Pläne drohen zu scheitern Viele Bauern lehnen sich gegen Wirtschaftswegeverband auf

Hamminkeln · Am Freitag gibt es eine Versammlung, auf der Unmut über den Wirtschaftswegeverband gesammelt werden soll. Befürworter machen sich hingegen für die Verbandsgründung stark. Das sind die Argumente der beiden Seiten.

 Viele Wirtschaftswege – wie das Bild vom Westfeldweg vor einigen Jahren zeigt – sind in schlechtem Zustand.

Viele Wirtschaftswege – wie das Bild vom Westfeldweg vor einigen Jahren zeigt – sind in schlechtem Zustand.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Politiker brauchen am Freitag gar nicht erst am Horster Weg aufzutauchen. Die Landwirte, die die große Versammlung mit 500 Teilnehmern zum Wirtschaftswegeverband verfolgt haben, wollen Dampf ganz ohne Beeinflussung ablassen. An diesem Tag wollen 30 bis 40 betroffene Landwirte protestieren, nicht als Demonstrationszug, sondern in einer Versammlung. Im Gegenzug sammeln die Befürworter ihre Kräfte. Es könnten leicht mehr werden, schätzen Insider.

Gestern trafen sich mehrere Gesprächsrunden, es ging um die Verbandsgründung. Erst beim Bürgermeister, um Satzungsfragen zu besprechen, dann kamen alle sechs Ortslandwirte zusammen – auch ein Fachjurist und die Kreisbauernschaft war vertreten. Dann ging es in die Ratsfraktionen. Brünens Ortslandwirt Jens Buchmann sieht die Entwicklung mit Betrübnis: „Der Verband wackelt. Eine gemeinsame Linie muss her. Dabei waren die Landwirte bei den ersten Informationsveranstaltungen zum Wegeverband noch positiv bei diesem Thema gestimmt.“ Er denkt an weitere Veranstaltungen, um die skeptischen Landwirte doch zu überzeugen. Doch Buchmanns Befürchtungen sind groß: „Ich bin überzeugt, dass der Verband der richtige Weg ist. Aber ich habe Sorge, dass das Thema einen Keil in die Bauernschaft treibt.“

Fakt aber bleibt, dass das Meinungsbild sehr unterschiedlich ist. Die Kritiker sammeln sich. Der Zuspruch sei groß, berichtete Heinz-Wilhelm Hecheltjen, der schon beim Großtreffen kritische Fragen gestellt hatte. Man fühle sich überfahren, sagt er. Die Bedenken in den Vorversammlungen seien nicht gewürdigt worden. Es geht ums Geld und Grundsatz. Einmal sind Beträge für den zu gründenden Verband mit 27 Euro pro Hektar – das kann in der Summe 1000 Euro und mehr ausmachen – und Jahr den Bauern zu hoch und je nach Betriebsgröße nicht so leicht zu schultern.

Zum anderen gibt es Befürchtungen, dass die Kosten und damit die Anteile in 20-jähriger Verbandslaufzeit schnell und hoch steigen. Für Hecheltjen ist der Wegebau deshalb vom Grundsatz her eine „gesellschaftliche Aufgabe“, schließlich würden die Bauern die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten. Mehrfach wurde auch die touristische Bedeutung der Wege genannt.

„Die Stadt ist übers Ziel hinausgeschossen“, würden viele Landwirte glauben. Anfangs habe man sich mitgenommen gefühlt, und beispielsweise Brünen hätte den Wegeverband begrüßt. Bürgermeister Romanski hätte zwar etwas positiv in Bewegung gebracht. Nun aber fehle das Vertrauen, dass die Kosten und die Infrastruktur nicht doch zu hoch würden. „Der Verband braucht eine Verwaltung, Ingenieurbüros müssen hinzugezogen werden und so weiter“, sagt Hecheltjen. Die Folgekosten könne niemand genau absehen. Und die Stadt könne nicht garantieren, dass sie tatsächlich 20 Jahre lang die Hälfte des Aufwandes zuschießen kann.

Die Landwirte beabsichtigen, nach der Versammlung einen Fachanwalt konkret einzuschalten. Erst wird aber Widerspruch eingelegt, um den Wegeverband zu kippen. „Alle werden langsam wach“, sagt Hecheltjen zur späten Reaktion. Man sehe sich als reine Interessenvertretung, der sich jeder anschließen könne. Das gelte auch für den Bauernverband. Die Versammlung sieht Hecheltjen als „Türöffner“.

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