Rettungsaktion im Hafenbecken Vollbesetztes Auto stürzt in den Rhein in Wesel – drei Tote

Wesel · Montagabend war ein Audi A 3 in das Becken des Weseler Hafens gestürzt, einen Tag später bargen die Rettungskräfte nach vielen Stunden im Einsatz die Leichen von drei jungen Männern. Fahrer und Beifahrer hatten sich retten können.

 Taucher hatten das Wrack des Audi A 3 in sechs Metern tiefe entdeckt, das am Dienstag gegen 14.30 Uhr geborgen wurde.

Taucher hatten das Wrack des Audi A 3 in sechs Metern tiefe entdeckt, das am Dienstag gegen 14.30 Uhr geborgen wurde.

Foto: Klaus Nikolei

Eigentlich hatte am Dienstag keiner der vielen Dutzend Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Wasserschutzpolizei noch Hoffnung, wenigstens einen der drei seit Montagabend vermissten jungen Leute lebend aus dem eiskalten Rhein bergen zu können. Als kurz nach 14.30 Uhr der zuvor von Tauchern entdeckte, silberfarbene Audi A 3 kopfüber am Haken eines Mobilkrans aus dem gut sechs Meter tiefen Becken des Weseler Stadhafens gehoben wurde, wurden alle Befürchtungen zur traurigen Gewissheit. 

„Wir haben drei Tote auf der Rückbank des Dreitürers gefunden. Zum Alter und zur Herkunft der Personen können wir noch keine Angaben machen“, sagte Peter Reuters, Sprecher der Kreispolizei Wesel, vor Journalisten. Was er mitteilen konnte, war, dass es sich bei den Opfern um junge Männer handelt. Zum Unfallhergang konnte Reuters keine verlässlichen Angaben machen. „Die Unfallursache ist noch unklar. Das Verkehrskommissariat und ein hinzugezogener Unfallsachverständiger haben diesbezüglich die Ermittlungen aufgenommen“, sagte Reuters. Sobald die Identität der drei jungen Männer geklärt sei, werde man die Angehörigen so schnell wie möglich informieren. Notfallseelsorger und Opferschützer der Polizei stünden bereit.

Mehrere Stunden hatte die Bergungsaktion am Dienstag gedauert, die am Abend zuvor unter anderem wegen der Dunkelheit abgebrochen werden musste. Nach Angaben der Polizei war das Auto am Rosenmontag kurz nach 19 Uhr über die Kaimauer ins Hafenbecken gestürzt. Und zwar an der Stelle, wo einst ein Raiffeisen-Kraftfutterwerk stand. Wie durch ein Wunder gelang es dem Fahrer und seinem Beifahrer, einem 20- und einem 17-jährigen Weseler, sich zu retten. Eine Rolle dürfte dabei gespielt haben, dass unmittelbar an der Unfallstelle eine Treppe von der Kaimauer ins Hafenbecken führt. Die beiden jungen Männer wurden mit Verletzungen in ein Weseler Krankenhaus gebracht. Beide hätten unter Schock gestanden, sagte Polizeisprecher Reuters.

Die Suche nach den drei jungen Männern im Fond des Unfallwagens gestaltete sich am Montagabend äußerst schwierig. Wegen der starken Strömung konnten selbst Taucher der Feuerwehr nicht nach den Vermissten suchen. Ein Hubschrauber, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, konnte das Wrack ebenfalls nicht orten. Allerdings hatte ein Bagger mit seiner Schaufel in einer Tiefe von 4,50 Meter einen Widerstand ertastet. Zuvor hatte ein Sonar der Wasserschutzpolizei einen größeren Gegenstand in der Nähe des Hafenbeckens aufgespürt.

Die am Montag nach Mitternacht eingestellten Bergungsversuche wurden am Dienstag gegen 7 Uhr wieder aufgenommen. Zwei angeforderte Taucher der Bochumer Polizei trafen gegen Mittag im Stadthafen ein. Ihnen gelang es, Ketten an den Achsen des Wracks zu befestigen, sodass ein Kran den Audi schließlich um 14.30 Uhr aus dem Wasser ziehen konnte. 

Wesel: Retter suchen Auto im Rhein
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Retter aus Wesel suchen Auto im Rhein

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Foto: WTVnews_Wesel

Zwar ist der Weseler Stadthafen nur für Anliegerverkehr freigegeben, doch gilt das Areal bei jungen Leuten seit geraumer Zeit als beliebter Treffpunkt. Zumal das Gebiet nicht eingezäunt oder sonst irgendwie gesichert ist. 

 Trotz des Verbots ist das Hafengebiet ein beliebter Treffpunkt.

Trotz des Verbots ist das Hafengebiet ein beliebter Treffpunkt.

Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Unmittelbar nach der Bergung des Autos rollten zwei Leichenwagen heran, beobachtet von mehreren Gruppen junger Männer. Sie alle standen an der Hafenstraße, gut 100 Meter von der Kaimauer entfernt. Eine Unfallseelsorgerin und ein Opferschützer der Polizei redeten kurz mit ihnen und gingen dann weiter in Richtung eines Discounters. Dort hatten sich mehrere Jugendliche, darunter auch einige Mädchen versammelt. Alle, so sagte der Opferschützer, würden die Toten kennen. Als ein junger Mann bittere Tränen vergoss, nahm eine Unfallseelsorgerin ihn in den Arm. Sie und ihre Kollegen werden noch viele Menschen trösten müssen, die um die jungen Opfer des tragischen Unglücks im Stadthafen trauern.

(kwn)
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