Rp-Thema Die Luftlandung Der Alliierten Im März Vor 70 Jahren Faszinierende Fotos der Erinnerung

Wesel · Hamminkelner Realschüler ließen sich an Originalschauplätzen, an denen vor 70 Jahren Kriegsfotos entstanden sind, ablichten. Per Montage verschmelzen die Bilder miteinander. Heute sind die Fotos im Foyer des Rathauses zu sehen.

 Thomas Pelzer hält den Laptop, auf dem ein Projektfoto zu sehen ist. Rechts: Lehrer Ludger Geisler, dahinter Frank Feggeler (l.) und Egbert Hense.

Thomas Pelzer hält den Laptop, auf dem ein Projektfoto zu sehen ist. Rechts: Lehrer Ludger Geisler, dahinter Frank Feggeler (l.) und Egbert Hense.

Foto: Malz

Als die Schüler der Klasse 10 d der Heinrich-Meyers-Realschule in Hamminkeln Freitag zum ersten Mal die Ergebnisse des Projektes, dessen Teil sie gewesen waren, zu Gesicht bekamen, da waren sie durchaus beeindruckt. Die Idee zu diesem Projekt hatte ihr Geschichtslehrer Frank Feggeler gehabt. Er war auf Weltkriegsbilder von Sergey Larenkov gestoßen, der in ganz Europa Fotos aufnahm und sie per Foto-Montage in direkte Interaktion mit Bildern setzte, die im Zweiten Weltkrieg am selben Ort und aus der selben Perspektive entstanden waren.

Und genauso gingen Feggeler und seine Schüler auch bei ihrem Projekt vor. Sie suchten Schauplätze in ihrer Stadt auf, an denen vor 70 Jahren im Rahmen der Operation Varsity Foto-Aufnahmen gemacht worden waren und ließen sich dort ebenfalls ablichten. Zum Hintergrund: Varsity gilt als größte Luftlandeoperation des Zweiten Weltkrieges und ging in die Geschichte ein. Beim Schulprojekt wurden beide Fotos übereinander gelegt. Sie verschmolzen sozusagen zu einem Bild. Für die hervorragende Umsetzung dieser Foto-Montage war Technik-Lehrer Ludger Geisler verantwortlich. Die Botschaft des Projektes: Eine Zeit-Brücke über 70 Jahre Geschichte, die zwischen Alliierten und Deutschen (ehemals "Besatzer" und "Besiegte") geschlagen werden soll.

Fünf Motive an unterschiedlichen Stellen in Hamminkeln entstanden so. "Der Aufwand war nicht unerheblich. Es ging darum, die exakte Position herauszufinden, aus der das historische Foto gemacht wurde und auch die Position der Menschen, die auf dem Foto zu sehen sind", erzählt Frank Feggeler. Der Verkehr musste kurzzeitig angehalten werden, mit Kreide wurden die Positionen markiert und dann brachten sich die Schüler selbst in Stellung.

Das Resultat ist faszinierend. An der Kreuzung Diersfordter Straße/Markstraße mischen sich die Realschüler wie zufällig unter die vor 70 Jahren an dieser Stelle versammelte Dorfbevölkerung, die dort einem schwer bewaffneten britischen Soldaten gegenübersteht. Ein anderes Bild an der Ecke Diersfordter Straße/Bislicher Straße zeigt eine Gruppe von Schülern, die per Handy scheinbar Fotos von einem vorbei fahrenden Panzer machen. Und an der Kreuzung Markstraße/Ringenberger Straße sieht es so aus, als würden die Schüler die deutschen Kriegsgefangenen, die von britischen Soldaten eskortiert werden, ein Stück ihres Weges begleiten.

"Es ist wirklich interessant, sich selbst auf diesen Fotos zu sehen", sagt Johanna Majert-Tinnefeld. Ihre Mitschülerin Juliane Bonn fügt hinzu: "Ehrlich gesagt, habe ich geglaubt, dass das nicht mehr als Amateur-Fotos werden. Dass sie so gut werden, hätte ich nicht gedacht." Ann-Kathrin Scholten fühlt sich "fast schon verbunden" mit den Leuten, die auf dem Originalbild zu sehen sind, und Lion David Schlabes gesteht, dass er "keine Verbindung zu den Fotos hatte, als wir sie gemacht haben. Doch jetzt finde ich es sehr eindrucksvoll."

Heute werden die Fotos im Rahmen der Gedenkfeier, die es anlässlich des 70. Jahrestages der Luftlandung in Hamminkeln geben wird, erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Im Foyer des Rathauses sind jeweils die alten und neuen Aufnahmen sowie die Foto-Montagen zu sehen.

Ebenfalls bemerkenswert ist ein Buch, das nach einer Idee von Religionslehrer Egbert Hense entstanden ist. Er hat zwischen 2006 und 2013 jeweils Schüler der zehnten Klassen mit der Aufgabe bedacht, ihre Gedanken unter dem Stichwort "Warum soll ich mich erinnern?" niederzuschreiben. Herausgekommen sind eindrucksvolle Ansichten gegen das Vergessen. Eigenständige Formulierungen von Schülern, die sich mit der Schreckenszeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt haben.

(me)
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