkte mit seiner knackigen roten Farbe zierte. Seit 2007 keltert die Firma van Nahmen die alte Sorte Rote Sternrenette sortenrein, und seit jenem Jahr ist die Ernte fast immer gut einen Monat früher als noch vor einem Jahrhundert beendet.

Die Hamminkelner Obstkelterei ist regional ausgerichtet und deshalb setzt sie auch auf regionale Wege. An insgesamt 16 Sammelstellen können linksrheinisch in Niep, Sonsbeck, Geldern und Asperden und rechtsrheinisch von Raesfeld über Rhede bis Hamminkeln Äpfel zur Vermostung abgegeben werden. „Das sogenannte Lohnmostverfahren ist seit vielen Jahrzehnten bei uns in der Region gelernt und erprobt“, sagt Peter van Nahmen. In guten Obst-Jahren geben auf diesem Weg mehr als 3.000 Besitzer von heimischen Obstbäumen ihre Ernte an einer der Sammelstellen ab. Sie erhalten im Gegenzug für 100 Kilogramm Äpfel 80 Flaschen Saft, für die sie nur den sogenannten „Lohnmost“ zahlen.

Das macht sich bei Qualität und kurzen Wegen bemerkbar – und hat auch etwas mit Heimatgefühl zu tun. „So leben die 3.000 Obstbaumbesitzer Regionalität ganz intensiv und persönlich“, heißt es von der Obstkelterei. Peter van Nahmen freut sich über das Obst, weil viele der Äpfel von alten, gefragten Sorten stammen. Diese seien besonders intensiv im Geschmack, und verleihen dem heimische Saft eine besondere Note.

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