In Thüringen ist passiert, was niemals passieren durfte: Ein Ministerpräsident der FDP ist durch Stimmen der AfD und der CDU ins Amt gehievt worden. Was lernt man daraus für den Kreis Wesel, wo sich die AfD anschickt, selbst Bürgermeisterkandidaten zu stellen? Wer diese Partei näher zu beobachten versucht, der steht vor einem Rätsel: Die AfD ist im Kreis Wesel ein großes Phantom. Inhaltlich sind von ihr für die einzelnen Kommunen kaum Positionierungen bekannt. Genau auf diese Strategie setzt diese Partei: So wenig verbindlich wie möglich sein und hoffen, dass allein der bundespolitische Trend sie in die Kommunalparlamente bringt. Dabei ist diese Partei für Demokraten nicht wählbar – weil die lokalen Akteure wie Kreissprecher Renatus Rieger nicht gewillt sind, sich von dem gefährlichen Flügel in der AfD zu distanzieren. Zuletzt im Gespräch hat unsere Redaktion Rieger mit der Frage konfrontiert, wie er zu Flügel-Vertreter Björn Höcke stehe. Rieger antwortete, dass er dessen Bücher nicht kenne und sich folglich nicht distanzieren könne. Wie tumb, wie naiv: Wer als AfD-Vertreter nicht ausreichend Distanz zu diesem als faschistisch zu bezeichnenden Teil der Partei erkennen lässt, der erlaubt, dass dieser gefährliche Flügel die Macht in der AfD komplett übernimmt. Der ist am Ende vielleicht selbst ein verkappter Flügelanhänger. Wie soll man es auch bewerten? Politisch bleibt die AfD ja hier aus Gründen im Ungefähren.