Schermbeck Fliehende Pferde prallen gegen Autos

Schermbeck · Acht Pferde sind in der Nacht zu gestern von einer Koppel in Gahlen ausgebüxt. Es kam zu zwei Verkehrsunfällen. Ein Tier verendete, ein Mann (49) wurde verletzt. Ein umgekippter Hochsitz hatte den Weidezaun niedergedrückt.

 Dieser Hochsitz war auf den Zaun der Koppel gestürzt und hatte so dazu geführt, dass sich die Pferde den Weg in die Freiheit bahnen konnten.

Dieser Hochsitz war auf den Zaun der Koppel gestürzt und hatte so dazu geführt, dass sich die Pferde den Weg in die Freiheit bahnen konnten.

Foto: Malz

Stockdustere Nacht, plötzlich springt ein Tier auf die Fahrbahn — eine Situation, vor der sich wohl jeder Autofahrer fürchtet. Genau das ist einem 49-jährigen Mann aus Marl in der Nacht zu gestern auf der Östricher Straße (L 463) in Gahlen passiert. Es handelte sich dabei nicht um einen Wildunfall, sondern um einen Zusammenstoß mit einem Pferd, das unvermittelt auf die Straße sprang. Der Mann wurde an der Unfallstelle notärztlich versorgt und in ein Krankenhaus gebracht. Das Pferd verendete noch vor Ort. Sachschaden: rund 10 000 Euro. Acht Pferde waren in der Nacht zu Montag von der Gahlener Weide ausgebrochen. Ursache war wahrscheinlich ein umgestürzter Hochstand, der einen Weidezaun niedergedrückt hatte.

 Das Autowrack lässt die Wucht erahnen, mit der Pkw und Pferd zusammengestoßen sind. Der 49-jährige Fahrer wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

Das Autowrack lässt die Wucht erahnen, mit der Pkw und Pferd zusammengestoßen sind. Der 49-jährige Fahrer wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Fast zeitgleich gegen 4.30 Uhr wurde ein weiterer Unfall gemeldet. Auf der Gahlener Straße in Hünxe kam es nach Polizeiangaben ebenfalls zu einem Zusammenstoß mit einem Pferd. Am Lkw des Fahrers (53) aus Voerde entstand kein Schaden, das Pferd suchte das Weite, wurde aber gestern Morgen leicht verletzt eingefangen. Wie kamen die Pferde auf die Straße? Anwohner an der Bruchstraße in Gahlen hatten bereits gegen 2 Uhr freilaufende Pferde gemeldet, mehrere Streifenwagen hatten daraufhin nach den Pferden gesucht. Wenig später stellte sich heraus, dass acht Pferde von einer Koppel des Quellenhofs ausgebüxt waren. Ein Drama.

Um 4 Uhr war für Monika Hüfing und ihren Vater Heinz Große-Gung vom Quellenhof die Nacht vorbei. Das Telefon hatte geklingelt. Nachdem ihre Schwester die Nachricht überbracht hatte, beteiligte sich Monika Hüfing mit ihrem Schwager an der Suche nach den Pferden. Bis nach Dorsten und Gartrop waren zwei der panischen Tiere gelaufen — eine enorme Entfernung. "Wir haben erst gedacht, das kann doch nicht. Das ist völlig untypisch für solche Tiere", sagt sie. Und auch Vater Heinz Große-Gung stellt fest: "Dass Pferde so weit wegrennen, habe ich noch nie erlebt."

"Um kurz vor neun Uhr rief uns dann jemand an und sagte, eines der Pferde stehe in ihrem Vorgarten", erzählt die 30-Jährige. Bis zum Morgen waren die sieben lebenden Pferde wieder eingefangen und in Ställen nahe der Fundorte untergestellt worden. Mit einem Pferdetransporter wurden am Vormittag alle Tiere eingesammelt und zurück zum Quellenhof gebracht. Sie haben kleinere Verletzungen wie Schürfwunden. Das Pferd, das mit dem Lkw zusammengestoßen war, zog sich eine blutige Verletzung am Hinterbein zu. "Das ist aber halb so schlimm, viel schlimmer ist der Schock", sagt Monika Hüfing. Der Schock, dass durch eines ihrer Pferde ein Mensch zu Schaden gekommen war, war Monika Hüfing und Heinz Große-Gung deutlich anzumerken. Bereits gestern Morgen hatten sie versucht, Kontakt zum Fahrer aus Marl aufzunehmen, um sich nach dessen Befinden zu erkundigen. "Der Mann ist verletzt, aber nicht in Lebensgefahr", sagt Heinz Große-Gung.

Wie war es überhaupt zu dem folgenschweren Zwischenfall gekommen? Im Hellen scheint der Grund dafür eindeutig: Ein Jäger-Hochsitz war — wohl durch den starken Wind — umgestürzt und hatte den Weidezaun zerstört. Die Abdrücke der Pferdehufe lassen darauf schließen, dass sich die Tiere hier ihren Weg gebahnt haben. Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an. Beispielsweise bleibt die Frage, warum die Pferde ihre heimische Wiese verlassen haben.

(RP)
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