Wesel Frust an den Zapfsäulen

Wesel · Spritpreise auf Rekordniveau sorgen für Verdruss. Autofahrer lassen Ärger an Kassiererinnen aus. Die RP hat Stimmen und Stimmungen eingefangen. Viele suchen Alternativen, Autogas boomt nun.

 Seit 2005 ist Anja Mielke Pächterin der Star-Tankstelle an der Reeser Landstraße. Die zentral vorgegebenen Rekordpreise sind für sie "der Hammer". Viele Kunden fragen, wann die Preise wieder fallen. "Ich weiß es nicht", sagt sie.

Seit 2005 ist Anja Mielke Pächterin der Star-Tankstelle an der Reeser Landstraße. Die zentral vorgegebenen Rekordpreise sind für sie "der Hammer". Viele Kunden fragen, wann die Preise wieder fallen. "Ich weiß es nicht", sagt sie.

Foto: Malz

So mancher Kunde der Star-Tankstelle an der Reeser Landstraße unweit des Kreishauses wollte Montagabend seinen Augen nicht trauen: Der Liter Super für nur 1,56 Cent? Klar, dass die Schlange an den Zapfsäulen lang, die Stimmung unter den Autofahrern gut war. Doch auf den unverhofften Preissturz folgte gestern Vormittag der Sprung auf das Rekordniveau von 1,66 Euro.

"Das ist der Hammer", sagt die Pächterin. Dass sie noch immer fröhlich ist, hat etwas mit Galgenhumor zu tun. "Was soll man auch machen. Wir können nichts für die Preise, die zentral gesteuert werden. Auch wenn der eine oder andere Kunde noch immer glaubt, dass wir uns die Taschen vollstopfen."

Sparen durch Fahrgemeinschaft

Kaum ein Kunde, der beim Bezahlen nicht auf die Rekordpreise zu sprechen kommt. "Es ist zum Teil unglaublich, was sich meine Mitarbeiterinnen anhören müssen. Aber die haben ein dickes Fell", sagt Anja Mielke, die davon überzeugt ist, dass der Preis in nächsten Monaten nicht über 1,70 Euro steigen wird. "Das trauen sich die Konzerne nicht."

Draußen fährt Marina Berkels mit ihrem Renault Clio vor. Der Tank ist so gut wie leer. "Alle zwei Wochen muss ich volltanken", sagt die Mitarbeiterin des RWE in Wesel, die in Rheinberg-Wallach wohnt. Noch vor einem Monat hat sie der "Spaß" 70 Euro gekostet. Mittlerweile sind es zehn Euro mehr. Eine Alternative zum Auto gibt es für die junge Frau nicht, die nebenbei an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Essen studiert. "Ich bin natürlich auch ein wenig bequem. Um aber zu sparen, haben ein Kollege und ich eine Fahrgemeinschaft nach Essen gebildet."

Manfred Lenders aus Hamminkeln, der seine Frau von ihrem Arbeitgeber aus Xanten abholt und sie dann zum Düsseldorfer Flughafen bringen will, wird heute nur 25 Liter tanken. "Das reicht für die Strecke. Denn ich hoffe, dass der Preis wieder runtergeht", sagt Lenders, der beklagt, dass es unter den Anbietern "keinen echten Wettbewerb gibt." Tatsächlich ist Kraftstoff an Freien und Discount-Tankstellen oft nur ein Cent billiger als bei den Mitbewerbern.

Deutlich preiswerter dagegen sind Erdgas (aktuell etwa 0,99 Euro pro Kilo) oder Autogas — auch LPG genannt (etwa 0,72 Cent pro Liter). Problem: Die Auswahl an Erdgas-Fahrzeugen ist eingeschränkt. Und die Umrüstung auf Autogas (Kosten: ab 2500 Euro) ist noch nicht bei allen Fahrzeugen möglich.

(RP/rl/jul)
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