Modeunternehmen verkauft Stimmung bei Bonita „verhalten positiv“

Hamminkeln · 300 Mitarbeiter sind in Hamminkeln am Donnerstag von Firmenchef Karsten Oberheide über den Verkauf an die niederländische Victory & Dreams Holding informiert worden. Einige Umstände trüben die Perspektive.

 Karsten Oberheide

Karsten Oberheide

Foto: Sabine Skiba

Nach der Nachricht des Verkaufs von Bonita an die niederländische Victory & Dreams International Holding B.V. gibt es in der Belegschaft eine Mischung aus Aufbruch und Unsicherheit. Die offizielle Mitteilung war am späten Mittwochabend erfolgt. Am Donnerstagmorgen ruhte bei Bonita in Hamminkeln gegen 9.30 Uhr die Arbeit für kurze Zeit. Karsten Oberheide, seit September 2018 Geschäftsführer des traditionsreichen Damenmoden-Herstellers mit Sitz im Gewerbegebiet Kesseldorfer Rott, informierte bei einer kurzzeitig einberufenen Betriebsversammlung die 300 Mitarbeiter über die Perspektiven ihres Unternehmens. Die Atmosphäre unter der Belegschaft sei „verhalten positiv“ gewesen, berichtete Oberheide nachher.

Die Tom Tailor Group (Hamburg) wird ihr kriselndes Tochterunternehmen an die niederländische Victory & Dreams International Holding B.V. verkaufen. Tom Tailor-Chef Heiko Schäfer hatte kurz vor 20 Uhr am Mittwoch eine entsprechende Mail an die „Lieben Kolleginnen und Kollegen“ verschickt.

Was wollen die Niederländer? Oberländer erklärt, dass man froh sei, mit Victory & Dreams einen strategischen Investor zu bekommen, der an der Marke Bonita, den Läden und am Standort Hamminkeln interessiert sei und zudem Erfahrung mit der Zielgruppe „Best Ager“ habe. Unter dem Dach der neuen niederländischen Holding befindet sich auch die Modemarke Witteveen, die ebenfalls Frauen der Generation über 50 anspricht und bislang ein Wettbewerber von Bonita in den Niederlanden war.

Bonita feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. Ob der vor Monaten eingeleitete Restrukturierungsprozess, der auf der einen Seite Stellenstreichungen, auf der anderen Seite aber Investitionen in Millionenhöhe beinhaltet, unter dem neuen Eigentümer fortgeführt wird, ist noch unklar. „Das wird in den nächsten Wochen alles besprochen. Auf jeden Fall sollen die Bereiche Logistik und Service in Hamminkeln gebündelt werden, Hamminkeln als Deutschland-Zentrale fungieren.“ Die enge Kooperation der Marken Bonita und Witteveen könne auch dazu führen, dass – wo immer sinnvoll – Standorte getauscht würden. Der Outlet-Verkauf in Hamminkeln soll auf jeden Fall fortgesetzt werden. Ob künftig dort auch die Marke Witteveen angeboten wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen.

Es gibt auch Fakten, die die Perspektive trüben: Die deutsche Betreibergesellschaft der Victory & Dreams Holding, die Vitrea (Sigmaringen), befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren. Dahinter steckt die Modekette Miller & Monroe. Auch bei der niederländischen Vitrea Retail BV gibt es Probleme – Lieferanten haben einen Insolvenzantrag gestellt, meldet die Zeitschrift „Textilwirtschaft“. Zudem befürchten Mitarbeiter in Hamminkeln, dass die Holding eigene Vorstellungen habe, die Strategie und interne Abläufe verändert werden könnten, was für Unruhe sorgt.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude ist mittlerweile verkauft, der neue Eigentümer möchte öffentlich noch nicht genannt werden. Die Mitarbeiter werden in umgebauten Büroräumen auf der anderen Straßenseite zusammengefasst.

Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski hat am Donnerstag mit Oberheide gesprochen und ist froh, „dass Bonita von einem stategischen Investor übernommen wurde“. Womöglich zahle das Unternehmen künftig mehr Gewerbesteuern als zu Zeiten von Tom Tailor.

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