Wesel/Hamminkeln/Hünxe Gefahr durch nahe Atommeiler neu bewertet

Wesel/Hamminkeln · Erweiterte Sicherheitszonen rund um Atomkraftwerke haben auch Folgen für Wesel, Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe. Rettungskräfte vor Ort erwarten neue Handlungsanweisungen.

Der Stand der deutschen Atomkraftwerke im April 2012
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Die Sicherheitszonen rund um Atomkraftwerke sollen nach Plänen der Landesregierung auf 100 Kilometer ausgeweitet werden. Da an den Grenzen zu Niedersachsen (Lingen an der Ems) und Belgien mehrere Atommeiler in Betrieb sind, lägen dann auch Wesel und Hamminkeln in der neuen Sicherheitszone. Das hat Folgen bei einem größeren Störfall in einem der Kraftwerke, um die betroffene Bevölkerung besser zu schützen: Die Bewohner in den amtlich als gefährdet ausgewiesenen Zonen müssten entweder evakuiert oder mit genügend Jodtabletten versorgt werden.

Im Hamminkelner Rathaus hat man aus den Medien von den Plänen der rot-grünen Landesregierung erfahren. "Doch für das spezielle Katastrophenszenario ist zunächst einmal der Landrat zuständig", sagte gestern Hamminkelns Ordnungsdezernent Robert Graaf. Bislang gebe es einen solchen Plan für atomare Unfälle mit Handlungsanweisungen für die Rettungskräfte vor Ort noch nicht.

Der Kreis Wesel rufe, falls es zu der Ausweitung der Sicherheitszonen kommt, alle beteiligten Behörden und Institutionen zusammen, um gemeinsam einen detaillierten Rettungsplan bei einem atomaren Unfall zu erarbeiten. Daran seien auch die Ordnungsämter der Kommunen beteiligt. Bei der Umsetzung der Handlungsanweisungen vor Ort seien dann die Feuerwehren gefordert, die die Bevölkerung nach Anweisungen eines zu bildenden Krisenstabes in Sicherheit bringen müssten - wohin, müsse zuvor festgelegt werden. "Das muss bei einer atomaren Gefahr sicher großräumig geschehen", so Graaf. "Aber momentan warten wir noch ab." Was die Versorgung mit Jodtabletten angehe, lege der Kreis Wesel als zuständige Katratrophenschutzbehörde Bestände an.

Dies hat er für den Fall eines Unglücks in Lingen auf Grundlage einer Rahmenempfehlung der Strahlenschutzkommission von 2008 bereits getan. Wie Ulrich Rassier, Koordinator für den Katastrophenschutz beim Kreis, gestern sagte, sind nach bisheriger Lesart Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe sowie Teile von Wesel als betroffene Gebiete anzusehen. In der Schill-Kaserne liegen für die Bevölkerung 93 000 Kaliumjodid-Tabletten bereit. Im Ernstfall würden die Feuerwehren sie abholen und für die Verteilung sorgen. Als Ausgabestellen sind die Feuerwehrgerätehäuser vorgesehen.

Wenn jetzt die Grenzen bisheriger Fern- und Außenzonen, so Rassier, neu gefasst werden sollten, wie es die NRW-Regierung auf der Innenministerkonferenz vorbringen wolle, dann müssten nach einem Erlass die hiesigen Sicherheitspläne entsprechend angepasst werden.

(fws/bp)
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