Leserforum Weiter Wirbel um Rathaus-Bebauung

Hamminkeln · Die Pläne für die Umgestaltung des Rathaus-Umfeldes sorgen noch immer für Debatten in Hamminkeln. Viele Leser meldeten sich mit Briefen. Wir dokumentieren die Positionen.

 Die Animation des Investors zur geplanten Bebauung am Rathaus in Hamminkeln.

Die Animation des Investors zur geplanten Bebauung am Rathaus in Hamminkeln.

Foto: ITG

„Heuchlerisch“

Ich bin sehr verärgert über die Äußerungen von Herrn Wigger, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, die in seiner Rede vor der Seniorenunion zum Thema ‚Bebauung am Rathaus‘ gefallen sind. Wenn er sagt, Hamminkeln sei nicht idyllisch, dann kennt er Hamminkeln offenbar nicht. Es gibt sie sehr wohl noch, die idyllischen Ecken. Die allerdings immer weniger werden, wenn man der CDU das Ruder überlassen würde. Scheinheilig und heuchlerisch ist es, die Anregungen und Bedenken der Bürger mit dem Hinweis abzubügeln, dass Hamminkeln kein Freilichtmuseum sei. Als junger Mensch, der in Hamminkeln aufgewachsen ist, betrachte ich die geplanten Entwicklungen mit großer Skepsis. Bei einer guten Grundversorgung gefällt mir gleichzeitig der dörfliche Charakter, der leider mehr und mehr verloren geht. Hamminkeln entwickelt sich zu einem uniformen und austauschbaren Ort. Heuchlerisch ist es, eine so massive Bebauung am Rathaus und die damit verbundene Flächenversiegelung zu befürworten und gleichzeitig Tütchen mit Blumensamen zu verteilen. Wo sollen die Blumen dann ausgesät werden? In den Fugen des Pflasters?

Alexandra Becker

„Majestätsbeleidigung?“

Der Fraktionsvorsitzende der CDU ereiferte sich bei der Senioren-Union über die Wortbeiträge auf der kürzlichen Debatte bei den Grünen, die dem Projekt ablehnend gegenüber stehen. In seinem weiteren Redebeitrag überraschte er seine Zuhörer mit der schlichten Feststellung, dass Hamminkeln kein Freilichtmuseum sei und er auch noch nicht entdeckt habe, dass Hamminkeln zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Wer hätte das für Möglich gehalten? Und der Bürgermeister echauffiert sich darüber, dass die evangelische Kirchengemeinde Vorschläge zur Bebauung macht, die im Zusammenhang mit dem Verkauf ihres Grundstückes stehen. „Die Planungshoheit liegt bei der Stadt und dem Ausschuss!“ Basta. „Unverschämte“ Bürger, die dem Rat und der Stadt Vorschläge machen wollen, wie und wo das Gelände bebaut werden könnte. Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn die Bürger mitbestimmen wollen? Überspitzt formuliert, dürfte der Tatbestand der Majestätsbeleidigungen erfüllt sein. Verkehrsplanung – Verkehrskonzept? Fehlanzeige! Diskussion um angeblich vorliegende Alternativpläne? Fehlanzeige! Die Spatzen pfeifen es doch von den Dächern: die beiden großen Parteien haben sich längst ohne wenn und aber an den Investor gebunden. Die Bebauung wird jetzt – auf Teufel komm raus – durchgezogen. Ob mit oder ohne Gelände der Kirchengemeinde. Der Supermarkt muss kommen. Den beiden großen Parteien ist der Bürgerwille offensichtlich vollkommen egal. Wenn man also bei der nächsten Wahl nicht mit den im Rat verbleibenden Parteien sympathisiert, bleibt nur noch die Gründung einer längst überfälligen unabhängigen Wählergemeinschaft.

Ulrich van Nahmen

„Verantwortung“

Als vor einigen Jahren ein Konzept für eine mögliche Bebauung rund um das Hamminkelner Rathaus entwickelt werden musste, wusste man nicht so recht, wie man das angehen sollte. Was macht man in so einem Fall? Man spielt auf Zeit. Dann tritt der Problemlöser, ein – Zitat Dr. Wigger – „renommierter Investor“ auf den Plan. Der hat eines seiner alt bewährten Konzepte aus der Schublade gezogen und schon mal Kontakt zu den Grundstückseigentümern und möglichen Interessenten aufgenommen. Dann kommen die Grünen auf die Idee, eine Bürgerversammlung einzuberufen, bei der der Investor seine Konzepte vorstellen soll. Aber der Investor kennt solche Versammlungen und hat natürlich auch dafür ein bewährtes Präsentationskonzept: Zuerst weist man darauf hin, dass die Obstwiese und der Baumbestand am Pastorat bzw. das Pastorat erhalten bleibt. Ist das nicht nett? Dann zeigt man die verschiedenen Konzepte, aber erst nur aus der Vogelperspektive, das wirkt irgendwie immer freundlicher. Gut, irgendwann muss dann auch mal eine Frontalansicht gezeigt werden: Bewährt hat sich hier immer eine kaffeetrinkende junge Frau im Café mit abzubilden, das stimmt versöhnlich. Sie sitzt im Grunde auf dem Parkplatz zwischen Autoabgasen, aber das riecht man ja nicht bei so einer Präsentation. Keinesfalls darf die Frontansicht vom Hellefisch aus gezeigt werden, sonst ruft das Volk am Ende noch: „Die Mauer muss weg.“ Leider war das altbewährte Konzept dann doch nicht so bewährt: es hagelte mehrheitlich Kritik. Die evangelische Kirchengemeinde findet das Konzept auch nicht gut und zieht ihr Angebot zum Verkauf des Pastorats zurück! Ja, Himmel, Herrgott, Sakra ist das Volk denn vollkommen verrückt geworden? Gott sei Dank hat sich unser Bürgermeister noch rechtzeitig an seine Vergangenheit als Manager erinnert: Da musste man auch hin und wieder ein Machtwort sprechen, wenn die Karre im Dreck steckte. Also direkt über die Presse mal die Kompetenzen zur Planungshoheit klarstellen. Die Mehrheit oder zumindest ein Großteil der Hamminkelner Bürger lehnt die Konzepte des Investors ab, und zwar in erster Linie wegen der baulichen Ausführung. Der evangelischen Kirchengemeinde einen Glückwunsch zu dem Statement. Es zeigt nämlich, dass man sich nicht für vermeintlich einfache Lösung entscheidet, sondern auch noch andere Aspekte mit einfließen lässt. Genau das würde ich mir von der Verwaltung und unserem Bürgermeister wünschen, denn Planungshoheit beinhaltet auch Verantwortung.

Lothar Skupin

„Verwunderlich“

Auffällig ist das späte Eingeständnis des Bürgermeister zur Terminierung der Veränderungssperre und deren Ablauffrist. Zum anderen ist sehr verwunderlich die Größe der befestigten Flächen, hier insbesondere das Stellplatzangebot für die Fahrzeuge. Ist es vielleicht nicht so, dass hier auch noch Stellplätze für den massiven Bau an der Ecke Blumenkamper Straße / Raiffeisenstraße. berücksichtigt werden müssen? In der Summe der Stellflächen sollte einmal nachgerechnet werden. Oder warum wehrt man sich gegen die Einschränkungen und Vorgaben der Evangelischen Kirchengemeinde. Laut Vorstellungen des Planungsausschusses, soll nun nach der Streuobstwiese ein riesiges Angebot an Parkflächen die Optik bereichern? Auch scheint mir zur Auflockerung der Pflasterfläche eine Platzierung von Tischen und Stühlen nicht angebracht (Autoabgase)!

Wilhelm Damschen

(RP)
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