Feuerwehr in Gahlen Bereitschaft zum Neubeginn war groß

Schermbeck · Vor 75 Jahren, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, waren Gahlener Feuerwehrleute nur kärglich ausgestattet. Ein Blick in die Geschichtsbücher.

 Gahlener Feuerwehrleute bei der Rückkehr aus dem Aap von einer Übung vor 75 Jahren

Gahlener Feuerwehrleute bei der Rückkehr aus dem Aap von einer Übung vor 75 Jahren

Foto: Repro: Helmut Scheffler

Eine 300 Quadratmeter große Fahrzeughalle mit einem stattlichen Fuhrpark ergänzt seit dem Jahre 2020 das Gerätehaus des Löschzuges Gahlen. Welch enorme Entwicklung der Löschzug in den letzten 75 Jahren erlebt hat, wird besonders bei einem Rückblick auf die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich.

„Unmittelbar nach dem Krieg begann die Feuerwehr wieder ihre Arbeit“, heißt es in der Festschrift, die anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Löschzuges im Jahre 2013 erschien. Im März 1945 fuhr die Wehr ihren letzten Einsatz zu einem Wohnhaus an der Kirchstraße gegenüber der Kirche, bevor die Wehr von der vorrückenden Front in die Flucht getrieben wurde. Das alte Schützenhaus wurde im Jahre 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört.

„Erst im Mai 1945 ergriff Hermann Kleinelsen die Initiative zur Neugründung der Wehr“, heißt es in einem Presseartikel aus dem März 1987, der auf der Basis eines Gespräches mit den Feuerwehrleuten Helmut Rademacher und Friedhelm Vengels entstand.

In der Gaststätte von Theodor Benninghoven, der von 1913 bis 1939 Brandmeister der Gahlener Feuerwehr war, trafen sich die ehemaligen Wehrleute, die inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren. „Die Bereitschaft zum Neubeginn war groß“, beschrieb Friedhelm Vengels die Bemühungen der Wehrleute im Sommer 1945.

Geräte wurden notdürftig hergerichtet und in Benninghoffs Wagenremise abgestellt. Schneider Bernhard Rademacher half beim Umarbeiten der alten Uniformen. Hakenkreuze wurden entfernt, die unmodernen Stehkragen beseitigt und die frühere Kopfbedeckung, die „Schiffchen“, durch eine schicke Sonntagsmütze aus Beständen der Post und des Kriegervereins ersetzt. Bei Einsätzen wurden schwarzgestrichene Wehrmachtshelme getragen, die man überall im Gelände fand.

Alle 14 Tage übte die Wehr am Kanal. Ein 75 Jahre altes Foto zeigt Gahlener Wehrleute, die im Jahre 1946 von einer Übung aus dem Aap zurückkamen. Bei Einsätzen wurden die Gerätschaften mit Ernst Benninghoffs „Wanderer“ von ihm selbst oder von seinen beiden Töchtern Emma und Luise zur Brandstelle gefahren, sei es zum Brand des Ersatzteillagers der Westdeutschen Quarzwerke oder zu den Waldbränden im Gartroper Busch, welche die Wehrleute mit Feuerpatschen bekämpften. Häufig mussten auch brennende Kornhaufen gelösht werden, die damals auf den Feldern standen und sich meistens selbst entzündeten.

Etwa seit 1947 wurde mit der systematischen Fortbildung der Wehrleute begonnen. Dreizehn Männer gehörten 1947 zum Löschzug II der Amtsfeuerwehr Gahlen, der vom Brandmeister Ernst Krebbing geleitet wurde. Eine Handdruckspritze und vier Fahrräder wies die Statistik aus.

An der Landesfeuerwehrschule in Warendorf lernten die Gahlener Feuerwehrmänner moderne Einsatzgeräte kennen. Die fehlten zwar noch in Gahlen, dafür war man stolz auf „Protus“, einen ausgedienten Polizei-Überfallwagen aus dem Jahre 1928, den die Gahlener für 600 Mark im Jahre 1949 von der Lüdinghausener Feuerwehr erworben hatten.

Der hatte eine Lenkung auf der rechten Seite und musste mit einer Kurbel angetrieben werden. Die breiten Blattfedern, die vorne herausschauten, wurden hinter einem vorgeschweißten Rohr versteckt, um dem Vehikel ein modernes Aussehen zu geben.

1952 wurde „Protus“, der als Materialtransporter beim Bau des neuen Gerätehauses wertvolle Dienste geleistet hatte, durch den „LF 8“, einen Opel-Blitz, ersetzt. Eine neue Ära der Gahlener Feuerwehrgeschichte begann.

Am 30. September 1952 wurde auf dem von der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellten Gelände (auf dem jetzigen Areal des Hotel-Restaurants El Capitan) ein neues Verwaltungsgebäude mit Arrestzellen und integriertem Gerätehaus vom Amtsbürgermeister Gerpheide eingeweiht.

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