Wesel Geschäfte leiden unter Umbau

Wesel · Lärm, Dreck, Umsatzrückgänge bis 50 Prozent: Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der neuen Fußgängerzone bereiten Händlern und der Gastronomie im Bereich City-Achse und Hohe Straße große Sorgen.

 Fleischermeister Karl Heinz Voss: "Nachmittags ist deutlich weniger los."

Fleischermeister Karl Heinz Voss: "Nachmittags ist deutlich weniger los."

Foto: Bosmann, Jürgen

Maria Taormina, Chefin des Café-Restaurants Nero Picante an der Kreuzstraße 1a, ist der Verzweiflung nahe. Servierte sie an einem normalen Wochentag gut 100 Frühstücke, so sind es seit dem Beginn der Straßenbauarbeiten vor ihrem Lokal Anfang vergangener Woche oft nur noch zehn. Ihre Umsätze sind drastisch um 50 bis 60 Prozent eingebrochen. Nicht zuletzt, weil sie während der Umgestaltungsphase keine Tische mehr draußen aufstellen kann. "Wir und auch viele unserer Gäste verstehen einfach nicht, warum das hier alles mit viel Geld geändert werden muss. Das war doch noch alles gut hier."

 Die Arbeiten auf der Baustelle Hohe Straße – hier demontieren Dieter Emmers (r.) und Erwin Gruhl die Uhr vor dem Kaufhof – gehen zügig voran. Für den Handel ist die Zeit nicht leicht. Es kommen weniger Kunden, Umsätze sinken.

Die Arbeiten auf der Baustelle Hohe Straße – hier demontieren Dieter Emmers (r.) und Erwin Gruhl die Uhr vor dem Kaufhof – gehen zügig voran. Für den Handel ist die Zeit nicht leicht. Es kommen weniger Kunden, Umsätze sinken.

Foto: bosmann

Mit dem Startschuss für den zweiten Bauabschnitt der neuen Fußgängerzone inklusive City-Achse (Kreuz-/Korbmacherstraße) hat für viele Händler eine schwere Zeit begonnen. Lärm, Dreck und Staub sorgen für Verdruss. Und: Immer mehr Kunden meiden den Bereich. "Vor allem nachmittags ist deutlich weniger los. Wir machen uns Sorgen", sagt Fleischermeister Karl Heinz Voss von der Kreuzstraße.

 Maria Taormina (Nero Picante): "Ich denke schon über Entlassungen nach."

Maria Taormina (Nero Picante): "Ich denke schon über Entlassungen nach."

Foto: Bosmann, Jürgen

Holperstrecke zu den Läden

Wesel: Geschäfte leiden unter Umbau
Foto: ekkehart malz

Ähnlich das Bild auf der Hohe Straße, wo zwischen dem Kaufhof und der Stadtparfümerie Pieper der mittlere Bereich komplett von den 30 Jahre alten Pflastersteinen geräumt ist. Grüne Rohre, die aus der Erdschicht ragen, lassen inzwischen erahnen, wo künftig die Abläufe für die Entwässerung gesetzt werden. Eine Furt für Fußgänger in Höhe des Telekom-Ladens soll während der Bauphase die Querung erleichtern.

Durch die Bauarbeiten besonders stark belastet sind aktuell die Geschäfte auf der nördlichen Seite. Weil das Pflaster weggenommen wurde, geht's nur über eine Holperstrecke in die Läden. "Für den Fall, dass es mal regnet und alles matschig wird, liegen schon Teppiche parat", sagt Nadine Sonje, Leiterin des Damen- und Kinder-Schuhhauses Dismer. Sie möchte eigentlich nicht in den Chor der Jammerer einstimmen. Es bringe doch nichts, nun zu meckern, sagt sie. Aber: "Natürlich sind die Umsätze zurückgegangen. Und es ist so laut wie an einer Autobahn." Gleichzeitig zollt Sonje den Arbeitern der Firma Langenfurth (Voerde) ein dickes Lob. "Die arbeiten zügig und gut."

Auch bei Kornbäcker an der Ecke Hohe Straße / Tückingstraße macht man sich auf mindestens sechs mehr oder weniger harte Monate gefasst. Das Cafe- und Kuchen-Geschäfte unter freiem Himmel ist völlig zum Erliegen gekommen. "Den Kunden ist das hier viel zu laut", sagt Verkäuferin Christine Boer. "Was will man machen?" Sie freut sich schon auf den Herbst, wenn alles fertig ist und "so schön wie am Viehtor. Und dann redet keiner mehr über die Bauphase."

Internet Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/wesel

(RP)
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