Verein „Mehrhoog hilft“ Neue Wohnung für Flüchtlingsfamilie gesucht

Mehrhoog · Die Familie AlMhamied sucht mit Hilfe des Vereins „Mehrhoog hilft“ eine neue Bleibe. Ihr Vermieter kümmert sich unter anderem nicht um genügend Heizöl. Das kritisiert auch Bürgermeister Bernd Romanski.

 Die sechsköpfige Flüchtlingsfamilie kam aus Syrien nach Mehrhoog. Die vier Kinder sind zwischen zwei und zwölf Jahre alt.

Die sechsköpfige Flüchtlingsfamilie kam aus Syrien nach Mehrhoog. Die vier Kinder sind zwischen zwei und zwölf Jahre alt.

In Werner Veidt vom Verein „Mehrhoog hilft“ steigt die kalte Wut hoch, wenn er von Familie AlMhamied berichtet. Die sechsköpfige Flüchtlingsfamilie, die aus Syrien nach Mehrhoog kam – die vier Kinder sind zwischen zwei und zwölf Jahre alt –, wohnt in einem Mehrfamilienhaus, das vom Vermieter vernachlässigt wird. Dreimal schon fiel im Winter die Heizung länger aus, das Warmwasser versiegte. Das Heizöl sei vom Vermieter nicht bereitgestellt worden. In letzter Minute konnte Veidt verhindern, dass das Wasser abgestellt wurde, weil die Nebenkosten versickert sind. Der Strom floss weiter, den hat die Familie selbst bezahlt.

„Menschenunwürdig“ nennt Bürgermeister Bernd Romanski die Situation. Aber die Verwaltung könne ordnungsrechtlich nicht eingreifen. Neben Veidt setzen deshalb Hans-Jürgen Kraayvanger und Michel Möllenbeck von „Mehrhoog hilft“ auf Hauseigentümer in Hamminkeln, am liebsten in Mehrhoog. Ihr Appell: „Stellt Wohnraum zur Verfügung!“ Das gilt auch für weitere Familien, die noch in städtischen Unterkünften untergebracht sind.

Die AlMhamieds sind eine ruhige Familie. Ihre Kinder sind gut erzogen. Die zwölfjährige Moameneh zum Beispiel ist angekommen in Deutschland, sie war Klassenbeste an der Grundschule in Mehrhoog und geht nun zum Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel.

Eine Familie, die ihre Tochter beim Bildungsweg bestärkt, gut integriert ist und doch keine Wohnungsalternative findet. Eigentlich möchte sie bleiben, wo sie jetzt wohnt, doch die Zustände haben sich rapide verschlechtert und den Vermieter lassen die Anfragen von „Mehrhoog hilft“ kalt. „Das sieht so aus, als wolle man kalt entmieten“, sagt Romanski. In der Tat ist von Verkauf und einem neuen Eigentümer die Rede. Den kennt nur keiner.

Single- und Familienwohnungen sind nun gesucht. Die gibt es in Mehrhoog durchaus, auch wenn der Mietmarkt nicht üppig ist. Seitdem die Stadt als Mieter von Flüchtlingswohnungen ausgeschieden ist, hat sich die Bereitschaft zur Vermietung von Privaten schwer dezimiert. Vermutlich, so die Ehrenamtlichen, sei die Ursache, dass die Stadt als sicherer Mietzahler weggefallen ist. Doch in dieser Beziehung hat sich eigentlich nichts geändert, außer das jetzt das Jobcenter als andere Behörde ebenso sicher bezahlt.

Wie Möllenbeck, Veidt und ebenso Silke Visscher, die sich intensiv um Wohnraum bemüht, aus Erfahrung wissen, haben Vermieter offensichtlich keine Lust, mit Zugezogenen zu verhandeln. Sie winken schnell ab. Deshalb weisen die Helfer extra darauf hin, dass die Ehrenamtlichen von „Mehrhoog hilft“ und die örtlichen Paten der Flüchtlinge Ansprechpartner sind. Anders gesagt: „Das Team ist Ansprechpartner“, so Möllenbeck. Grotesk ist es dennoch, dass der Vermieter der syrischen Familie so mieterunfreundlich handeln kann. Obwohl die Mietzahlung seit März auf Null gestellt wurde. So hat zum Beispiel Anfang Januar das Jobcenter 2500 Liter Heizöl bezahlt. Der Allgemeinstrom, nicht direkt von den Mietern zu zahlen, ist abgestellt. Die Stadt könne nur handeln, wenn der Obdachlosigkeitsfall eintritt, sagt Romanski. „Mehrhoog hilft“ spricht nun davon, dass „fünf bis zehn Wohnungen“ für Flüchtlinge nötig seien. „Die sind für Familien, die sich seit fünf Jahren auf unsere Lebensart eingestellt haben und sich dementsprechend verhalten. Die kennen sogar die Flurwoche“, sagt Möllenbeck. Ihm jedenfalls seien die neuen Mehrhooger ans Herz gewachsen.

Kontakt: Verein „Mehrhoog hilft“, Hans-Jürgen Kraayvanger, Telefon 02857 7548, E-Mail hjkra@web.de

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