Entsorgung in Hamminkeln FWI will Reform der Müllgebühren

Hamminkeln · Die Freien Wähler wollen das Verwiegesystem – einmalig im Kreis Wesel – kippen, weil sie es für ungerecht halten. Auch der Aufwand für die Windelentsorgung und eine fehlende Biotonne ärgert sie.

 Martin Wente ist Vorsitzender der FWI in Hamminkeln.

Martin Wente ist Vorsitzender der FWI in Hamminkeln.

Foto: FWI

„Das Verwiegesystem hat sich nicht bewährt und verhindert eine sinnvolle Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft Hamminkelns.“ So deutlich kritisierte Ratsmitglied Ulrich Streich von der FWI die kreisweit einmalige Methode, Müllgebühren per Gewicht zu berechnen. Die Freien Wähler, erstmals mit vier Mitgliedern als Fraktion am Start, wollen Nägel mit Köpfen machen und die kurzfristige Überprüfung der Hamminkelner Abfallwirtschaft erreichen.

Das Ziel, so sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Streich, der als früherer ASG-Chef beim Weseler Entsorgungsbetrieb Mann vom Fach ist, sei es, eine Umstellung bereits zum 1. Januar 2022 zu ermöglichen. Also dann, wenn es die vertragliche Situation zulässt. Das würde die Einführung der Biotonne bedeuten – allerdings auf freiwilliger Basis. Stichwort Müllgebühren: Dieser Antrag verlangt die Änderung der Abfallgebührenkalkulation mit dem Ziel gerechter Gebühren. „Zurzeit werden die Nutzer von 120-Liter-Gefäßen – das sind immerhin 80 Prozent – durch das jetzige Umlagesystem benachteiligt“, sagt Streich. Den Hinweis habe die FWI bereits im vergangenen Jahr gegeben. Dieser Vorstoß von Martin Wente, damals FWI-Einzelkämpfer im Rat, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Als neue Fraktion stellt die FWI nunmehr formal einen Antrag. Stichwort Ökologie: „Vor allem die negativen ökologischen Auswirkungen des Verwiegesystems können so nicht weiter hingenommen werden“, glaubt Streich. Dabei zielt er auf die Häufigkeit der Fahrten ab, um Privatabfall zu entsorgen. Denn das Hamminkelner System mache eine aufwändige und teure Windelentsorgung mit zahlreichen PKW-Fahrten notwendig. „Ein Verfahren, welches die Bürger zwingt, mit benutzen Windeln quer durch das Stadtgebiet zu fahren, kann nicht gut sein“, so Streich weiter. Für Nutzer ist die Windelentsorgung kostenlos, nach FWI-Angaben wurden 2019 rund 54.000 Euro aus dem allgemeinen Haushalt für die Hamminkelner Spezialität ausgegeben. Ebenso negativ sieht man die Auswirkungen durch die Fahrten zur Biomüllannahme. Die FWI tritt nun mit der Forderung an, Hamminkeln die Biotonne zu bescheren. Diese Idee wurde von der Stadt bisher damit gekontert, dass man „Fehlwürfe“ in der Biotonne erwarte. Sprich: so lange das gewogene Kilo Müll kostet, ist es reizvoll, Restmüll billig im grünen Behälter zu beseitigen. Für Streich kommt eine weitere Komponente hinzu. Der Kreis Wesel will ab dem Jahr 2022 Bioabfall aus dem Kreis in seiner Anlage Asdonkshof in Kamp-Lintfort vergären und auf diese Art Biogas erzeugen. Je mehr Bioabfall in der Tonne zusammenkommt, desto mehr kann produziert werden. Also kommt der gesteigerten und separat erfassten Bioabfallmenge durch eine Biotonne noch mehr Bedeutung zu. Streich bemüht immer wieder den Hinweis auf das Klima. Die positiven Auswirkungen der vorgeschlagenen Veränderungen seien enorm – insbesondere vor dem Hintergrund des 2019 in Hamminkeln ausgerufenen, bisher weitgehend folgenlosen Klimanotstands. „Die Biotonne wäre die erste konkrete Maßnahme mit erheblicher klimarelevanter Auswirkung. Ich bin besonders auf die Reaktion der Grünen gespannt“, meint Ulrich Streich. Das funktioniert aber nur nach Meinung der FWI, wenn das Wiegesystem abgeschafft und in einen volumenabhängigen Behältermaßstab umgewandelt wird. Streich: „Das macht die jetzige Windelannahme entbehrlich und ermöglicht die Einführung einer Biotonne.“ Wobei er den freiwilligen Aspekt stark betont.

Die FWI hat vier Ratsmitglieder (Martin Wente, Ulrich Streich, Daniel Puckert und Andrea Springer). Sie ist nun erstmals in Fraktionsstärke vertreten und rangiert damit vor USD und FDP. Zur erweiterten Fraktion gehören zehn sachkundige Bürger und deren Vertreter. Politisch will sich die FWI besonders dem Thema Belastungen der Bürger widmen. Schon bei den Erschließungsbeiträgen beim Kanalbau an der Sachsenstraße zeigten die Freien Wähler entsprechend Flagge.

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