Kreis Wesel Reform-Muslime setzen Zeichen gegen Hass

Niederrhein · Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinschaft will ihre Loyalität gegenüber Deutschland untermauern. Sie verkörpern den anderen Islam.

Was in manchen anderen Städten und Landstrichen schon angelaufen ist, soll nun auch die beiden Landkreise Wesel und Borken erreichen: Aufklärung über friedliebende Muslime in klarer Abgrenzung von fanatischen Extremisten. Auf die Fahne geschrieben hat sich dies die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), eine vergleichsweise kleine Glaubensgemeinschaft. Mustansar Ahmad, Imam der AMJ in Münster und auch für den hiesigen Raum zuständig, stellte die Kampagne „Wir alle sind Deutschland“ am Donnerstag im Hotel Haus Duden in Wesel-Lackhausen vor.

Ziel der bundesweiten Aktion der Reform-Muslime ist es, Zeichen gegen den Hass zu setzen und Loyalität gegenüber Deutschland zu untermauern. Angesichts des im Namen des Islam verübten Terrors fühlten sie sich als Muslime verpflichtet, die Bevölkerung über ihre Heimatliebe aufzuklären, Missverständnissen vorzubeugen und Vorurteile abzubauen.

Wesentliche Elemente der Öffentlichkeitsarbeit sind Flyer, die in allen Kommunen verteilt werden sollen. Gegebenenfalls sind in den Orten auch Info-Stände und Themenabende geplant, damit Interessierte Fragen stellen können. In Wesel soll außerdem ein Friedensbaum gepflanzt werden – vielleicht im September oder Oktober.

Wie der Imam Mustansar Ahmad berichtete, stehen zu den Aktionen die Genehmigungen der Stadt Wesel noch aus, während in Gelsenkirchen bereits Bäumchen wachsen und in Münster außer zwei Vorträgen auch eine Ausstellung und ein Wohltätigkeitslauf veranstaltet werden konnten.

Seit elf Jahren betreibt die Ahmadiyya-Gemeinschaft eine Moschee in Isselburg. In den Kreisen Wesel und Borken gibt es rund 150 Mitglieder, gut 45.000 sind es in Deutschland. Sie machen gerade mal ein Prozent der Muslime in Deutschland aus und verstehen sich laut Mustansar Ahmad im Gegensatz zu 72 weiteren muslimischen Glaubensrichtungen als Reform-Gemeinde.

Der Unterschied zu den anderen Richtungen sei, dass diese noch auf den verheißenen Messias warten. Die AMJ-Mitglieder indes berufen sich auf Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) aus Nordindien. Dieser habe 1889 „nach mehreren göttlichen Offenbarungen“, so der Imam, die Bewegung ins Leben gerufen.

„Liebe für alle, Hass für keinen“ gehört laut Mustansar Ahmad zu den Grundsätzen der Gemeinschaft, die den Lehren des Islam übrigens nichts Neues hinzugefügt, sondern Vergessenes neu belebt habe. Gleichwertigkeit von Mann und Frau, kein Zwang im Glauben, Trennung von Staat und Religion und eben auch Loyalität gegenüber dem Land, in dem man lebt, gehören als Maximen dazu. Letztere Pflicht werde auch durch Gesetzestreue geübt.

„Zu uns gehören auch junge Menschen in der Bundeswehr, in der Medizin oder Lehrer, die hier aufgewachsen oder mit offenen Armen aufgenommen worden sind“, sagte Mustansar Ahmad. „Wir fühlen uns als ein Teil dieses Landes.“

Wie der Münsteraner Imam, der in Deutschland aufgewachsen ist, sowie seine Begleiter Mohammad Butt und Chaudry Abdul Wassay haben viele Angehörige der Gemeinde pakistanische Wurzeln. In Pakistan selbst gelten die Reform-Muslime als Ungläubige.

Wie der Imam beim Ortstermin in Wesel berichtet, ist in Münster auch eine deutsche Mutter von vier Kindern der Gemeinschaft beigetreten, ebenso ein arabischer Mann.

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