Wesel Gedenken an die Pogromnacht in Wesel

Wesel · Im Lichterschein von flackernden Kerzen präsentierte sich am Willibrordi-Dom das Mahnmal zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger von Wesel am Sonntagabend.

 Ludger Schmidt, Manuela Weichenrieder und Ralf Kaupenjohann.

Ludger Schmidt, Manuela Weichenrieder und Ralf Kaupenjohann.

Foto: ema

Zum Abschluss einer Gedenkveranstaltung im Bühnenhaus, zu der die Stadt Wesel und der Jüdisch-Christliche Freundeskreis eingeladen hatten, setzte man symbolisch ein Zeichen an die Geschehnisse vom 9. auf den 10. November 1938.

"Der 9. November ist ein Tag der Erinnerung, der Trauer und der Mahnung zugleich", skizzierte Paul Borgardts den Auftakt zum Massenmord der jüdischen Mitbürger, der von der Nazi-Regierung organisiert wurde. "Viele Bürger, wenn auch nicht alle, haben damals bei den Gewalttätigkeiten mitgewirkt", resümierte er und forderte mehr Wachsamkeit und Sensibilität, wenn sich antisemitische und rassistische Tendenzen zeigen.

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp erinnerte, dass vor 76 Jahren in Wesel die Synogoge brannte, Menschen gequält, verschleppt und getötet wurden, die man kurz zuvor noch als Freunde, Geschäftspartner, Nachbarn oder Schulkameraden geschätzt hatte. "Wenn wir heute über diesen Akt der Barbarei und Menschenverachtung sprechen, erfüllen uns Fassungslosigkeit, Scham und Trauer", konstatierte Westkamp.

"Um gegen das Vergessen zu arbeiten, aber auch, um eine friedvolle Zukunft zu gestalten, müssen wir uns gemeinsam entschieden gegen rechtsexstremes Gedankengut stellen", ermahnte sie.

Zu einem emotionalen Erlebnis gestaltete sich die Interpretation des Ensemble DRAj mit jiddischer Musik abseits der bekannten Klezmer-Pfade. Das Trio - Ludger Schmidt (Cello), Ralf Kaupenjohann (Akkordeon) und Manuela Weichenrieder (Gesang) - verzauberten mit brillanten Arrangements, Virtuosität und inspirierendem Zusammenspiel. Das Liedgut spiegelte poetisch detailliert Alltagsgeschichten aus dem jüdischen Leben wider.

Szenen aus dem Schulalllag titelten die Musikexperten das Lied vom Alphabet. "Es gibt Kraft, die ihr braucht zum Überleben", erklang es. Perspektiven aufzeichnen sollte die Musikgeschichte von zwei Jungen, die sich nach einem Lachen sehnten. Angereichert von Hoffnung auf Frieden war das Abschiedslied einer Mutter, die ihren Sohn verloren hatte. "Wir sind alle Brüder, singen fröhliche Lieder und teilen alles, was wir haben", mit dieser musikalische Botschaft endete die grandiose Musikdarbietung.

(wl)
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