Spurenstoffe im Abwasser sollen deutlich reduziert werden Pilotprojekt für NRW in Kläranlage Hamminkeln

Hamminkeln · In Hamminkeln wird erstmals Technologie eingesetzt, die Mikroschadstoffe im Abwasser beseitigt. Dabei geht es vor allem um Arzneimittel.

 Beschilderung zur Kläranlage in Hamminkeln.                                    Blick auf die Kläranlage in Hamminkeln: Mikroschadstoffe wie Arzneimittel sollen hier ausgefiltert werden.

Beschilderung zur Kläranlage in Hamminkeln. Blick auf die Kläranlage in Hamminkeln: Mikroschadstoffe wie Arzneimittel sollen hier ausgefiltert werden.

Foto: Thomas Hesse/thomas Hesse

In der Zentralkläranlage an der Römerrast wird erstmals in Nordrhein-Westfalen eine Technologie ausprobiert, die Mikroschadstoffe aus dem Abwasser beseitigen soll. Hierbei geht es um die vierte Reinigungsstufe, bei der organische Spurenstoffe herausgefiltert werden. Dies wurde im Bauausschuss mitgeteilt. Dort wurde sofort vermutet, es gehe um Mikroplastik, was aber nicht der Fall ist. Weil es sich um eine Innovation handelt, die im Pilotprojekt läuft, bleiben nur 64.8000 Euro Eigenanteil bei 324.000 Euro Projektkosten bei der Stadt Hamminkeln hängen. Die Politik begrüßte einhellig den Piloten. Bürgermeister Bernd Romanski sagte, dass man auch Abwasser eines Weseler Krankenhauses behandeln wolle.

Wolfgang Stappert von der Kläranlage erläuterte, dass die Technik eine Klärung „weit über das bestehende Maß hinaus“ ermögliche, aber Mikroplastik eine andere Technologie mit teurer Filtration benötige. In der Kläranlage soll eine technische Einheit der Firma Usoniq installiert werden, die auf Ultraschall und sogenannter Ozonung basiert. Dazu gesellt sich ein Analysenprogramm zur Bewertung der Reinigungsleistung und der Wirtschaftlichkeit. Hintergrund des Einsatzes ist, dass in NRW-Fließgewässern zu viele Mikroschadstoffe, insbesondere Arzneimittel, festgestellt worden sind.

In 35 bis 90 Prozent der Fälle waren im Vorfluter die Leitparameter überschritten. In der Hamminkelner Kläranlage wurde dann die Selbstüberwachung verstärkt. Es geht nicht nur um Pharmazeutika, sondern auch um Haushaltschemikalien. Die Spurenstoffe könne aber nicht ausreichend bei der Klärung entfernt werden. Analysen haben ergeben, dass teilweise hohe Konzentrationen – genannt wird als Beispiel Diclofenac – vorliegen, die etwa in der Issel landen könnten. Außerdem gibt es an der Römerrast „Beeinflussung durch Kolorierung des Abwassers“, wie es in der Vorlage heißt – Stichwort Textilindustrie, die in der Stadt stark vertreten ist. Diese sorgt nicht nur für verfärbtes Abwasser, sondern auch für Spitzenbelastungen beim Zulauf. Sowohl die Verringerung der Spurenstufe als auch die Entfärbung des Abwassers soll von besagter Ozonung besonders gut zu bearbeiten sein.

Die Stadt wertet deshalb das Pilotprojekt als vorteilhaft für die Klärung, zumal sich das Verfahren gut in die Anlagenstruktur einbinden lässt. „Die Tests unter realistischen Bedingungen unter Einsatz einer großtechnischen Anlage durchzuführen, stellt eine außergewöhnliche Gelegenheit dar“, heißt es. Der Bürgermeister dankte Umwelt-Staatssekretär Bottermann, diese Möglichkeit eröffnet zu haben. Der Ausschuss riet, das Projekt für die Stadt auch öffentlichkeitswirksam zu vermarkten.

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