Wesel In der Werkstatt des Krippenbauers

Hamminkeln · Hans Kleinkes Hände müssen immer etwas zu tun haben. Der 83-Jährige aus Dingden baut Krippen im münsterländischen Stil. Mit Fachwerk und viel Liebe zu Details.

 In der kleinen Werkstatt von Hans Kleinkes in Dingden geht es beengt zu. Dennoch sind hier schon zahlreiche Krippen produziert worden. Das Hobby hält den rüstigen Rentner auf Trab. Eine Krippe schenkt er jährlich auch dem Togo-Verein.

In der kleinen Werkstatt von Hans Kleinkes in Dingden geht es beengt zu. Dennoch sind hier schon zahlreiche Krippen produziert worden. Das Hobby hält den rüstigen Rentner auf Trab. Eine Krippe schenkt er jährlich auch dem Togo-Verein.

Foto: Thomas Hesse

Hans Kleinkes steht in seiner kleinen Werkstatt, die er in seiner Dingdener Wohnung untergebracht hat. Wenig Platz hat er hier, aber alles ist gut organisiert. Dort steht die Sägemaschine, hier sind alle Holzstücke und das nötige Material in Reichweite. Mit wenigen gezielten Griffen kann der Rentner, dessen flinke Hände immer etwas zu tun haben müssen, rau gemaserte Pinien- oder Olivenholzstücken aus gebrauchten Obstkisten oder Eichenstäbe bearbeiten. Alles ist Handarbeit, und alles muss optisch lebendiges Material sein, um eine Krippe nach den Vorstellungen des Dingdeners entstehen zu lassen. 25 bis 30 Stunden braucht er, um die in der Weihnachtszeit so beliebte, detailreich wie liebevoll ausgestattete Krippe mit Stall, Fachwerk mit Mauerwerk aus Gips und Dachschindeln zu bestücken. Das Ergebnis ist eine bildhafte, ursprüngliche Kulisse, um die Geburt Christi aus der Weihnachtsgeschichte darzustellen. Die Details von Hans Kleinkes erzählen auch eine Geschichte – die vom Entstehen liebevoll gestalteter Tradition.

Besagte Dachschindeln fürs Dach des Stalles werden mit einem Cuttermesser nicht geschnitten, sondern herausgebrochen aus den Eichenstäben. Das lässt sie urig aussehen, wie Dachdecker-Handarbeit im Mini-Format. Die Prozedur geht nicht ohne Blessuren ab. „Ich brauche sehr viel Pflaster“, sagt Hans Kleinkes und hebt zum Beweis seine Hände hoch. Er lacht, doch so ist das bei Handarbeit. Da kann schon mal etwas daneben gehen. Der Dingdener hat eben seine Ansprüche, wobei ein Qualitätsmerkmal ist, welche Mühen er sich macht, um ans passende Material zu kommen. „Das ist nicht so einfach, das richtige Holz zu beschaffen“, erzählt er. Kurz nach der niederländischen Grenze wurde Kleinkes bei einem Schreiner fündig, der hatte trockene dünne Eichenbretter. Er griff zu. Beim Pinien- und Olivenholz für die Frontansicht verarbeitet er am liebsten Obstkisten aus Spanien und Portugal. Wegen der schönen Maserung. Im Lager des Dingdener Rewe-Marktes darf sich Kleinkes umsehen. Doch die modernen Verpackungszeiten verdrängen althergebrachte Kisten. „Manchmal dauert es Wochen bis die richtigen Kisten dabei sind“, sagt der Bastler.

Viele Krippenkäufer kennen ihn von Weihnachtsmärkten her. Oder vom Kürbismarkt auf dem Hof Schäfer in Nordbrock, wo sich der Dingdener mit seinem Stand an der Zufahrt aufstellen darf. Was die Kunden – vornehmlich Kundinnen – wünschen, hat der freundliche Rentner im Laufe der Jahre gelernt. Zum einen muss der Preis stimmen, und der rangiert am besten unter 100 Euro. Das ist preisgünstig im Vergleich, aber dreistellig beginnt die Kaufhemmschwelle. Wichtig ist, dass die Weihnachtskrippen nicht nur Schaustücke sind. „Da muss immer etwas los sein im Stall, Figuren müssen beweglich sein, man muss hineingucken können in Stall oder Heuboden“, sagt der Kreative. Figuren, handgemalt, aus Kunstharz und bayrischer Produktion, kauft er zu, die könne er für einen passenden Preis nicht herstellen. Aber die wiederkehrenden Details stammen aus Kleinkes Werkstatt. Zurzeit beliebt sind Blockhütte und Bank und eine Leiter hinauf zum Stallsöller. Und mit der passenden Beize wird die gesamte Gestaltung „auf alt“ gemacht. Das macht das ohnehin schöne Holz optisch noch schöner.

„Im Laufe der Jahre baut man die Krippen so, wie es die Frauen wünschen“, versichert der Krippenbauer. Dort eine Tür oder eine Treppe, hier sogar ein richtiger Balkon. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Den Wünschen der Käufer auch nicht. Eine Frau hat den ehemaligen Textilmeister bei einer Dingdener Firma auch zum außergewöhnlichen Hobby gebracht – seine Ehefrau Gerda. Ursprünglich hat der 83-Jährige Schiffsmodelle erstellt. Vor rund 15 Jahren bat sie ihn, eine Krippe für zu Hause zu bauen. „Ich bin froh, dass er beschäftigt ist und so schöne Dinge erschafft“, sagt sie. Er antwortet: „Ich brauche ihr Urteil, wenn ich eine neue Idee habe.“ Beschäftigt ist er auch mit der Materialbeschaffung. „Ich bin ständig auf der Jagd. Auf Trödelmärkten suche ich winzige Scharniere, Nägel, Messer“, erzählt er. Eins ist geblieben: „Ich arbeite unglaublich gerne mit Holz.“ Die Resonanz gibt ihm recht und das über den erfolgreichen Verkauf hinaus. Im niederländischen Dinxperlo sind drei seiner Krippen bei einem beliebten Krippensuchspiel zu sehen. Eins seiner Produkte wurde als erster Gewinnpreis auserkoren. Viele seiner Krippen gehen nach Bayern. „Die mögen dort den Münsterländischen Stil mit Fachwerk“, sagt er. Auch wenn der Rentner jetzt eine kurze schöpferische Pause einlegt, er will mit seinem Hobby weitermachen. Weihnachten sei schließlich jedes Jahr.

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