Wesel Gorris (Grüne): "Südumgehung ohne Visionen"
Wesel · Ulrich Gorris, der Parteivorsitzende der Grünen, hat als privater Einwender am Erörterungstermin zur Südumgehung teilgenommen. "Ich kann den Ärger und das Gefühl der Hilflosigkeit vieler Fusternberger nachempfinden. Fast alle vorgetragenen Einwände wurden für irrelevant erklärt oder lapidar vom Tisch gewischt", meinte er gestern. Vor allem hätten die Planer und die Diskussionsleitung der Bezirksregierung eine Debatte über die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer Planung, die den naturnahen und wohnlichen Charakter des ganzen Stadtteils für immer verändern wird, vermieden.
Man spreche über eine verkehrspolitische Weichenstellung für den Rest dieses Jahrhunderts, die aber aus Gorris' Sicht "auf Technologien und Wachstumsprognosen aus dem vergangenen Jahrtausend beruht". Man wisse nicht, wie sich der Verkehr in Wesel vor dem Hintergrund der Energiewende und der Entwicklungen im Bereich der Informationstechnik entwickele. Der Grüne nennt in diesem Zusammenhang sich abzeichnende Trends wie Benzinpreissteigerungen wegen der endlichen Ressource Öl, Verkehrsveränderungen durch Klimaschutzziele sowie Belastungen der Menschen durch Lärm und Schadstoffe.
Auch verändertes Mobilitätsverhalten vor allem junger Leute durch Einsatz von Informationstechnologien (Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten über Smartphone) oder ein sich wandelndes Verhältnis zum Autobesitz spiele bei der Anhörung keine Rolle. Gorris: "Keine einzige dieser Perspektiven tauchte in den Planungen der sechs älteren Herren auf, die auf der Bank des Straßenbauamtes NRW Platz genommen haben. Die Oberflächlichkeit der Antworten der Planer auf die sehr konkreten Ängste und Widersprüche der betroffenen Fusternberger wirken da geradezu ignorant." Außerdem gebe es keine Antwort darauf, wohin denn die 25 000 Fahrzeuge von der Südumgehung weitergeleitet werden sollen. Ein Ausbau der Schermbecker Landstraße und eine Umleitung über die Brüner Landstraße zur A3 sei zu erwarten.
