Wesel Gesamtschul-Diskussion: CDU übt Kritik an SPD

Wesel · Arbeitskreis "Zukunftsdialog" wird sich im Schulausschuss wohl kaum zu einer eindeutigen Stellungnahme durchringen.

Dass sich die SPD mittlerweile der alten Forderung der Grünen, der Linken und der Fraktion WWW/Piraten nach Gründung einer zweiten Gesamtschule angeschlossen hat, wird von der CDU scharf kritisiert. In einem Brief an den "sehr geehrten Kollegen Hovest" und die "lieben Kollegen der SPD-Fraktion" macht CDU-Fraktionschef Jürgen Linz seiner Enttäuschung über den "anscheinend plötzlichen Sinneswandel" Luft. Besonders hat Linz enttäuscht, dass in der jüngsten Ratssitzung eine Diskussion um die mögliche Veränderung der Schullandschaft gestartet wurde, ohne auf die Empfehlungen des mit Fachleuten besetzen Arbeitskreises "Zukunftsdialog" zu warten.

Der Arbeitskreis, dem unter anderem die Leiter aller weiterführenden Schulen angehören, wird in der nächsten Woche eine Erklärung abgeben und der Politik in der Sitzung des Schulausschusses am 28. Mai erläutern, wie er aus fachlicher Sicht die Gründung einer zweiten Gesamtschule sieht. Wie die RP gestern erfuhr, ist nicht davon auszugehen, dass sich der Arbeitskreis geschlossen zu einem eindeutigen Pro oder Contra Innenstadt-Gesamtschule durchringen wird.

Doch zurück zum Brief der CDU, in dem es unter anderem heißt: "Wesel soll also eine zweite Gesamtschule bekommen, koste es, was es wolle! Schon jetzt ist klar: Die hiermit verbundenen finanziellen Fragen sind nicht geklärt und auch die Frage, ob die notwendigen Schülerzahlen, die eine solche Schule bräuchte, erreicht werden." Insbesondere die SPD solle nun den Mut aufbringen, den Eltern "reinen Wein einzuschenken" und deutlich zu machen, dass die angedachte Gesamtschule in eine Sekundarschule umgewandelt werden müsste, wenn die Oberstufe aufgrund fehlender Schüler wegbrechen würde.

Den "anscheinend plötzlichen Sinneswandel der SPD", von dem Linz spricht, kann Ludger Hovest übrigens nicht nachvollziehen. Im RP-Gespräch sagte der SPD-Fraktionschef: "Noch am Tag vor der Ratssitzung habe ich mich unter anderem mit Herrn Linz und dem Schuldezernenten Kunstleben über die Sache ausgetauscht. Deshalb kann die CDU nicht überrascht gewesen sein." Kritik übte Hovest an Bernd Reuther. Der Fraktionschef der Liberalen hatte am Dienstag im RP-Gespräch beklagt, dass SPD, Grüne, Linke sowie die WWW/Piraten aus "ideologischen Gründen" eine zweite Gesamtschule in Wesel etablieren wollten. "Das mit der Ideologie ist Schwachsinn", so Hovest. "Es geht hier um den Austausch von Sachargumenten. Und wir wollen den Willen der Eltern berücksichtigen, deren Kinder in der Gesamtschule abgewiesen werden und für die die Realschulen und die Hauptschule nur zweite Wahl sind." Angesprochen auf das Thema Kosten in Zeiten der angespannten Haushaltslage sagte Hovest: "Für Bildung werden wir Geld finden."

Die harsche Kritik von Reuther ist auch Manfred Schramm (Piraten) übel aufgestoßen. "Auch wenn die Befragung der Eltern aus Herrn Reuthers Sicht unnötig und nur Ideologie ist, bedeutet sie die Umsetzung des geltenden NRW-Schulgesetzes, wonach auch der Wille der Eltern den Bildungsweg des jungen Menschen bestimmt."

(RP)
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