Niederrhein Filmfestival im Scala „Ein großes Stück Kulturgut für Wesel“

Wesel · Das Niederrhein Filmfestival im Kulturspielhaus Scala feierte – trotz Corona – die Beiträge deutscher, niederländischer und niederrheinischer Filmemacher. Marc Wagenaar, der gleich zwei Preise gewann, lobt die grenzüberschreitende Veranstaltung.

 Marc Wagenaar gewann gleich zwei Preise.

Marc Wagenaar gewann gleich zwei Preise.

Foto: Michael Scholten

Der große Gewinner des dritten Niederrhein Filmfestivals heißt Marc Wagenaar. Sein Kurzfilm „Dante vs. Mohammad Ali“, der bildstark und stilvoll die aussichtslose Liebe zwischen zwei jungen Dorfboxern schildert, gewann sowohl den Hauptpreis in der Kategorie Niederlande als auch den Publikumspreis. In der Kategorie Deutschland siegte der Kurzfilm „Comments“, für den Jannis Alexander Kiefer übelste Hasskommentare aus dem Internet in schwer erträgliche Bilder übertrug. Alle drei Preise sind mit je 500 Euro dotiert.

Während sich Kiefer per Videobotschaft aus Berlin bedankte, nahm Wagenaar die silberne Kopfweide, die Urkunden und die Schecks persönlich im Scala Kulturspielhaus entgegen. Der Absolvent der niederländischen Filmakademie lobte die Weseler Veranstaltung. In seinem Heimatland sei ihm kein Festival bekannt, das dem deutschen Film ein vergleichbares Forum biete, wie es das das Niederrhein Festival für niederländische Beiträge tue. Für ihn sei das Festival auch eine gute Gelegenheit gewesen, den eigenen Film aus einer neuen Perspektive zu betrachten. 2018 gedreht, habe er „Dante vs. Mohammad Ali“ stets mit professioneller Distanz gesehen, doch nun habe der Film auch bei ihm Gefühle ausgelöst. „Vielleicht“, mutmaßte Marc Wagenaar, „liegt das an der Corona-Zeit.“

Ohnehin hatte Corona das dritte Niederrhein Filmfestival fest im Griff: Nicht nur, weil es um ein halbes Jahr verschoben und auf einen einzigen Tag verkürzt werden musste, sondern auch wegen des ausgefeilten Hygienekonzeptes und der auf 80 begrenzten Besucherzahl. „Wir haben lange überlegt, ob es überhaupt geht, ein Niederrhein Filmfestival unter diesen Umständen stattfinden zu lassen“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. „Es geht sehr gut!“

Moderator David Zabel nannte dann auch die wichtigsten Zutaten für ein erfolgreiches Festival in schwierigen Zeiten: „Mut, Herzblut, Leidenschaft und Ehrenamt.“ All das träfe auf den Verein Filmkultur am Niederrhein und das Scala zu. Festivalleiter Stephan Hanf erklärte: „Kultur ist wichtig für Wesel, und das Scala ist wichtig für Wesel.“

Reinhard Hoffacker von der Sparkasse sagte dem Scala und dem Festival weiterhin Unterstützung zu, da beide „ein großes Stück Kulturgut für Wesel“ seien. Wie inspirierend die Kurzfilme im Scala sein können, demonstrierte Hans-Jürgen Schröder. Der Weseler Künstler war erst durch das Festival 2019 auf die Idee gekommen, einen eigenen Film zu drehen. Sein aus 6000 Kohlezeichnungen animierter Kurzfilm „Strömungen“ lief zum Auftakt der Abendgala mit drei weiteren Beiträgen von Filmemachern aus Wesel und Umgebung.

Lars Giesen aus Bislich zeigte in seinem Roadmovie „Die 10 Gebote für den Papst“, wie er 2018 mit Sascha Dörger aus Mülheim in den Vatikan reiste, um Papst Franziskus das Konzept für eine Ausstellung über die zehn Gebote zu präsentieren. Mit Charme und Geschick luchste Giesen dem Heiligen Vater das Käppi ab. Die „Reliquie“ war im Scala zu bestaunen.

Filmfestival-Urgestein Lars Böhnke präsentierte (in Abwesenheit) seine neue Mongolei-Dokumentation, während der Dinslakener Adnan G. Köse das von ihm geschriebene, produzierte und gespielte Kammerspiel „Der Degustator“ im Gepäck hatte. Darin konfrontiert ein Holocaust-Überlebender fast 40 Jahre nach Kriegsende den verantwortlichen Obersturmbannführer mit seinen sadistischen Morden.

(ms)
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