Hamminkeln Fuchsjagd an der Issel

Hamminkeln · Eine wahre Geschichte über drei Jäger aus Hamminkeln, die auszogen einen standhaften Fuchs zur Strecke zu bringen. Selbst Volltreffer brachten Meister Reineke nicht aus seiner Ruhe – nur Staub wirbelte auf.

Kein Jägerlatein. Eine Geschichte, die das Leben an der Issel schrieb. Ehrlich. Beteiligt sind Reineke Fuchs (lat. Vulpes vulpes), zwei erfahrene Revieranpächter und ein jüngerer Jäger ohne die Weisheit der beiden "Alten". Die beiden Platzhirsche, auch Natur-, Vogel- und Gehölzschützer, verfügen über einen ungeheuren Wissens- und Erfahrungsschatz, den sie gern an Waidgenossen weitergeben – bisweilen mit erhobenem Zeigefinger.

Nun begab's sich auf der Fuchsjagd. Füchse kommen am Niederrhein (zu) häufig vor und sind auch als Fressfeinde des Niederwildes scharf zu bejagen. Eines Tages, es soll Anfang des Jahres 2010 gewesen sein, fuhr einer der Revieranpächter – nennen wir ihn Karl-August – durch sein schönes Revier an der Issel, um nach dem Rechten zu sehen und seinem Jagdhund Bewegung zu verschaffen. Seinen scharfen Augen entgeht so schnell nichts. So blieb es nicht aus, dass er plötzlich einen Fuchs erspähte. Der Fuchs verharrte ganz still.

Ungewöhnlich zwar am helllichten Tage. Aber in der Rangzeit ("Der Fuchs, der ranzt im Januar, der Jäger ranzt das ganze Jahr") kann das schon mal vorkommen. Das Blut schoss Karl-August in die Wangen. Vom Jagdfieber gepackt, ging's flugs heim, die Flinte zu holen. Vor seinem geistigen Auge entwickelte sich ein Schlachtplan, der mit Hilfe seines Kollegen – nennen wir ihn Egon – und des Jungjägers Marcell zur Anwendung kommen sollte.

Wie festgefroren

Nachdem die beiden Jäger nach Plan A alarmiert waren, traf sich das Trio im Revier, um die Lage zu sondieren. Siehe da: der Fuchs saß immer noch an der gleichen Stelle. Ganz still. "Da ist er, da ist er", rief Karl-August ein wenig stolz. Dem Marcell erschien das alles ein wenig ungewöhnlich, was er auch den erfahrenen Jägern kundtat. "Der lauert auf 'ne Maus", flüsterte Karl-August. "Oder er ist auf dem Boden festgefroren", mutmaßte Egon. Nachts fiel die Quecksilbersäule bis minus 10 Grad. Der junge Jäger zweifelte: "Können Tiere überhaupt festfrieren?" Den Fuchs ließ die heiße Debatte völlig kalt. Er blieb sitzen. Ganz still. Karl-August übernahm das Kommando. "Alle gehen nach Plan B in Position. Danach schießt du als erster, Marcell." Der Junge hatte das dickste Kaliber. Dann das Kommando: "Feuer frei"! Laut hallte der Schuss durch die stille Winterlandschaft – nur der Fuchs fiel nicht um. Seltsam, nur eine Staubwolke stieg empor. Der Fuchs saß am Platz. Ganz still.

Jäger wissen, dass Reineke Fuchs ein Meister im Tarnen und Täuschen ist. Daher lautet die alte Jägerregel, dass auf einen beschossenen Fuchs so lange zu feuern ist, bis er endgültig erlegt ist. So kam folgerichtig das Kommando "Feuer frei" für den zweiten Schuss mit der dicken Kugel. Wieder ohne Erfolg.

Der "Alte Hermann" war's nicht

Der Fuchs saß immer noch am Platz. Ganz still. "Also jetzt Plan C", rief Jäger Karl-August. "Angriff von allen Seiten." In wilder Hatz und mit den Gewehren im Anschlag näherten sich die drei, um festzustellen, dass sie auf einen ausgestopften Fuchs angelegt hatten. Der saß also immer noch am Platz. Ganz still. Ob die Jäger nach altem Brauch den Fuchs anschließend "totgetrunken" haben, ist nicht überliefert. Als sicher gilt, dass vor der Jagd niemand den legendären "Alten Hermann" aus der Kornbrennerei Bovenkerk genossen hat. Der soll nach übermäßigem Genuss bisweilen Halluzinationen hervorrufen. Kopfzerbrechen macht noch die amtliche Streckenliste, die jährlich der unteren Jagdbehörde einzureichen ist. Egon wollte den Fuchs als "Fallwild" eintragen lassen. Schließlich einigte man sich aber auf "Luderfuchs".

(RP)
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