Wesel Flender reißt alte Gießerei ab

Wesel · Einsturzgefährdeter Flender-Backsteinbau verschwindet – 130 Arbeitsplätze ab 2008 nach Friedrichsfeld und Bocholt verlegt – Bürgermeisterin Westkamp berät heute mit Flender-Vorstand über künftige Nutzung des Areals

Gestern Vormittag begann der Abriss der alten Gießerei an der Brüner Landstraße. Er ist erstes sichtbares Zeichen dafür, dass das Flender-Werk in Wesel Zug um Zug seine Tore schließen wird. Von Frühjahr 2008 bis voraussichtlich 2011 verliert die Stadt 130 überaus wichtige Industriearbeitsplätze. Mal wieder – nach Siemens, Flachglas und Ursa. Außerdem verlässt Wesel ein Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber von Weltruf. Tröstlich nur, dass alle Mitarbeiter in den Flender-Werken Bocholt und Friedrichsfeld eine neue Anstellung finden und dort künftig tonnenschwere Gussgehäuse für Großgetriebe veredeln.

Baumarkt ist ausgeschlossenfi“

Doch was wird aus dem knapp 56 000 Quadratmeter großen Areal, auf dem mit Altlasten zu rechnen ist? Diese Frage kommt heute bei einem Gespräch zwischen dem Flender-Vorstand und Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp auf den Tisch. Während Flender es nach Auskunft von Chefjustiziar Dr. Michael Pehlke am liebsten sähe, wenn die Stadt das Grundstück erwerben und dann nach eigenen Vorstellungen entwickeln würde, hält sich Westkamp mit Details zu ihrer Strategie zurück. Vieles spricht jedoch dafür, dass die Stadt und Flender gemeinsam eine Lösung anstreben werden. Der bislang gültige Bebauungsplan für das Flender-Areal sieht kleinteiliges Gewerbe vor, für das es bereits Nachfrage geben soll. „Dieser Bebauungsplan schließt die Ansiedlung von innenstadtschädlichen Handelsflächen aus“, so Westkamp. Ein Super- oder ein Baumarkt sind demnach an dieser Stelle nicht möglich. Außerdem hofft die Bürgermeisterin auf mittelständische Unternehmen, die viele neue Arbeitsplätze schaffen könnten.

Darüber, dass die einsturzgefährdete und seit vielen Jahren leerstehende Gießerei-Ruine, aus deren Dachrinnen bereits kleine Bäume ragten, innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen dem Erdboden gleichgemacht wird, freut sich Westkamp ganz besonders. Denn schließlich habe sie bei ihrem letzten Gespräch mit dem Flender-Vorstand im August auf mögliche Gefahren hingewiesen. Der Abriss sei die Reaktion der Firma auf ihre Sorge, „dass Kinder oder Jugendliche in der Ruine eindringen und Schaden nehmen könnten“.

(RP)
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