Gesamtschüler diskutieren mit Hamminkeln Senioren Das Generationenprojekt

Hamminkeln · „Treffen der Generationen für einen Volltreffer im Beruf“ heißt das Projekt von Gesamtschule Hamminkeln und Alten- und Pflegeheim Christophorus-Haus. Jung und Alt kommen ins Gespräch.

 Bewegende Begegnungen: Gesamtschüler diskutieren mit Senioren.

Bewegende Begegnungen: Gesamtschüler diskutieren mit Senioren.

Foto: Thomas Hesse

Es ist ein spannender Ansatz, der Schüler und Senioren zusammenbringt. Drei Tage entdecken die zehn Senioren, die im Alten- und Pflegeheim Christophorus-Haus wohnen, und die Schüler aus sechs Klassen des achten Jahrgangs der Gesamtschule Hamminkeln entlang ihrer Biografien die Welt der jeweils anderen und erfahren Staunenswertes über die verschiedenen Lebensgeschichten. Am Donnerstag war das Zusammenspiel der Generationen wieder Thema im Unterricht, der im Festsaal der Einrichtung im großen und dann in kleinen Gesprächskreisen stattfand. Es ging dabei nicht nur munter zu, sondern auch mit viel persönlicher Nähe. Außerdem: Beim theaterpädagogischen Generationenprojekt konnten die Schüler spielerisch viel über Bedürfnisse und Kommunikation im Alter erfahren – und so eine Menge Hinweise zur Berufswahl im Alten- und Pflegeheim sammeln.

Welche Träume gibt es heute? Welche Träume gab es damals? Oder war das Träumen überhaupt möglich während der Kriegszeiten? Zu solchen Themen lässt sich viel erzählen. Gebannt hörten die Schüler zu, wenn aus Kriegszeiten berichtet wurde. Sie seien froh, in einem friedlichen Deutschland zu leben, sagten sie.

Die Senioren wiederum fanden es gar nicht so prima, dass das Smartphone bei jungen Leuten die verbale Kommunikation ersetzt. „Die können mit uns lieber direkt sprechen. Ist ganz leicht, mit dem Wetter können wir anfangen“, sagte eine ältere Dame. Andererseits: Moderne Kommunikationstechnik sei gar nicht so schlecht, denn auch Alter schützt nicht davor, in der Familien-Whatsapp-Gruppe mit anderen verbunden zu sein. Senioren und Schüler entdeckten in den Lebensgeschichten aus ganz unterschiedlichen Zeiten eine Menge Persönliches über die Themen Liebe, Partnerschaft und Familie, aber auch über Vergänglichkeit und Verlust. Da galt es, gut und einfühlsam zuzuhören, damit sich Hemmschwellen sowie Berührungsängste auflösen. „Das öffnet den Raum für Achtung und Respekt dem anderen gegenüber. Es ist schön zu sehen, wie offen Alt und Jung hier miteinander unmgehen“, sagte Milena Feldkamp, Lehrerin an der Gesamtschule.

Unter der Leitung der Sozialwissenschaftlerin und Theaterpädagogin Petra Lemke und des Lehrbeauftragten verschiedener Fortbildungseinrichtungen und Gesundheitspflegers Mike Becker lernten die Teilnehmer, über interaktive Prozesse eigene und fremde Ressourcen zu erkennen, zu stärken und gegebenenfalls auch Defizite in Stärken zu verwandeln. „Es geht auch um die Grundlagen der Pflegkonzeption, denn die Jugendlichen werden spielerisch über eine persönliche Begegnung auch auf das Berufsbild der Sozial- und Pflegeberufe vorbereitet“, sagte die Theaterpädagogin. Wenn die Ist-Situation erlebt werde, aber auch Störungen, dann werde klar, welche Bandbreite in der Betreuung alter Menschen herrschen könne.

Am Anfang stand das Entwickeln von Verständnis für die Senioren, anschaulich in den theaterpädagogischen Momenten erlebt und erspielt. Persönliche Erlebnisse mit alten Menschen gehören dazu. Wie das Erlebnis von Marvin mit seiner Oma. Er hielt im großen Kreis ein Kartenspiel in die Höhe. „Das hat mir meine Oma geschenkt, es hat besonderen Wert für mich, ist definitiv wichtig“, erzählte er. „Ehre deine Oma, das ist gut“, antwortete daraufhin eine Heimbewohnerin.

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