Wesel Gesamtschuldebatte: FDP plant juristische Prüfung

Wesel · Die Liberalen in Wesel machen vor dem Hintergrund einer neuen Gesamtschulgründung auf Gefahren für anderen Schulen aufmerksam.

Die wahrscheinliche Gründung einer zweiten Gesamtschule in Wesel sorgt weiter für Diskussionen. Die FDP hat Rechtszweifel angemeldet, falls im Sommer der Rat mehrheitlich der Gründung einer weiteren Gesamtschule zustimmt. In so kurzer Zeit könne die Gründung nicht rechtssicher erfolgen, sagt Dirk Giesen, Ortsverbandsvorsitzender der FDP in Wesel. Eltern müssten zwingend befragt werden, es brauche eine vernünftige Schulentwicklungsplanung, zudem müssten die Auswirkungen auf die Schullandschaft der Nachbarkommunen und innerhalb Wesels untersucht werden. All das könne in so kurzer Zeit - weder bis zur Juni-Sitzung, noch zur Sitzung im September - nicht geschehen.

Auch vor dem Hintergrund, dass der bisherige Schulentwicklungsplaner Wolf Krämer-Mandeau vom Entwicklungsbüro Biregio in Bonn abgelöst werden soll. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther spricht von einem "Schnellschuss aus der Hüfte", den das Linksbündnis nun umsetzen werde. Die FDP werde eine Prüfung vor dem Verwaltungsgericht veranlassen, wenn es zur nächsten Gesamtschulgründung kommt. Parallel werde man noch in der Ratssitzung im Juni ein Bürgerbegehren initiieren.

Die beiden Gymnasien wären die Leidtragenden einer Gesamtschulneugründung, sagt Reuther. "In fünf bis sechs Jahren würde es nur noch ein Gymnasium geben", prophezeit er. Das KDG als eines der ältesten Gymnasien in Deutschland sei gefährdet, sagt Dirk Giesen.

In diesem Zusammenhang verweist Jürgen Berner, der schulpolitischer Sprecher der FDP und ehemaliger Leiter des Weseler Andreas-Vesalius-Gymnasiums (AVG), auf die Mindestschülerzahl von 42 für die Oberstufe einer Gesamtschule. Bedingung für die Gründung einer Gesamtschule sei ferner die Begrenzung der Zügigkeit an den anderen weiterführenden Schulen. Es könne also zu einem Anmeldeüberhang an den beiden Weseler Gymnasien kommen - diese Schüler würden dann an die Gesamtschule gehen müssen, wo es traditionell nicht so viele Anmeldungen von Grundschulkindern mit Empfehlung fürs Gymnasium gibt. Jürgen Berner sagt: "Die Gründung der zweiten Gesamtschule würde zu einer Zeit erfolgen, in der die Gymnasien ohnehin von G8 auf G9 umstellen, die Nachfrage aus diesem Grund dort auch noch einmal steigt."

Nach Zahlen von Bernd Reuther sind für das nächste Schuljahr lediglich zehn Viertklässler mit Gymnasialempfehlung an der achtzügigen Gesamtschule Lauerhaas angemeldet.

Die FDP-Alternative Sekundarschule ist eigentlich in NRW schon wieder ein Auslaufmodell. Sie war Teil des Schulfriedens von SPD, Grünen, FDP und CDU im Land und ergänzt seit 2011 das Schulsystem als integrierte Schulform von Klasse fünf bis zehn. In den Anfangsjahren gab es einen Gründungsboom der Sekundarschulen. Gut 100 Sekundarschulen gibt es in NRW, die Zahl der Neugründungen lässt aber deutlich nach. Im Schuljahr 2017/18 kam nur eine Sekundarschule dazu. Einige Sekundarschulen sind in Gesamtschulen umgewandelt worden. "Warum soll eine Sekundarschule hier nicht klappen?", fragt Bernd Reuther dennoch. Die Schulform werde vom Land mit Finanzmitteln und Personal besser aufgestellt als eine Hauptschule. Gegen die Gründung einer Sekundarschule würden auch die Eltern der bestehenden Gesamtschule Lauerhaas nichts haben können. "Es wäre nicht zum Nachteil der Gesamtschule Lauerhaas", sagt auch Jürgen Berner.

Unterdessen bleibt die Frage, was mit den 23 Grundschülern geschieht, die von der Gesamtschule Lauerhaas fürs neue Schuljahr abgelehnt wurden. Elternvertreter der Gesamtschule sehen die Duden-Realschule in der Pflicht. Sie hätte einen eigenen Hauptschulzweig, begründeten die Eltern ihre Forderung. Duden-Realschul-Leiterin Ina Gaastra beeilte sich gestern zu betonen, dass ihre Schule formal keinen Hauptschulzweig habe, sondern nur eine spezielle Beschulung für Schüler ab Klasse sieben beginne.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort