Neue Touren in Hamminkeln So lässt sich jüdische Geschichte erradeln

Hamminkeln · Die Akademie Klausenhof stellt am 9. November einen neuen Radfahr-Guide für die Region vor. Auf insgesamt 196 Kilometern führt er zu Orten, an denen sich jüdische Geschichte erleben lässt. Was in der Broschüre alles drin steht.

 Mit diesem Rad flüchtete der Dingdener Jude Ernst Humberg vor den Nazis. Das Originalfahrrad ist im Humberghaus Dingden zu sehen.

Mit diesem Rad flüchtete der Dingdener Jude Ernst Humberg vor den Nazis. Das Originalfahrrad ist im Humberghaus Dingden zu sehen.

Foto: Thomas Hesse

Der im Rahmen des Projektes „Milch, Honig und Holunder“ entwickelte Radfahr-Guide mit dem Titel „Radtouren jüdisches Leben auf dem Land. Sichtbare und verlorene Orte“ soll am Dienstag, 9. November, im Schloss Ringenberg der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In diesen Tagen wird die Broschüre verteilt. Das teilte Stephan Brömling von der federführenden Akademie Klausenhof jetzt mit.

Der Radfahr-Guide beschreibt erstmals vier kleinere und größere Fahrradrouten durch die Regionen Hamminkeln, Bocholt, Borken mit Reken/Raesfeld bis in die Niederlande, die ehemalige Orte des jüdischen Lebens nachvollziehbar machen: Wohnorte von jüdischen Familien, Synagogen, Friedhöfe oder Geschäfte, etwa in Dingden. „Es werden Geschichten davon erzählt, wie selbstverständlich Jüdinnen und Juden in der Region Teil der Kultur waren, was für ein Schicksal sie erlitten haben und wie nach dem Krieg mit dem Thema umgegangen wurde und wird“, sagte Brömling. Alle Touren gehen am Geschichtsort Humberghaus Dingden los.

Die Texte und Karten der 52-seitigen Broschüre wurden von der Akademie Klausenhof in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Dingden/Humberghaus erstellt. Der Heimatverein ist bekanntlich sehr aktiv in Sachen Erinnerung an jüdisches Leben im Dorf. Die Erstellung wurde aus Mitteln des Projektjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefördert. Ziel sei es, so der verantwortliche Fachbereichsleiter Jan Moldenhauer von der Akademie Klausenhof, Stationen von (ehemaligen) jüdischen Leben auf dem Land sichtbar zu machen. „Mit dem Radfahr-Guide können interessierte Personen auf insgesamt 196 Kilometern jüdische Geschichte erleben und erradeln“, sagt er.

Mit Streckenlängen von 21, 25, 60 und 90 Kilometern sind diese Touren für Kurzstreckennutzer oder Vielfahrer interessant. Die vier Touren mit dem Startpunkt Dingden – auch andere Startpunkte sind möglich – sind jeweils mit Übersichtskarte und vergrößerten Kartenausschnitten relevanter Punkte vertreten. Dazu gibt es aktuelle und historische Fotos. Empfehlungen zur Erweiterung der Routen sind ebenso vorhanden wie die Beschreibung der Stolpersteine, die auf jüdisches Leben in den jeweiligen Regionen hinweisen.

Bei der Gedenkfeier am Jahrestag der Pogromnacht und somit auch der Flucht des Dingdener Juden Ernst Humberg vor den Nazis soll der Radfahr-Guide der Öffentlichkeit vorstellt werden. Dies geschieht im Rahmen einer Veranstaltung von Gesamtschule, Stadt, Akademie Klausenhof und Heimatverein Dingden. Die Gedenk-Veranstaltung „Jüdische Nachbarn“ findet am 9. November von 17.30 bis 19 Uhr im Schloss Ringenberg statt.

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