Wesel Gegen Elternwillen: Realschule muss 23 Schüler aufnehmen

Wesel · Im Schulausschuss wird es heute Abend zum Streit kommen. Die Realschulleiterin spricht von einem "Verbrechen an den Schülern".

 Haben große Zweifel am Vorschlag des Linksbündnisses: Realschulleiterin Ina Gaastra (l.) mit ihren Stellvertretern Harald Welz (rechts) und Heike Böken-Heinemann.

Haben große Zweifel am Vorschlag des Linksbündnisses: Realschulleiterin Ina Gaastra (l.) mit ihren Stellvertretern Harald Welz (rechts) und Heike Böken-Heinemann.

Foto: ema

Im Schulausschuss wird es heute Abend zum Streit kommen. Entgegen des Elternwunsches schickt das Linksbündnis 23 Schüler auf die Konrad-Duden-Realschule. Die Realschulleiterin spricht von einem "Verbrechen an den Schülern".

Vor der heutigen Sitzung des Weseler Schulausschusses (16.30 Uhr, Ratssaal) sorgt ein Antrag des Linksbündnisses von SPD, Grünen und Linke für Wirbel: Die drei Fraktionen wollen überraschend durchsetzen, dass die 23 Schüler, die eigentlich die Gesamtschule Lauerhaas besuchen wollen, in die fünfte Klasse der Konrad-Duden-Realschule gehen müssen. Die Realschule solle dafür eine Überhangklasse bilden. Parallel fordert das Bündnis, dass die Stadtverwaltung alle Bestrebungen zur Gründung einer weiteren Gesamtschule vornehmen solle. Noch vor dem 1. Dezember solle der Rat entscheiden. Ein "anlassbezogener Schulentwicklungsplan" müsse erstellt werden.

Das Ratsmitglied Hilmar Schulz (SPD) hatte den Vorstoß des Linksbündnisses für die Aufnahme der 23 Schüler an der Realschule gestern im sozialen Netzwerk Facebook öffentlich gemacht. Auf Anfrage unserer Redaktion hatte zuvor die schulpolitische Sprecherin der SPD, Ruth Freßmann, noch mitgeteilt, dass der Antrag erst heute Morgen öffentlich gemacht werde.

Im Ausschuss hat das Linksbündnis eine Stimme Mehrheit - gegen die Empfehlung der Verwaltung, letztlich auch gegen die Empfehlung ihrer eigenen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD), würden die SPD, und mit ihr Grüne und Linke, für die Aufnahme der Schüler an der Realschule stimmen. Das politische Vorgehen des Linksbündnisses ist umstritten, weil Realschulleiterin Ina Gaastra zuletzt mitgeteilt hatte, dass ihre Schule rein formal Schüler mit Hauptschulempfehlung nicht beschulen dürfe. Auch Lehrerrat und Eltern der Realschule hatten sich gegen den Vorstoß des Linksbündnisses gewandt.

Die Stadtverwaltung plädiert in ihrem Beschlussvorschlag weiter dafür, dass die 23 Schüler von der Gesamtschule aufgenommen werden. Auch die CDU sieht die Gesamtschule in der Pflicht. "Fassungslos" sei er, kommentierte CDU-Fraktionschef Jürgen Linz den Facebook-Eintrag von Hilmar Schulz. Realschulleiterin Gaastra kritisierte das Linksbündnis: "Das wäre ein Verbrechen an den Schülern, für die doch eigentlich die Gesamtschule die richtige Schulform wäre. Diese Kinder werden aller Voraussicht nach die Realschule nicht schaffen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die SPD gekippt ist, denn eigentlich hatten wir in der vergangenen Woche unsere Argumente vorbringen können."

Die SPD bringt das Argument vor, dass die Gesamtschule "voll" sei. An der Realschule seien die Raumprobleme kleiner als an der Gesamtschule. Ina Gaastra hatte Rechtszweifel und kontaktierte die Bezirksregierung. Die teilte ihr mit, dass der Schulträger, also die Stadt entscheiden könne. Ina Gaastra will dies weiter juristisch prüfen lassen. Das NRW-Schulministerium verwies auf Anfrage unserer Redaktion auf die Bezirksregierung. Die Bezirksregierung wiederum, so teilte Wesels Schuldezernent Rainer Benien mit, habe klare Signale gegeben, dass vor Ort entschieden werden solle. Benien: "Wir halten die Entscheidung für eine wichtige Gemeindeangelegenheit und geben sie an die Politik."

Unterdessen hat gestern Torsten Gigo vom NRW-Philologenverband, Bezirk Wesel, an Politik und Stadtverwaltung geschrieben und davor gewarnt, bei der Gründung einer zweiten Gesamtschule vorschnell Fakten zu schaffen. Der Elternwille müsse ausreichend beachtet werden, unter Einbeziehung "aller denkbaren Alternativen", fordert Gigo. Die Steuerungsgruppe zur Schulraumentwicklungsplanung solle in die Entscheidung einbezogen werden. "Wir wundern uns, dass keine Verbandsvertreter in diesem Gremium vertreten sind", schreibt Gigo. Ferner solle die Politik eine Bestandssicherung der Gymnasien ohne Deckelung der Zügigkeit festlegen. Die Entscheidung über die Gründung einer Gesamtschule solle verschoben werden, weil die Rückkehr zu G 9 an den Gymnasien Schülerströme wieder verändern könnte. Womöglich wäre dann die Gesamtschule, die schon bei neun Jahren ist, weniger gefragt.

(RP)
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