Kreis Wesel Frau, die rote Bastionen stürmt

Kreis Wesel · CDU hat gestern Sabine Weiss als Nachfolge-Kandidatin für die scheidende Bundestagsabgeordnete Ilse Falk präsentiert. Die amtierende Dinslakener Bürgermeisterin will den Wahlkreis Wesel I erstmals direkt holen.

Sabine Weiss weiß, was sie will. Und sie pflegt ihre Ziele zu erreichen. Auch wenn es zunächst, nüchtern betrachtet, noch so aussichtslos erscheint. Die amtierende Dinslakener Bürgermeisterin jedenfalls ist fest entschlossen, bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr den Wahlkreis Wesel I für die CDU erstmals direkt zu holen. "Wenn ich das nicht wollte, wäre ich eine schlechte Wahlkämpferin", sagte die Noch-49-Jährige gestern mit ungekünsteltem Selbstbewusstsein, "und das bin ich nun mal nicht." Fast zehn Prozent-Punkte bemaß zuletzt der Abstand, den die scheidende Mandatsträgerin Ilse Falk (64) auf ihren Gegenkandidaten Dr. Ulrich Krüger hielt. Für die designierte Nachfolgerin eher Ansporn als respektable Größe. "Ich bin kampferprobt und geübt darin, Genossen zu Fall zu bringen." Bescheidenheit klingt anders.

Ilse Falk, seit 18 Jahren im Bundestag, hat das Talent ihrer ausgeguckten Nachfolgerin früh erkannt. In ihrem Xantrener Wohnzimmer, so erzählte die Vize-Fraktionschefin der CDU im Bundestag, habe man Kommunalwahlkampf '99 Strategien durchgespielt. Hinterher, so Falk, habe sie ihrem Mann gesagt: "Das wäre eine geeignete Nachfolgerin." Ein weitsichtiges Urteil. Erste Signale, dass sie für höhere Aufgaben bereit stehe, sandte Sabine Weiss vor knapp zwei Jahren.

Pofalla gibt Blanko-Fahrschein

Dass die innerparteiliche Auswahl erneut auf eine Frau fällt, ist sicher kein Zufall. "Für uns ist es wichtig, Frauen in Funktionen zu bringen", sagte CDU-Kreis-Vorsitzende Marie-Luise Fasse weiblich korrekt. "Frauen bringen einen anderen Blickwinkel mit in die Politik." Sie habe "mit mehreren Frauen" Gespräche geführt. Richtig ist aber nach RP-Informationen wohl auch, dass Roland Pofalla, CDU-Bezirkschef und General der Bundespartei, nur einer Frau über einen aussichtsreichen Listenplatz praktisch den Blanko-Fahrschein nach Berlin ausstellen wollte.

Das machte der Juristin an der Stadtspitze in Dinslaken wohl den Entschluss leichter, "in meinem Alter noch einmal was Neues zu wagen". Sabine Weiss ließ gestern keinen Zweifel daran, dass sie für den Hauptstadt-Job etwas aufgibt, was ihr am Herzen liegt: "Ich hätte in Dinslaken auch 2009 gewonnen."

Nun aber soll's Berlin sein, und Sabine Weiss sieht's als Vorteil, dass Kommunal- und Bundestagswahl im nächsten Jahr zeitlich nicht zusammenfallen. Die erfahrene Wahlkämpferin will den Kommunalwahlkampf nutzen, um sich außerhalb Dinslakens, das nicht zu ihrem Wahlkreis gehört, in Position zu bringen. Ihre neue Mission ist ihre alte geblieben, nur auf anderem Terrain. Sabine Weiss sagt, was sie will: "Ganz nah dran sein an den Menschen und für sie Politik machen." Man darf sie beim Wort nehmen.

(RP)
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