Niederrhein Futterfirma will Ersatz vom Maislieferanten

Niederrhein · Belastetes Futter auch am Niederrhein produziert und von Höfen im Kreis Wesel verfüttert. Der Futterhersteller Thesing aus Rees-Haffen wird von Behörden für schnelles Handeln gelobt. Landwirte-Vizepräsident: "Bauern sind stinksauer."

 Das Futermittelwerk ForFarmers Thesing in Rees-Haffen hat seine Waren zurückgerufen. Das bereits verarbeitete Material soll nun vernichtet sowie der Futtermais an den Lieferanten zurückgeschickt werden.

Das Futermittelwerk ForFarmers Thesing in Rees-Haffen hat seine Waren zurückgerufen. Das bereits verarbeitete Material soll nun vernichtet sowie der Futtermais an den Lieferanten zurückgeschickt werden.

Foto: stade

Auch im Kreis Wesel wurde belastetes Kraftfutter verwendet, nachdem es am Freitag auf RP-Anfrage noch hieß, dass keine Spur zum Niederrhein führt. Mittlerweile ist klar, dass im Kreis Wesel vier Betriebe mit Schimmelpilz belastetem Futter beliefert worden sind. Betroffen ist auch das Futtermittelwerk ForFarmers Thesing (Rees-Haffen). Gestern wurde von dort das letzte ausgelieferte Futtermittel zurückgeholt. Wie berichtet, hatte das Unternehmen bei einer Kontrolle zu hohe Messwerte des Schimmelpilzgiftes Aflatoxin in Mais aus Serbien festgestellt. Daraufhin hatte das Unternehmen die Aufsichtsbehörden informiert und sofort die Auslieferung gestoppt. Von den 1050 Tonnen waren 150 Tonnen verarbeitet und an 55 Betriebe geliefert worden.

"Das ganze Futter ist inzwischen zurückgerufen", sagt Geschäftsführer Hugo Thesing. Das Futter wurde in ein separates Lager gebracht und soll jetzt vernichtet werden. Der Futtermais dagegen soll an den Lieferanten zurückgeschickt werden. Warum bezieht Thesing Mais aus Serbien?

Das sei nichts Außergewöhnliches, so Hugo Thesing. "Wir kaufen über ein renommiertes Handelshaus europäischen Mais ein", erläutert er. 90 Prozent des Bedarfs werde über deutsch-französische Ware gedeckt. Um kontinuierlich mit Produkten versorgt zu werden, sind Zukäufe aus anderen europäischen Ländern nötig. Vom Zulieferer will Thesing seine Kosten ersetzt haben. Gab es einen Verdacht, dass Mais dieser Lieferung belastet ist?

Nein. Zur Ware aus Serbien lag ein Zertifikat eines anerkannten Analyseinstitutes vor. Darin wird ein Aflatoxin-Wert bescheinigt, der 70 Prozent unter dem Grenzwert liegt. "Aufgrund der Diskussion um belasteten Mais aus Osteuropa haben wir die Ware selbst beprobt und noch am gleichen Tag analysieren lassen", berichtet Hugo Thesing. Als der erhöhte Wert feststand, habe das Unternehmen sofort das Landesamt für Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) informiert, das die Aufsichtsbehörde ist. Wie viele Betriebe sind beliefert worden?

Insgesamt 55 in den Kreisen Kleve, Borken, Wesel, im Sauerland und Bergischen Land. Teilweise ist das Material auch schon verfüttert worden. Nach Auskunft des Lanuv sei in Milch oder Fleisch aber kein Gift gefunden worden. War das Zertifikat gefälscht?

Von solchen Vermutungen distanziert sich Hugo Thesing. Problem bei Aflatoxin sei, dass es Nester bilde. "Es ist möglich, dass eine Probe völlig negativ ist und eine andere auffällig", erläutert auch Peter Schütz vom Lanuv. Wo ist die Verunreinigung passiert?

Nach Ansicht des Lanuv ist die Belastung mit dem Schimmelpilz vermutlich schon in Serbien passiert. "Hintergrund wird ein Hygieneproblem gewesen sein, der Mais ist wohl zu lange feucht gelagert worden", so Schütz. Was sagen die Aufsichtsbehörden?

Das Lanuv hat Proben aus der serbischen Lieferung im Chemischen und Veterinäruntersuchungs-Amt Münster testen lassen. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Danach lagen die Werte teilweise leicht unter und leicht über dem Grenzwert. Das Lanuv ist der Ansicht, dass Thesing unverschuldet in die Situation hineingeraten sei.

Das Amt lobt sogar das Vorgehen der Firma. "Wenn ein Unternehmen von sich aus zusätzliche Kontrollen veranlasst und uns schnell informiert, dann müssen wir sagen: Danke, das habt ihr gut gemacht." Auch das Umweltministerium bestätigt, dass sich das Haffener Unternehmen richtig verhalten habe. "Die Firma hat sich von alleine gemeldet und so das Zurückrufen der Ware ermöglicht", sagt Wilhelm Deitermann, Sprecher des NRW-Umweltministeriums.

(RP)
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