Hamminkeln Haus der vier Linden öffnet am Tag des Denkmals

Hamminkeln · Haus Oertmann ist ein historisches Dokument des bäuerlichen Lebens im einstigen Dorf Hamminkeln. Heute hat hier Architekt Holger Ebbert sein Büro.

 Beim Tag des Denkmals am 9. September können Interessierte das Innenleben von Haus Oertmann an der Blumenkamper Straße 4 begutachten.

Beim Tag des Denkmals am 9. September können Interessierte das Innenleben von Haus Oertmann an der Blumenkamper Straße 4 begutachten.

Foto: Architekt Holger Ebbert

Selbst wenn ein Mann vom Fach ein Denkmal saniert, ist er vor ungeheuren Überraschungen nicht sicher. Architekt Holger Ebbert erlebte es, als er mitten in Hamminkeln ein Haus kaufte und sanierte, das die Seele des alten, bäuerlichen Hamminkeln atmet. Feuchtigkeit war in das trutzig dastehende Haus Oertmann dort eingedrungen, wo sie nicht unbedingt zu erwarten war. Acht Jahre Leerstand hatten ihm nicht gutgetan.

Im Flur glänzt nun der neu polierte historische Blausteinboden in einer unerwarteten Intensität, die an Tiefe nicht zu überbieten ist. Dann tauchte hinter vergilbter Tapete eine originale Wandbemalung auf. „Sie dürfte von 1780 sein, wir haben sie zur Anschauung so gelassen wie sie war“, sagt Holger Ebbert.

Viel Zuspruch hat er für die Sanierung bekommen, viele Leute schauen neugierig durch die alten Fenster mit den Einglasscheiben. Beim Tag des Denkmals am Sonntag, 9. September, können sie das Innenleben des Hauses an der Blumenkamper Straße 4 begutachten. Das ist so weit erhalten wie es geht und wie es der Denkmalschutz verlangt.

 Blick ins Innere von Haus Oertmann

Blick ins Innere von Haus Oertmann

Foto: Architekt Holger Ebbert

In der alten erhöhten Upkamer sitzt der Chef des Architekturbüros, der von der historischen Bausubstanz schwärmt. Das Dunkelgrau an den Wänden wirkt modern und passt zur früheren Optik. Die charmanten kleinsprossigen Fenster sind wunderbar altmodisch. Die Angestellten des Büros arbeiten in hohen Räumen, die Holzböden sind neu, die sanierten Türen gediegen alt mit geschwungenen Griffen. In der ehemaligen Küche liegen die schnörkeligen Majolika-Fliesen wie eh und je, hier steht noch der alte Kohleherd, der befeuert wurde, so lange Klara Oertmann das Haus bewohnte.

Nach der Familie Oertmann ist der ehemalige Oberhof Hamminkelns benannt. Landwirtschaft mit angeschlossener Schankwirtschaft wurden betrieben. Errichtet wurde das sogenannte Haus mit den vier Linden im Jahr 1780. Um 1900 erfolgte die Ergänzung um eine Schnapsbrennerei. Am 18. März 1945 wurde das Haus durch Bomben teilweise zerstört, der Wiederaufbau begann 1945. Erhalten hat sich auch der Begriff „Haus der vier Linden“, der sich auf die charakteristischen, gekürzten Bäume vor der Häuserfront bezieht. Auch sie sind geschützter Teil des Denkmals, das eines der letzten originalen Gebäude aus den Zeiten darstellt, als Hamminkeln ein ländliches Dorf war.

Im Jahr 2008 war die letzte Bewohnerin Klara Oertmann im Alter von 93 Jahren gestorben. 2010 schmiedete der HVV Pläne, hier ein Heimathaus einzurichten. Doch die Kosten für den Erwerb – rund 400.000 Euro – und der Aufwand, es auszustatten, wären zu hoch gewesen. „Am Tag des Denkmals ist es Heimathaus für einen Tag“, sagt Holger Ebbert. Genauer von 11 bis 17 Uhr. Dann wird er auch altes Gerät aus dem zum Ensemble gehörenden Schuppen holen. Sackwaage, Schleifstein, Kutschschlitten werden dann im Hof arrangiert, wo auch ein kleiner herbstlicher Markt stattfindet.

Wären die anfänglichen Pläne verwirklicht worden, hätte man im Café Haus Oertmann Platz nehmen können. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen zog Ebberts Büro ins Parterre, die alte Treppe nach oben wurde mit der Fortsetzung der Kölner Decke mit ihrer Balkenstruktur geschlossen. Oben entstehen nun zwei Mietwohnungen, zurzeit wird kräftig umgebaut. Sie werden durch einen Extra-Eingang im Hof zugänglich sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort