Zusammenarbeit mit der Gesamtschule in Hamminkeln Zeitzeugen berichten über den Zweiten Weltkrieg

Hamminkeln · Amerikanische Veteranen und Nachfahren waren in der Gesamtschule zu Gast und stellten sich Fragen der Schüler. Anlass ist der Jahrestag der größten Luftlandeaktion der Kriegsgeschichte, die 1945 um Hamminkeln herum ablief.

 Die drei US-Veteranen Oliver Harris (v.l.), Robert White und Sydney Levit berichten den Schülern von der Luftlandeaktion.

Die drei US-Veteranen Oliver Harris (v.l.), Robert White und Sydney Levit berichten den Schülern von der Luftlandeaktion.

Foto: Thomas Hesse

Anlässlich des Jahrestages der „Operation Varsity“ hat wieder eine Gruppe amerikanischer Veteranen und Nachfahren von Weltkriegsteilnehmern eine Stippvisite an der Gesamtschule Hamminkeln gemacht. Die Gruppe sah sich nicht nur die Örtlichkeiten an, an denen sie als junge Soldaten der Alliierten bei der größten Luftlandeaktion aller Zeiten teilgenommen hatten und kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs vorgerückt waren. Die drei Veteranen Oliver Harris, Robert White und Sydney Levit gingen auch zur Schule.

Am Mittwoch besuchten sie den bilingualen Gesellschaftslehrekurs des zehnten Jahrgangs und die Schüler der Einführungsphase der Gesamtschule, die im letzten Schuljahr am bilingualen Gesellschaftslehreunterricht teilnahmen, im Lernhaus an der Diersfordter Straße. Unter der US-amerikanischen Flagge antworteten sie auf Fragen der Schüler. Etliche von ihnen hatten bei der Vorbereitung für diese sehr authentische Art des Unterrichts zum ersten Mal vom lokal- wie weltpolitischen Kriegsereignis auf Hamminkelner Boden erfahren.

Mit dabei bei der schulischen Veranstaltung war auch Andrea Kormann-Lowe. Ihre Nähe zu Hamminkeln hat eine besondere Bewandnis. Ihr Vater John Kormann war Fallschirmjäger und Offizier der US 17th Airborne Division (siehe Infobox). Er hatte als 20-Jähriger an der Luftlandeaktion der Alliierten am 23./24. März 1945 teilgenommen und 14 im Luftschutzkeller eines Bauernhofes ausharrende Frauen und Kinder verschont, als er erkannte, dass es sich um Zivilisten handelte. Erst hatte er dort feindliche Soldaten erwartet. Seine Mutter hatte in einem Brief gebeten, deutsche Zivilisten zu verschonen. Eine rührende und wahre Geschichte, die erzählt, dass es Barmherzigkeit gab, auch wenn sich Feinde bekämpften.

Die gut vorbereiteten Schüler rückten mit einem ganzen Fragenkatalog an, den sie mutig auf Englisch vortrugen. Sie hatten sich mit ihren Lehrkräften Sandra Reeve und Christian Ströhl zuvor inhaltlich mit den Geschehnissen rund um Hamminkeln auseinandergesetzt. Dabei lernten sie durch Quellen auch die Geschichte von John Kormann und so die Perspektive der amerikanischen Fallschirmjäger kennen.

Durch Berichte von Augenzeugen und Gespräche in der Familie wurde auch die Perspektive deutscher Soldaten und Zivilisten erkundet. Karten und selbst erarbeitete Fragen wurden entwickelt, mit einer Power-Point-Präsentation beim Besuch der Veteranen am Mittwoch die lokalen und geschichtlichen Informationen nachvollziehbar gemacht. „Die Vorarbeit war sehr positiv, alle waren engagiert dabei“, sagte Sandra Reeve. Klar auch, dass auf die aktuellen kriegerischen Ereignisse in der Ukraine hingewiesen wurde. Schulleiterin Anette Schmücker betonte, wie glücklich man darüber sein könne, dass ihre Schüler in Frieden und in einer Demokratie aufwachsen würden.

Am Mittwoch war es bereits der vierte Besuch einer amerikanischen Gruppe der Scions of the 17th Airborne, also Nachfahren von Teilnehmern der 17. Luftlandedivision, an der Schule. 2017 entstand die Zusammenarbeit auf Initiative von Andrea Kormann-Lowe. Schmücker berichtete: „Dadurch hatten wir vor fünf Jahren erstmals einen Veteranen zu Gast, und Schüler durften die Gedenkfeier zu Ehren von John Kormann mitgestalten.“ Nun sei man dankbar, dass sich, nachdem pandemiebedingt zwei Jahre lang keine Besuche amerikanischer Gäste in der Schule möglich waren, wiederum die Möglichkeit einer Begegnung zwischen drei Veteranen, die von einem Familienmitglied begleitet werden, Andrea Kormann Lowe und rund 30 Schülern auftat.

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