Kommentar Guter Vorstoß – mit Hintergedanken?

Meinung | Wesel · Wenn die neue ICE-Strecke beschlossen wird, könnte das den Handlungsdruck auf so manchen kommunalen Akteur erhöhen, die Betuwe-Planung zu forcieren.

Guter Vorstoß - mit Hintergedanken?
Foto: RP/Phil Ninh

Die Perspektive für den Niederrhein klingt verlockend: Ein ICE-Anschluss mit schnellerer Verbindung in die Weltstädte Berlin und Amsterdam, dazu eine bessere Anbindung in Richtung Ruhrgebiet. Der Vorstoß der Niederländer ist sehr zu begrüßen, gerade in Zeiten des Mobilitätswandels. Eine schnelle Zugverbindung ins Ruhrgebiet könnte für manchen Niederrheiner tatsächlich ein Beweggrund sein, das Auto öfter stehen zu lassen und stattdessen in den Zug zu steigen.

Man darf vermuten, dass der Vorstoß dennoch nicht ohne Hintergedanken geschieht: Ohne eine funktionierende Betuwe-Linie wird man nicht mehr Züge auf die Niederrheingleise von Emmerich bis Oberhausen schicken können. Wenn die neue ICE-Strecke beschlossen wird, könnte das also den Handlungsdruck auf so manchen kommunalen Akteur erhöhen, die Betuwe-Planung zu forcieren. Das wird auch einer der Gründe sein, warum das NRW-Verkehrsressort die Nachricht einer holländischen Offensive bereitwillig streut. Auch die NRW-Landesregierung hat das Ziel, dass die Betuwe-Linie endlich Fortschritte macht. Es braucht den klimafreundlicheren Güterzugverkehr zur Entlastung staugeplagter Straßen. Es gibt noch Fragezeichen: Was bedeutet eine ICE-Linie von Amsterdam über den Niederrhein und das Ruhrgebiet nach Berlin eigentlich für die bestehende Verbindung über Rheine? Das liegt übrigens, und das weiß Verkehrsminister Hendrik Wüst aus Rhede – heute besucht er Wesel – ganz genau, auch in Nordrhein-Westfalen.

(sep)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort