Wesel Frischer Beton im Dom-Turm

Wesel · Beinahe unbemerkt läuft in 45 Meter Höhe eine wichtige Sanierung: Die Decke unter der Galerie im Turm des Willibrordi-Doms bekommt tonnenweise neuen Beton. Es ist das größte Projekt des Dombauvereins in 2010.

Zig Millionen sind in den letzten sechs Jahrzehnten in den Wiederaufbau des kriegszerstörten Willibrordi-Doms geflossen. Viele spektakuläre Arbeiten waren unmittelbar mitzuerleben. Doch gibt es auch das Alltagsgeschäft. Jedes Jahr sind gut 200 000 Euro für den Unterhalt der grooten Kerk nötig. Neben einer Vielzahl von kleinen Dingen ragt 2010 mit rund 50 000 Euro ein Projekt heraus, das ebenfalls fast unbemerkt blieb. Stünden nicht ein Silo für Strahlsand und einige Anlagen neben dem Dom und gäbe es innen nicht einen mit Flatterband abgesperrten Bereich, würde niemand was mitbekommen. Dabei geht es um die wichtige Beseitigung eines Sicherheitsrisikos: Die Betondecke im Turm wird saniert.

Logistische Herausforderung

Hintergrund sind Fehler der Vergangenheit: 1961 wurde die einst hölzerne Decke unter der Galerie in 45 Meter Höhe durch eine aus Beton ersetzt und somit auch der Turm versteift, erklärte gestern Karl-Heinz Tieben vom Dombauverein. Dombaumeister Prof. Dr. Wolfgang Deurer kann sich noch gut an die damals übliche, aus heutiger Sicht aber abenteuerliche Art und Weise erinnern, wie der Beton mit einem Lastaufzug in die Höhe transportiert wurde. Die durchrüttelnde Fahrt entmischte den Beton, so dass er oben wieder neu durchgerührt werden musste. Im Verein mit damals geringeren Ansprüchen an die sogenannte Überdeckung, also die Betonauflage über den Bewehrungseisen, rächte sich das. Es gab vor zehn Jahren erste Risse und Abplatzungen.

Das Statikbüro Domke (Duisburg), seit Urzeiten mit dem Dom befasst, riet jetzt zum Handeln. Das tat der Dombauverein, dessen Mitarbeiter Klaus Gehrke die losen Stellen abpickte. Dienstag nach Allerheiligen begann dann ein Team von Wolfgang Jeschke, Sanierungsspezialist aus Essen, mit der Arbeit. Mit zwei Tonnen Sand wurde die 116 Quadratmeter messende Fläche bestrahlt. 13 Tonnen Spritzbeton sind nötig. An den freigelegten Stellen bleibt nur knapp die Hälfte haften, der Rest muss wieder rausgeschafft werden.

Jeschke sprach gestern von einer logistischen Herausforderung, doch scheint die schon gut gelungen zu sein. Tieben und Deurer lobten flotte und den Dombetrieb kaum störende Arbeit. Jeschke will noch in dieser Woche mit der Sanierung fertig werden. Wo einst der Beton nur millimeterdünn auflag, ist die Bedeckung dann wenigstens zwei Zentimeter dick.

Wenn am Wochenende das große Geläut wieder klingt, dann weiß zumindest jeder, dass die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen sind. Zuletzt schwiegen die Glocken, denn wegen der mit viel Schmutz verbundenen Sanierung waren ihre Ketten eingepackt worden.

(RP)
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