Wesel Flüchtlinge sorgen dafür, das Wesel leicht wächst

Wesel · Im Rat wurde kontrovers über das Bislichbad diskutiert / Klaus Schütz bleibt weitere acht Jahre Beigeordneter der Stadt.

So nah liegen Trauer und Freude beieinander: Zu Beginn der gestrigen Ratssitzung gedachten Politiker und Verwaltungsmitarbeiter zunächst dem am Nachmittag verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Nicht lange nach Ende der Schweigeminute brandete dann Beifall auf im Ratssaal - für Klaus Schütz. Der 53-jährige Ordnungsdezernent, der kurz den Raum verlassen hatte, war einstimmig für die Dauer von acht Jahren zum Beigeordneten wiedergewählt worden. "Herzlichen Dank für das Vertrauen, ich werde weiterhin alles geben", sagte Schütz und sprach vor allem seinen Mitarbeitern ein dickes Lob aus, ohne die er "hier nicht so entspannt sitzen könnte."

Lobende Worte fand gestern auch Kämmerer Paul-Georg Fritz bei seiner traditionellen Rede zur Einbringung des Haushaltes, in der es mehrfach auch um das Thema Flüchtlinge ging. Im Vergleich zu vielen anderen Städten würden in Wesel die Asylbewerber freundlich aufgenommen. Ohne das Engagement der vielen ehrenamtlich tätigen Bürger "war und ist das nicht zu schaffen. Dafür meinen Dank", sagte Fritz. Herzlicher Applaus.

Der so nicht erwartete Strom der Flüchtlinge sorgt übrigens dafür, dass die Zahl der in Wesel gemeldeten Frauen, Männern und Kindern langsam wieder ansteigt: Von unter 62 100 Mitte des Jahres auf jetzt 62 185. Und in diesen Zahlen seien noch längst nicht alle 1300 in Wesel lebenden Flüchtlinge enthalten, so Fritz. Die Kosten für die Versorgung der Menschen in den beiden Notunterkünften (Lippeglacis, Trappstraße) übernimmt zu 100 Prozent das Land. Für die 518 Asylbewerber, die der Stadt zugewiesen wurden, werde das Land ab 2016 jeweils 10 000 Euro überweisen, so Fritz.

Während fast alle Tagesordnungspunkte im Minutentakt ohne jeden Redebeitrag einstimmig abgenickt wurden, gab's beim Thema Bislichbad eine heiße Diskussion. Norbert Segerath (Linke) forderte die Ratsmehrheit auf, den im Mai getroffenen Entschluss, das Lehrschwimmbecken Mitte 2016 zu schließen beziehungsweise an einen Trägerverein zu übergeben, zurückzunehmen. Ähnlich äußerten sich auch Thomas Moll (WfW; "Ein vernünftiges Bad wäre besser als drei") und Hilmar Schulz (WWW/Piraten; "Wir brauchen Konzept für alle Bäder"). Und auch Ulrich Gorris (Grüne) sprach sich dafür aus, eine Entscheidung erst im nächsten Jahr zu treffen. Schließlich seien noch so viele Fragen ungeklärt. Von der Kritik völlig unbeeindruckt zeigten sich SPD, CDU und FDP. Und so wurde mehrheitlich beschlossen, dass Verwaltung und Bäder GmbH ein Konzept für eine Übertragung des Lehrschwimmbeckens an einen Trägerverein erstellen sollen.

(RP)
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