Wesel Flachglas will mit Leuchtglas ans Licht
Wesel · Die Sanierer setzen für das angeschlagene Weseler Werk auf nagelneue Spezialprodukte wie das besonders gut nachleuchtende Delodur Lumi. Das NRW-Wirtschaftsministerium zeigt sich für Hilfe gesprächsbereit.
Flachglas will Licht ins Dunkel bringen. Die für die Sanierung des insolventen Weseler Werks Verantwortlichen setzen auf ihre Neuheit, das stark nachleuchtende Delodur Lumi (RP berichtete). Es kommt für viele Einsatzgebiete infrage. Sanierungsexperte Frank Thiele (58), Rechtsanwalt aus Köln, und Vertriebs-Geschäftsführer Dirk Plogmann (41) aus Hasbergen, stellten der RP die Bandbreite vor.
Im komplett abgedunkelten Showroom war das Licht nur ganz kurz an. Wenn es ausgeschaltet ist, zeigen die phosphoreszierenden Scheiben sofort, was sie können. Der Clou: Sie tun es mindestens vier Stunden. Glasplatten mit Feuerlöscher-Symbol und dem Fluchtweg-Hinweis verdeutlichen den Sicherheitsgedanken. "Beim Hurrikan Sandy in New York funktionierte nur ein Notstromaggregat, weil es auf einem Wolkenkratzer stand. Alle anderen standen im Keller und waren ausgefallen", sagt Thiele. Dauerhaft nachleuchtende Flachglas-Produkte sollen Menschen in schlagartig finsteren U-Bahnhöfen, Büros oder Einkaufszentren künftig den Weg in Sicherheit zeigen.
Auch Wartehäuschen an Bushaltestellen, gerade in ländlichen Gebieten wie dem Kreis Wesel, könnten mit dem Leuchtglas bestückt werden. Interesse gibt es schon aus der Türkei, die einerseits wirtschaftlich im Aufschwung ist, andererseits große Erdbeben erwartet und nach Angaben der Bundesregierung 400 Milliarden Dollar in Sicherheit investieren will. Da käme es Flachglas gerade recht, wenn bei Nachrüstungen oder Neubauten das neue Produkt zum Einsatz käme.
Noch herrscht ein helles Grün vor, doch will der Weseler Bauglas-Spezialist seine Stärken auf dem Gebiet Farbe ausspielen. Mit Orange- und Rottönen werde bereits experimentiert, sagt Plogmann. Man wolle auch Designer ansprechen, Architekten, die Fassaden einen besonderen Pfiff geben wollen. Kombinationen mit LED-Solarpaneelen sind dabei. In der Regel reicht normales Tageslicht, um die mit phosphoreszierenden Partikeln beschichteten, wartungsfreien Scheiben lange nachleuchten zu lassen. Und der Gedanke, dass dies die Landesregierung interessieren könnte, liegt nah.
NRW, so Frank Thiele, wolle Vorreiter sein in Sachen Klimaschutz und Energiewende. Zwei Tage nach dem Besuch des SPD-Landtagsabgeordneten Norbert Meesters (RP berichtete) habe sich das Wirtschaftsministerium gemeldet und sich gesprächsbereit gezeigt. Vielleicht könne eine Landesbürgschaft beantragt werden. Die könnte die Verbands-Sparkasse in die Lage versetzen, Flachglas bei Investitionen zu unterstützen. Thiele und Plogmann machen keinen Hehl daraus, dass im Werk manches erneuert werden müsste, um konkurrenzfähiger produzieren zu können. Zum Beispiel für die Bushaltestellen.
Flachglas will mit dem Leuchtglas eine Solorolle spielen, hat einen Exklusivvertrag mit Lieferant NighTec (Bonn). Bis zur Umsetzung der Haltestellen-Idee könnte viel Zeit verstreichen. Flotter könnte Flachglas was Anderes in großer Stückzahl fertigen: das islamische Glaubensbekenntnis in arabischer Schrift und in Form eines betenden Muslims. Es prangt an vielen Hauswänden, wird oftmals angestrahlt. Mit Delodur Lumi ginge es von selbst.
