Hamminkelns Behindertenbeauftragter ist sauer Immer wieder Ärger mit Anrufsammeltaxi

Hamminkelns Behindertenbeauftragter Richard Wendorf kritisiert die Niag und beklagt, dass er bei Fahrten mit dem Anrufsammeltaxi fast immer zu viel zahlen müsse. Dem widerspricht die Niag, die die Klagen Wendorfs nicht nachvollziehen kann.

 Hamminkels Behindertenbeauftragter Richard Wendorf auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle. Der 59-Jährige ist aktuell auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen.

Hamminkels Behindertenbeauftragter Richard Wendorf auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle. Der 59-Jährige ist aktuell auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen.

Foto: Klaus Nikolei

Kürzlich konnte Richard Wendorf (59) sein Glück kaum fassen. Weil er eines Abends mit dem Anrufsammeltaxi (AST) von Mehrhoog nach Brünen fahren wollte, rief er die Servicenummer der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe (Niag) im Callcenter Dortmund an, um die Fahrt anzumelden. „Und tatsächlich hat damals alles geklappt. Erstmals seit fast zwei Jahren lief alles glatt und ich musste als Behinderter auch nur den ermäßigten Preis von 2,90 für die Fahrt durch zwei Zonen zahlen.“ Wendorf, der sich als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Hamminkeln für die Belange von Menschen mit Handicap einsetzt, war überzeugt, dass seine mehrfach geübte Kritik am Service der Niag gefruchtet habe. Doch schon wenige Tage später wurde er eines Besseren belehrt.

Obwohl ihm, wie er sagt, ein Servicemitarbeiter am Telefon bestätigt habe, dass ihm als Gehbehindertem (90 Prozent) nur der ermäßigte Preis in Rechnung gestellt werde, musste er am Ende dem Fahrer des Anrufsammeltaxis den vollen Preis von 5,80 Euro zahlen. „Das kann doch alles nicht mehr wahr sein.“ Weiterer Kritikpunkt: Die Mitarbeiter im Dortmunder Niag-Callcenter hätten, sagt Wendorf, keinerlei Ortskenntnisse und würden als Fahrtziel stets den Namen einer Haltestelle verlangen. „Doch wenn ich eine Straße angebe, kann mir niemand dort den Namen der nächsten Haltestelle nennen. Die Haltestellen sind auch nicht auf der Internetseite der Niag verzeichnet“, beklagt Wendorf.

Weil die Sache mit dem Anrufsammeltaxi generell alles andere als einfach ist, besucht er mittlerweile auch die Sitzungen des Hamminkelner Stadtrates nicht mehr. „Denn man weiß ja nie, wie lange die dauern. Und man muss die Fahrten mit dem AST immer frühzeitig anmelden“, beklagt der Mehrhooger, der seit einen schweren Motorradunfall vor fast 30 Jahren nur noch auf Krücken gehen kann und Probleme mit dem Sitzen hat. Dass er seit gut zwei Jahren wochentags bis 19 Uhr Fahrten mit dem Bürgerbus erledigt („Das klappt prima und ist auch kostenlos für Behinderte mit entsprechendem Beiblatt zum Schwerbehindertenausweis“) und nur im Notfall auf das AST zurückgreift, hat einen Grund. Von 1996 bis 2017 saß Wendorf am Steuer eines Wagens mit Handgas. Als dieser nach gut 500.000 Kilometern den Geist aufgegeben hat, musste ein Folgefahrzeug her. Doch weil nicht klar ist, wer die nötigen Umbaukosten zahlt, liegt die ganze Sache auf Eis.

Bei der Niag ist man über die Kritik des Mehrhoogers überrascht. Zumal man das Problem überhaupt nicht kenne. Zum einen, sagt Günter Schlüter, Leiter der Niag-Verkehrsplanung, auf Anfrage, seien mittlerweile alle Haltestellen bei Google-Map verzeichnet. Zum anderen seien die 5,80 Euro schon der ermäßigte Preis. Und eigentlich würden die Mitarbeiter im Callcenter durchaus über Ortskenntnisse verfügen und seien entsprechend geschult. „Es ist allerdings möglich, dass Aushilfen nur mangelhafte Ortskenntnisse haben“, sagt Günter Schlüter.

Dass Menschen mit Behinderungen beim AST überhaupt etwas bezahlen müssen, während sie ansonsten gratis mit Nahverkehrszügen durch ganz Deutschland reisen können, bemängelt auch der Verkehrsplaner der Niag. „Für den Service, dass die AST-Fahrgäste bis vor die Haustür gefahren werden, gibt es den Komfortzuschlag, den wir vom Land nicht erstattet bekommen und den auch Menschen mit Behinderung zahlen müssen“, sagt Schlüter. Es gebe aber Gespräche, das zu ändern. Unabhängig davon betont Günter Schlüter, dass die Nachfrage nach Fahrten im dem AST in Hamminkeln, das über vier Zonen verfügt, vergleichsweise gering sei.

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