Arbeiten in der Dingdener Heide Naturschutz ohne Grenzen

Dingden · Bei einem Großeinsatz in der Dingdener Heide haben 60 Nabu-Helfer die wertvolle Heidelandschaft an der Grenze von Rheinland und Westfalen gemeinsam gepflegt. Welche Arbeiten nötig waren und warum sie so wichtig sind.

 Die Helfer des Naturschutzbundes hatten in der Dingdener Heide viel zu tun.

Die Helfer des Naturschutzbundes hatten in der Dingdener Heide viel zu tun.

Foto: Norbert Osterholt / Nabu-Kreisverband Borken

Zu einem grenzübergreifenden Großeinsatz kam es am vergangenen Samstag in der Büngerner/Dingdener Heide. Geladen hatte die Stiftung Büngerner/Dingdener Heide, es ging um die Pflege einer großflächigen Heidelandschaft. 60 Helfer vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) aus den Kreisen Wesel und Borken packten tatkräftig mit an. „Damit war dieses Arbeitstreffen auch eine grenzübergreifende Nabu- und Naju-Aktion: Rheinländische und westfälische Naturschützer trafen sich dabei exakt auf der Landesgrenze“, berichteten Rudolf Souilljee, Leiter der Pflegeeinsätze im Kreis Borken, und Matthias Bussen, Stiftungsvorsitzender Büngerner/Dingdener Heide.

Das Areal von etwa zehn Hektar Größe, das gepflegt werden musste, hat in den vergangenen Jahren wechselhafte Besitz- und Pachtverhältnisse erlebt. Vor 20 Jahren war es zunächst vom Land NRW mit dem Ziel gepachtet worden, eine Heidelandschaft zu rekultivieren. Als erstes wurde damals der bestehende Kiefernforst abgeholzt. Reste dieses Forstes rahmen die Heide noch heute. Die Biologische Station Wesel unternahm anschließend erfolgreiche Versuche, den alten Heidegrund unter dem Forst wieder freizulegen und per Heidemahd wiederzubeleben. Dabei stellte sich heraus, dass die 100 Jahre alte Heidesaat noch erhalten war und sich selbst vitalisierte.

Das Ergebnis kennen die heutigen Besucher der Dingdener Heide: eine wunderschöne weiträumige Heidelandschaft, wie es sie früher einmal gab, mit typischen Heideweihern – insgesamt eine Kultur- und Naturlandschaft, die zum Betrachten, Verweilen und Genießen einlädt. Das Areal wurde bewusst immer durch einen Zaun geschützt. Nach Ablauf des Pachtvertrages kam es zu Veränderungen. „Der Zaun wurde auf Wunsch des Besitzers entfernt, und leider konnten auch die Pflegemaßnahmen nicht fortgesetzt werden“, berichten die Nabu-Leute. Vor zwei Jahren dann konnte das Land NRW das schützenswerte Terrain erwerben, und die Bezirksregierung Münster nahm den Bereich federführend in Besitz. Die Stiftung Dingdener Heide wurde erneut mit der Pflege beauftragt.

Die wenigen Jahre der Nicht-Pflege durch die Naturschützer reichten, um einen beachtlichen Wachstumsschub von Birken und Kiefern auszulösen. Schaf- und Ziegenbeweidung war nicht mehr möglich, denn die Weidetiere fressen nur junge Triebe bis zu einer gewissen Größe. Am vergangenen Samstag kam es nun zum sehr nötigen Arbeitseinsatz. Der wurde auch zum Wiedersehen von Nabu-Aktiven. Thema war dann die lange Historie der Anlage und Pflege dieses einmaligen Naturschutzgebietes in Kooperation mit der Biologischen Station Wesel.

Rolf Souilljee hat dieses Schutzgebiet damals gestartet und in all den Jahren betreut. „Wir Naturschützer wurden damals mit unserem Anliegen der Heide-Rekultivierung belächelt. Auch gab es viel Unverständnis, dass die große Anzahl der Kiefern gefällt und entfernt wurde“, erinnert er sich. Aber der Nabu wusste um die schlummernden Potenziale, und schließlich entfaltete sich die Heide dann – und zwar „sensationell“, wie es heißt.

Beim Pflegeeinsatz waren nun viele jüngere und auch erstmals anwesende Helfer dabei. Die Tatkraft so vieler Hände reichte für die sogenannte Entkusselung enormer Birken- und Kiefernmengen, die dann vor Ort maschinell gehäckselt und entsorgt wurden. Der Kreis-Borkener Verbandsvorsitzende Michael Kempkes dankte für das Engagement ebenso wie Matthias Bussen, der von einem starken Einsatz sprach. Er erzählte begeistert die seltenen Arten auf, die durch dieses wertvolle Stück Heide eine geschützte Heimat haben. Hier brüten Ziegenmelker und Waldohreule, und es huschen Eidechsenarten über den sandigen Boden. Die hier angesiedelten Laubfrösche konzertieren im Sommer, ebenso wie die selten gewordenen Feldgrillen. Wo sonst in der Region kann man das noch erleben? Matthias Bussens hegt nun die Hoffnung, dass dieses Naturschutzgebiet sich so gut entwickelt wie die nahe gelegene Kleine Dingdener Heide. Dann würde sich vielleicht auch die rare Schlingnatternpopulation entwickeln, hoffen die Naturkenner.

Demnächst wird die Heidefläche wieder umzäunt, und Schafe und Ziegen werden wieder weiden. Der Besucherweg bleibt aber zugänglich. Dennoch: Der Zaun bleibt nötig, da manche Besucher zu oft geltende Regeln missachten und glauben, dass ein Naturschutzgebiet ein Paradies für freilaufende Hunde, eine Picknickfläche oder ein Parcour für Mountainbiker ist.

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