Geschichtspfad vorgestellt Ein Rundweg durch die Brüner Historie
Brünen · In Brünen wurde ein Geschichtspfad eingerichtet. An 14 Stationen erhalten Wanderer und Radler einen spannenden Überblick über die 1200-jährige Historie des Ortes.
Seit Freitag ist Brünen um eine Attraktion reicher. Das Projekt „Auf den Spuren der Zeit – Geschichtspfade in Brünen“ wurde mit der Eröffnung eines 5,2 Kilometer langen Rundweges abgeschlossen. 14 Stationen bieten den Wanderern oder Radlern einen komprimierten Überblick über die mehr als 1200-jährige Geschichte eines Ortes, dessen älteste Erwähnung im Zusammenhang mit einer Kirchweihe auf dem Oberhof des Brüner Edelmanns Bernrichus steht, die vom Bischof Ludger während seiner Amtszeit zwischen 805 und 809 nach Christus durchgeführt wurde.
Auf dem neu gestalteten Kirchplatz begrüßte am Freitag Rolf Brögeler als Vorsitzender des Vereins „Bürger für Bürger“ und als Mitglied der Projektgruppe „Historisches Brünen“ zwei Dutzend geladene Gäste, die in irgendeiner Form an der Planung oder Durchführung des Projektes beteiligt waren. Initiiert wurde das Projekt durch das Leader-Regionalmanagement der Region Lippe-Issel-Niederrhein, zu der die Kommunen Hamminkeln, Wesel, Voerde, Hünxe und Schermbeck gehören.
In seinem Dank an die beiden Regionalmanagerinnen Karin Vogeler-Dieudonné und Carolyn Mrotzek bezog Rolf Brögeler auch Alexandra Lenz vom Dezernat 33 der Bezirksregierung Düsseldorf mit ein. Gemeinsam wurde der Förderantrag gestellt, der zur Genehmigung von Geldern aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes führte. Um die Gesamtkosten in Höhe von rund 4500 Euro finanzieren zu können, musste ein Eigenanteil von 35 Prozent nachgewiesen werden.
Die Umsetzung des Projektes übernahm die Brüner Projektgruppe „Historisches Brünen“, wobei es eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Brünern und einer Wertherbrucher Projektgruppe gab, von der zwei Mitglieder an der Eröffnung am Freitag teilnahmen. Leiterin des Brüner Projektes war Anneliese Hecheltjen, die auf der Basis umfangreicher Forschungen der Brüner Heimatforscher Wilhelm Elmer, Günter Heiligenpahl, Erwin Holsteg und Hermann Landwehr sowie nach ausführlichen Studien überregionaler Darstellungen der physiogeographischen und humangeographischen Besonderheiten Brünens die Texte für elf der 14 Infotafeln erstellte. Drei bereits aus früherer Zeit bestehende Beschreibungen eines Hauses der jüdischen Familien, der Wassermühle am Mühlenbach und der Stolpersteine wurden in den Rundweg ohne Erstellung von neuen Stelen integriert.
Als spezielle Zielsetzungen des Projektes nannte Brögeler den Erhalt des kulturellen Erbes und die Bewahrung und Vermittlung von altem Wissen ebenso wie die Stärkung der Identifikation der Bürger mit ihrer Heimat und den Ausbau der geschichtlichen Informationen für die Besucher. Ältere Menschen seien noch stark mit den Ortschaften verbunden und besäßen ein erstaunliches Wissen über geschichtliche Entwicklungen ihrer Orte. „Dieses Wissen“, so Brögeler, „geht aber immer mehr verloren und Zugezogene, aber auch die Generation Ü30, identifizieren sich weniger mit den Ortschaften und kennen häufig nicht die zum Teil noch verborgenen Schätze vor ihrer Haustür.“
Wie umfangreich das Wissen über die Entwicklung Brünens ist, erfährt der Wanderer an den 14 Stationen, an denen auf Stelen mit Bildern, Karten oder kurzen Texten auf die Besonderheit des in unmittelbarer Nähe stehenden dörflichen Gebäudes oder Landschaftsteiles hingewiesen wird.
Eine kurze Führung zu Stationen im unmittelbaren Umfeld der Dorfkirche nutzte Anneliese Hecheltjen auch für Hinweise auf QR-Codes, die es an jeder Station erlauben, die Stelentexte um ein Vielfaches an Informationen zu erweitern. Das gilt für die Brüner Dorfkirche (Station 1) und die Dorfstraße (2) ebenso wie für das Haus der jüdischen Familien (3), den Brüner Marktplatz (4), die Wassermühle am Mühlenbach (5), die Siedlung „Am Mühlenteich“ (6), das Brüner Ehrenmal (7) und die Brüner Molkerei (8). Auf dem weiteren Weg lernt man nicht nur das alte Amtsgebäude und das Haus Brans (9) kennen, sondern auch die Stolpersteine (10), die Feuerwehr und Landwirtschaftsschule (11), die Brüner Dorfschule (12), den Mühlenberg und Sportanlagen (13) sowie den Kugelberg und die Brüner Höhen (14).
Um zielsicher die 14 Stationen erreichen zu können, empfiehlt sich ein Flyer, den man kostenlos erhalten kann, entweder aus einem Fach an der großen Schautafel neben der Kirche oder als Download von der Internetseite www.geschichtspfad-bruenen.de. Der entsprechende Link befindet sich am unteren Ende der Startseite. Die Internetseite hat der Brüner Holger Höpken erstellt. Eine ausführliche Beschreibung aller 14 Stationen ermöglicht im Vorfeld einer Wanderung über den Geschichtspfad eine Vorbereitung auf die jeweilige Sehenswürdigkeit oder eine Nachbereitung nach der Rückkehr im heimischen Sessel.
„Es gibt durchaus Überlegungen, für diesen Geschichtspfad auch Führungen anzubieten und zu einem späteren Zeitpunkt zu erweitern oder mit weiteren Hinweistafeln auszustatten“, teilte Brögeler den Besuchern mit.
Viel Lob gab es vom Hamminkelner Bürgermeister Bernd Romanski: „Hut ab, das ist euch gut gelungen und echt super. Ohne euer Engagement und Tun wäre so etwas gar nicht möglich gewesen.“ Romanski fügte hinzu: „Ich freue mich auf weitere Projekte.“ Als Generalvollbemächtigter der Nispa erklärte Reinhard Hoffacker: „Sie bescheinigen uns immer wieder, wie viel Manpower die Brüner haben. Das Ehrenamt in Brünen ist hervorragend. Sie leisten zudem einen hervorragenden Beitrag für den sozialen Zusammenhalt der dörflichen Bevölkerung.“