Ideal für Camper Mehrhooger erfindet Küche für Kofferraum

Mehrhoog · Pascal Schalapski (30) will mit einem selbst ausgedachten Produkt den Camping-Markt erobern: Er hat eine kleine Küche aus Holz bauen lassen, die sich auch im Kleinwagen verstauen lässt. Die Idee kam nach einer Weltreise – und aus Sehnsucht nach dem alten VW Bulli.

Er hat bei einer neunmonatigen Weltreise mit seiner Freundin einige der schönsten Orte dieser Erde gesehen, ist von Kanada über Südamerika bis in die Südsee und nach Australien gefahren. Eines fehlte allerdings Pascal Schalapski (30) auf dieser langen Reise: die eigene Küche. Der studierte Kaufmann ist sehr praktisch veranlagt. Er liebt das Schrauben, Tüfteln und auch das Kochen und Schnibbeln. „Wenn man doch eine eigene Küche hätte“, dachte sich Schalapski immer wieder. Die Weltreise war für den passionierten Camper der Anlass, sein altes Leben umzukrempeln. Schalapski setzte alles auf eine Karte, machte sich selbstständig – und erfand einen mobilen Küchenblock für den Kofferraum mit integrierter autarker Stromversorgung.

 Die geschlossene Ellobox ist kompakt und edel verarbeitet.

Die geschlossene Ellobox ist kompakt und edel verarbeitet.

Foto: Sebastian Peters

Der Markt der Campingutensilien ist vielfältig. Zelte, Schlafsäcke, auch Kochzubehör gibt es zahlreich, in allen Größen und Qualitätsstufen. Eine kleine Küche für den Kofferraum allerdings fehlte noch, sagt Schalapski. „Ellobox“ heißt sein Produkt, für das er tausende Arbeitsstunden und einen hohen Betrag an Eigenkapital eingesetzt hat. Sogar seinen alten Beruf als Kaufmann in einer Behindertenorganisation hat er drangegeben und voll auf die Karte Selbstständigkeit gesetzt. Er lernte dafür sogar den Umgang mit dem Konstruktionsprogramm CAD, mit dem er seine kleine Küche in den Grundzügen optisch gestaltete. Die Ideen setzte dann ein Möbelbauer aus Dinslaken in die Tat um. Diese Firma wird von nun an alle Teile der aus Holz gezimmerten Ellobox fertigen.

Die Geschichte mit der Küche geschah auch aus einer Sehnsucht heraus. Früher besaß Schalapski einen alten VW Bulli, mit dem er gerne herumfuhr, auch zu Festivals. Den hatte sich der junge Mehrhooger in der Garage der Eltern an der Straße An der Ley in Mehrhoog passgenau ausgebaut. Irgendwann musste er den Oldtimer allerdings verkaufen, weil er ihn doch zu selten nutzte, und hatte fortan keinen Wagen mehr für das Campinggefühl. Schalapski behalf sich mit einem Zelt, das er auf das Dach eines normalen Kleinwagens schrauben konnte. Was dann aber noch fehlte, war die Küche.

Ein Jahr lang hat Pascal Schalapski getüftelt. Den Prototypen entwickelte er im Mai 2018. Der landete allerdings gleich wieder in der Tonne, weil er nicht den Wünschen des jungen Mannes entsprach. Auch beim zweiten Modell im August 2018 blieben noch zu viele Fragen offen. Schalapski investierte ein drittes Mal groß. Seine Ellobox, die Mitte Januar fertig wurde, entspreche nun voll seinen Wünschen, sagt der 30-Jährige. „Ich verkaufe keine Küche, sondern die Freiheit, an jedem Ort der Welt zu kochen und immer alles an Utensilien dabei zu haben.“

Dass es eine gute Geschäftsidee sein könnte, merkte er an der Reaktion seiner Schwester, die gleich Bedarf für eine eigene Ellobox anmeldete, als sie von der Idee hörte. Die Schwester fährt einen Opel Corsa. Der Corsa-Kofferraum war der Referenzplatz, in den die Ellobox passen sollte. Seine Küche finde in 80 Prozent aller Kleinwagen Platz, sagt Schalapski.

Die kompakte Kleinküche ist ein Utensil für den freiheitsliebenden Camper, bietet aber allen Komfort. Man kann verschiedene Schubladen herausziehen und sich so seine Arbeitsfläche gestalten. Im Inneren gibt es sowohl einen Wassertank als auch optional eine Kühlbox. Die Kochflächen funktionieren mit Gas, es gibt einen Zweiflammen-Gaskocher, Pfanne und Topf, auf Wunsch auch Geschirr. Auch eine Spülvorrichtung gibt es: einen Wassertank mit Duschkopf und Spüle. Behältnisse für Öle und Gewürze können mitgeliefert werden, auch Stauraum für Lebensmittel wurde vorgesehen. Eine Versorgerbatterie liefert den Strom, es gibt einen USB-Anschluss. Die Batterie läuft unabhängig von der Autobatterie, kann aber beim Fahren aufgeladen werden, optional mit Solarenergie. Zehn Stunden dauert der Aufladeprozess. Bei komplett entladener Batterie, kann auch über Steckdose geladen werden.

Die Box kann im Kofferraum des Wagens verbleiben, ist nicht fest verbaut, kann auch bei einem Fahrzeugwechsel weiter genutzt werden. Pascal Schalapski verkauft nach dem Baukastenprinzip – mit Basisversion und Premiumfunktionen.

 Pascal Schalapski und seine ausgefahrene „Ellobox“ im Kofferraum eines Opel Corsa: Die mobile Küchenzeile hat der Mehrhooger selbst erfunden. Sie funktioniert selbst mit einer Solarplatte.

Pascal Schalapski und seine ausgefahrene „Ellobox“ im Kofferraum eines Opel Corsa: Die mobile Küchenzeile hat der Mehrhooger selbst erfunden. Sie funktioniert selbst mit einer Solarplatte.

Foto: Sebastian Peters

Zielgruppe sind Menschen, die gerne mit ihrem Auto komfortabel campen gehen. Die Basisvariante wird im Netz auf der eigenen Internetseite für 1250 Euro angeboten, die Premium-Variante mit viel Zubehör für 3315 Euro. Für Urlaube oder Festivals vermietet Schalapski die Box auch. Lieferbar ist die Küche ab April. Bei der Messe „Reise & Camping“ in Essen wird der 30-Jährige das Modell in wenigen Tagen erstmals  präsentieren. Schon jetzt sei das Feedback gigantisch, sagt der Mehrhooger, der den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut.

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