Verunsicherung bei Evangelischer Kirchengemeinde Geplantes Projekt am Rathaus in Hamminkeln ist „heikles Thema“

Hamminkeln · Neues vom Projekt am Rathaus: Die Kirche würde im Tausch gegen einen Neubau das alte Pastorat von 1798 abgeben. Die Verunsicherung ist groß. Der Investor kommt zwar ins Rathaus, meldet sich aber nicht bei der Gemeinde.

 Die Brüner Straße, Blick Richtung Innenstadt: Links hinter den Bäumen befindet sich das alte Pastorat, das im Tausch gegen einen Neubau an einen Investor gehen könnte. Der plant Einzelhandel und mehr quasi im Halbrund um das Rathaus herum.

Die Brüner Straße, Blick Richtung Innenstadt: Links hinter den Bäumen befindet sich das alte Pastorat, das im Tausch gegen einen Neubau an einen Investor gehen könnte. Der plant Einzelhandel und mehr quasi im Halbrund um das Rathaus herum.

Foto: Thomas Hesse

Wenn am Donnerstag, 29. November, der Planungsausschuss in einer Sondersitzung tagt, geht es um ein einziges Thema, das den Ortskern von Hamminkeln verändern soll: Den Bebauungsplan Am Rathaus, der das weiträumige Grundstück von der alten Schmiede an der Blumenkamper Straße bis zur Brüner Straße umfasst. Ein Vertreter des Gewerbeimmobilien-Spezialisten ITG wird das Vorhaben vorstellen. Es soll den bestehenden Einzelhandel in der City ergänzen. Wie es aussehen könnte, darüber gibt es bisher keine tiefergehenden Informationen aus dem Rathaus. Das führt zu Unsicherheit.

Denn neben zwei privaten Grundstücksbesitzern, die ins Boot geholt werden müssen, geht es auch um 4000 Quadratmeter, die die Evangelische Kirchengemeinde an der Issel beisteuern soll. Sie hat das ungewöhnliche Verfahren im Auge, das alte Pfarrhaus von 1798 an der Brüner Straße abzugeben und adäquaten Ersatz dafür hingestellt zu bekommen – eine Art Tauschgeschäft also. Doch seit einem ersten Kontakt im Spätsommer letzten Jahres hat die Gemeinde weder etwas vom Investor noch von der Stadt zum Projekt gehört. So werden Presbyteriumsmitglieder wie jeder andere Interessierte auch während der Sondersitzung im Zuschauerbereich des Ratssaals sitzen und sich ansehen, was im Ratssaal präsentiert wird.

„Das Vorhaben ist ein sehr heikles Thema in der Gemeinde, damit müssen wir vorsichtig umgehen“, sagt Pfarrer Stefan Schulz. Man müsse das Grundstück nicht abgeben, den Begriff „verkaufen“ hält er für unangebracht, man brauche keine Finanzspritze. „Wir warten ab, was angeboten wird“, sagt der Pfarrer. Sinnvoll wäre es für die Gemeinde, das Pastorat mit 340 Quadratmetern Wohnfläche und aufgrund seines Alters mit entsprechenden Instandhaltungskosten belastet, gegen einen Neubau mit geringerem Unterhaltungsaufwand einzutauschen.

Offiziell heißt es in einer Stellungnahme: „Wir, das Bereichspresbyteriums Hamminkeln der Evangelischen Kirchengemeinde An der Issel, haben im Gespräch mit dem Projektentwickler geäußert, dass wir daran festhalten wollen, ein Pfarrhaus zu haben und ein frei zugängliches Gemeindebüro. Sollte der Projektentwickler in der Lage sein, uns ein wertgleiches, innerörtliches Grundstück mit Wohnhaus für die große Pfarrfamilie zum Tausch anzubieten sowie einen innerörtlichen Standort für das Gemeindebüro (eventuell durch Um- oder Anbau im Gemeindezentrum), so würden wir darüber nachdenken und mit den Gemeindegliedern ins Gespräch kommen wollen, ob ein für die Gemeinde werterhaltender Tausch im Sinne der Kirchengemeinde ist oder nicht.“

Kommt es zum Geschäft, müssen Beschlüsse von Presbyterium, kreissynodalem Vorstand und eventuell der Landeskirche folgen. Klar ist, dass erst politisch beraten und entschieden werden muss, wohin die Reise nach der geltenden Veränderungssperre planerisch gehen soll. Klar ist auch, dass das Pfarrgebäude von 1798 nach vielen Umbauten nicht unter Denkmalschutz steht. Unklar ist, welche Folgen das vorhandene Bodendenkmal – eine alte Grabenanlage – hat. Unklar ist auch, wie die drei über 100-jährigen, gesunden Eichen und eine Linde als Naturdenkmäler ins Projekt einbezogen werden können.

Unsicherheit ist in der Pfarrgemeinde zudem vorhanden. „Wir machen uns Gedanken, warum die Firma sich nicht mehr bei uns gemeldet hat. Wir werden bisher im Unwissen halten“, sagt Pfarrer Schulz. Zeitdruck hat die Kirche nicht, eine Zeitschiene ist von ihr nicht formuliert worden. Möglich ist aber, dass ein Grundstücksangebot fürs Tauschgeschäft nicht zu realisieren ist. Bisher.

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