Wesel Frisch und hell: Fußgängerzone im RP-Test

Wesel · Es kann sich nur noch um Tage handeln, dann ist die neue Fußgängerzone fertig. Der RP-Test sagt: Die Meile ist gelungen – mit Abstrichen.

Es kann sich nur noch um Tage handeln, dann ist die neue Fußgängerzone fertig. Der RP-Test sagt: Die Meile ist gelungen — mit Abstrichen.

Im Endspurt der Arbeiten an der neuen Fußgängerzone zeigt sich immer deutlicher, welcher Gesamtplan dahintersteckt und wie er funktioniert. Die RP wagt abschnittsweise den — natürlich subjektiven — Frühtest und kommt zu einem positiven Ergebnis: Hohe Straße: Auf der Eingangsetappe vom Berliner Tor bis zum Blauen Hahn und Heuberg herrscht Hochbetrieb der Langenfurth-Mitarbeiter. Noch fehlen Details wie Bäume, doch es sind schon viele Absperrgitter abgeräumt. Die dadurch entstehenden Freiflächen werden unmittelbar von Passanten genutzt. Welche Trichterwirkung hier durch die aufgeräumte Gestaltung erzielt wird, lässt sich am besten beim Blick vom Berliner Tor-Balkon aufs Ganze erkennen. Dass über die "gefühlt" falsche Ausrichtung des Wasserspiels mit dem Rheinlauf diskutiert wird, freut Bürgermeisterin Ulrike Westkamp übrigens sehr. Sie bezeichnet das als willkommene Werbung und lässt Architekt Florian Birke sprechen: ""Der neue Brunnen ist nicht als Abbild der Realität von uns entworfen worden, sondern als Wasserspiel für Kinder und Erwachsene, künstlerische Interpretation des Rheinverlaufes und als Denkanstoß. Der Rheinverlauf diente als Inspiration, um Wesel eine zusätzliche, in Deutschland vermutlich in der Form einzigartige Wasserskulptur zu geben." Außerdem gibt es hier noch andere Nettigkeiten. Gern ausprobiert wird die Bank mit den beiden Radtrainern. Die Wesel-Wiesel sind noch nicht komplett. In Laufrichtung Großer Markt offenbart sich die Struktur: links Hanseband mit den Namen der Hansestädte, Mitte Flaniermeile, rechts Aktionsband. Vorbehaltlich der endgültigen Optik gibt die RP dem Abschnitt vier von fünf Sternen.

Weiter geht es mit dem Stück bis zur Tücking- und Pergamentstraße. Hier wird die Außengastronomie (Venezia etc.) dichter. Dass kaum ein Platz frei ist, liegt am Wetter, unterstreicht aber auch den Bedarf. Die Leute genießen den Aufenthalt. Auch die Bänke sind besetzt. Hier schaut man dem Leben zu. Der Abschnitt bekommt volle fünf Sterne.

Die dritte Etappe bis Mathenakreuz ist naturgemäß die mit der höchsten Passantenfrequenz. Dennoch tritt man sich kaum auf die Füße. Kinder lieben das nasse Spiel auf dem Fontänenfeld. Alle Sitzmöglichkeiten sind beliebt. Gastronomie nimmt zu. Die RP gibt vier Sterne.

Viehtor: Die Strecke bis zum Leyensplatz gehört schon fast zum Stadtbild. Vor zwei Jahren wurde sie fertig. Hier lässt sich am Besten erkennen, wie die Bepflanzung der Hochbeete bald im Ganzen wirken wird. Zurzeit blühen tolle Blumen. Hier sieht man aber auch, was unachtsamer Umgang mit einem Imbiss dem freundlich hellen Pflaster antut. Wenn jeder aufpasst, nicht zu kleckern, sein Kaugummi ordentlich entsorgt und keine Tauben füttert, dann sieht es hier gleich noch viel besser aus. Leerstände weichen, und auch in den oberen Etagen wird die Optik besser. Die RP sagt: drei Sterne.

Brückstraße: Der obere Abschnitt bis zum Leyensplatz mit seinem schönen Brunnen ist die nahtlose Fortsetzung vom Viehtor, der untere mit seinen Arkaden wird gerade fertig. Am Freitag fehlten nur noch einzelne Pflastersteine und Kleinigkeiten. Wie am anderen Ende, wo noch gebaut wird, haben auch hier die Passanten frei werdende Flächen sofort erobert. Auch aus Neugier, um zu gucken, wie das nun hier wird. Das hilft dem oft totgeglaubten Stück und letztendlich auch dem Großen Markt. Spielattraktion ist das gut funktionierende Sprachrohr. Was fehlt, ist Außengastronomie. RP-Urteil: ausbaufähig. Das sind drei Sterne.

Fazit: Die Meile kommt an, wirkt frisch. Gesamturteil: ziemlich "gut" mit Potenzial zu "sehr gut".

(RP)
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