Beschluss im Ausschuss Gemeinde Schermbeck wird Baugesellschafterin

Schermbeck · Schermbeck plant, knapp drei Prozent Anteile an der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau zu übernehmen. Die Anteile sollen vom Kreis Wesel übernommen werden.

 Das geplante Baugebiet Spechort, im Bild das grüne Feld im Vordergrund, soll mit Hilfe der Grafschaft Moers vermarktet werden.

Das geplante Baugebiet Spechort, im Bild das grüne Feld im Vordergrund, soll mit Hilfe der Grafschaft Moers vermarktet werden.

Foto: Luftbild Helmut Scheffler

Gegen die beiden Stimmen der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen sprachen sich am Mittwoch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses für den Erwerb eines Geschäftsanteiles an der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH aus.

Einen entsprechenden schriftlichen Antrag hatte die CDU-Ratsfraktion am 1. April 2020 gestellt. „Ziel der wohnbaulichen Entwicklung in der Gemeinde Schermbeck ist es, bedarfsgerechtes und bezahlbares Wohnen für Schermbecker Bürgerinnen und Bürger zu schaffen“, begründete damals der Fraktionsvorsitzende Rainer Gardemann den Erwerb von Geschäftsanteilen an der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH und fügte hinzu: „Im Gegensatz zu den anderen kommunalen Wohnbauunternehmen gibt es keine beherrschende Stellung einer Kommune, sodass auch die Interessen der Gemeinde Schermbeck berücksichtigt werden.“ Einstimmig beschloss der Gemeinderat am 24. Juni 2020, im Vorfeld der anstehenden Kommunalwahlen, die notwendigen Haushaltsmittel in Höhe von 114.000 Euro zum Erwerb eines Geschäftsanteiles von 2,74 % bedarfsweise im Entwurf des Haushaltsplanes 2021 zu veranschlagen.

 Gerd Hübsch, Grafschaft-Moers-Geschäftsführer, stellte sein Unternehmen in Schermbeck vor.

Gerd Hübsch, Grafschaft-Moers-Geschäftsführer, stellte sein Unternehmen in Schermbeck vor.

Foto: Helmut Scheffler

Auf der Basis dieses Beschlusses fand zwischenzeitlich ein Gespräch der Gemeindeverwaltung mit dem Geschäftsführer der Grafschaft Moers,. Gerd Hübsch, statt. Die Verwaltung stellte in dem Gespräch verschiedene avisierte Projekte vor, deren gemeinsame Umsetzung man sich eventuell vorstellen könnte.

Am Mittwoch stellte Hübsch im Rahmen einer Präsentation die am 31. März 1954 in Moers gegründeten Gesellschaft vor, die 1982 ihren Unternehmenssitz nach Kamp-Lintfort verlegte und deren Gesellschafter gegenwärtig der Kreis Wesel (87,42 %), das Duisburger Wohnungsunternehmen GEBAG (7,10 %), die Stadt Rheinberg (2,74 %) und die Stadt Xanten (2,74 %) sind. Die 2,74 % soll Schermbeck vom Kreis Wesel übernehmen.

„Die Grafschaft Moers GmbH ist mit 2113 Wohneinheiten und einer Gesamtwohnfläche von 134.900 Quadratmetern einer der bedeutenden Anbieter am linken Niederrhein“, berichtete Hübsch. Das Kerngeschäft bestehe in der Errichtung, Bewirtschaftung und Verwaltung von Wohngebäuden. Das Unternehmen verstehe sich als langfristig Bestand haltende kommunale Wohnbaugesellschaft, die vorrangig eine sozial verantwortbare Wohnungsversorgung breiter Schichten der Bevölkerung sicherstelle. Die Gesellschaft könne außerdem alle anfallenden Aufgaben im Bereich der Wohnungswirtschaft, des Städtebaues und der Infrastruktur übernehmen.

Im Jahr 2019 betrug die Leerstandsquote 0,4 %, die Fluktuationsquote 9,2 %, die Bilanzsumme 60 Millionen Euro und das Jahresergebnis 952.000 Euro. Die Durchschnittsmiete lag bei 4,96 Europro Quadratmeter.

Hübsch stellte die verschiedenen Aufgabenfelder der Gesellschaft vor. Dazu gehören Bauprojekte unterschiedlicher Art, zum Beispiel die Umwandlung einer Kirche zu Wohneinheiten, die Schaffung barrierefreier Wohneinheiten, die Erstellung von Apartmenthäusern, zahlreiche Neubauten von geförderten Wohneinheiten, die Revitalisierung leerstehender Wohneinheiten, für die es Fördermittel gibt, und komplette Flächenentwicklungen.

Rainer Gardemann (CDU) und Timo Gätzschmann (Die Partei) verwiesen auf die Zahlung einer jährlichen Dividende auf den Geschäftsanteil als einen weiteren Vorteil neben der Beratung bei Wohnungsbaumaßnahmen. Der Geschäftsanteil könne zudem jederzeit veräußert werden.

Für die konkrete Zusammenarbeit in Schermbeck gibt es schon Vorstellungen. Das Baugebiet Borgskamp weist im vorderen Bereich eine Mischgebietsnutzung aus. Dort ist auch die Realisierung von Wohnungen möglich. Dabei könnte die Gesellschaft ihr Engagement beweisen.

Ein weiteres Aufgabenfeld eröffnet sich im Bereich des Baugebietes Spechort an der Erler Straße. Dort wird derzeit ein Bebauungsplan aufgestellt und im Rahmen eines Umlegungsverfahrens wird eine eigentumsrechtliche Zuordnung vorgenommen. Auf den Flächen, die der Gemeinde zugeteilt werden, könnte das Wohnungsbauunternehmen tätig werden.

Auch in weiterer Zukunft bieten sich Möglichkeiten zur Zusammenarbeit an. Die Gemeinde möchte in den nächsten Jahren weitere Baugebiete entwickeln. „Der Baulandbeschluss der Gemeinde sieht vor, dass die Gemeinde in der Regel Eigentümer der zu entwickelnden Flächen werden soll“, berichtet der Kämmerer Frank Hindricksen. Der jetzige Beteiligungsbeschluss wird nun auch dem Kreis mitgeteilt, um das weitere Verfahren abzustimmen.

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